Fische müssen umziehen Gehrenbachsee in Schwerte wird trocken gelegt

Dringende Reparatur: Gehrenbachsee in Schwerte-Ost wird trocken gelegt
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Die Aktion am Gehrenbachsee in Schwerte-Ost war spektakulär. Industrietaucher mit professioneller Ausrüstung stiegen im Winter 2022 durch den kreisrunden Betonschacht, zu dem ein schmaler Steg von der Lichtendorfer Straße aus führt, ins Wasser.

Doch nicht einmal die Spezialisten konnten den Ablass-Schieber reparieren, der sich am Grund des bis zu 3,40 Meter tiefen künstlichen Gewässers befindet. Es führte kein Weg daran vorbei, das Wasser für die Maßnahme abzulassen.

Ablass schützt den Staudamm

Was nur wenige wissen: Mit einem Volumen 101.200 Kubikmetern gilt der Gehrenbachsee sogar offiziell als Talsperre. Um seinen Staudamm an der Lichtendorfer Straße vor zu großem Wasserdruck oder Überflutung zu schützen, ist in der dortigen Betoninsel der sogenannte Grund-Ablass-Schieber eingebaut.

„Bei routinemäßigen Kontrollen wurde festgestellt, dass der sich nicht mehr bedienen lässt“, erklärt Markus Borchert, Prokurist bei der Stadtentwässerung (SEG). Aus Sicherheitsgründen müsse er dringend repariert werden.

Industrietaucher, Gehrenbachsee, Schwerte-Ost
Einen professionellen Industrietaucher schickten die Stadtwerke im Februar 2022 über den Betonschacht des Ablaufs zur Inspektion in den Gehrenbachsee. © Stadtwerke

Im November 2023 wird deshalb damit begonnen, das Wasser im See langsam abzulassen. Insgesamt drei bis vier Tage werde es dauern, bis es über den Gehrenbach in den Mühlenstrang abgeflossen ist, berichtet Heiko Mühlbauer, Sprecher des SEG-Mutterkonzerns Stadtwerke.

Wenn der Wasserspiegel um die Hälfte gesunken ist, wird vorerst gestoppt, damit ein Spezialunternehmen sich um die Fische kümmern kann: „Die werden dann abgefischt und in Abstimmung mit dem Schwerter Angelverein in anderen Gewässern und unter anderem auch im Vorbecken des Gehrenbach-Stausees wieder ausgesetzt.“

Zur Laichzeit wieder voll

Die meisten Amphibien sollten zu diesem Zeitpunkt den See bereits in Richtung Winterquartier verlassen habe. Davon würden Experten ausgehen, wie Heiko Mühlbauer weiter erklärt: „Die Restpopulation wird ebenfalls eingesammelt und in Sicherheit gebracht.“ Spätestens Ende Februar 2024 solle das Gewässer wieder gefüllt sein, damit Kröten und andere Amphibien zur Laichzeit wieder dorthin zurückkehren könnten.

Gehrenbachsee 1975, Schwerte-Ost
Von Natur an den Ufern war noch wenig zu sehen, als der Gehrenbachsee Ende April 1975 erstmals probeweise aufgestaut wurde. Der Steg zum jetzt defekten Wasserablauf war mit Birken und Fahnen geschmückt. © Oskar Neubauer (A)

Der See unterhalb der Eisenbahner-Siedlung Schwerte-Ost wurde Mitte der 1970er-Jahre als Hochwasser-Rückhaltebecken gebaut, um die Hochwassergefahr für den Mühlenstrang und die Stadt zu verringern. Die Planer legten es als sogenannten Dauerstau an, damit das Gelände nicht nach jedem Hochwasser trockenfällt zu einer sumpfigen, störenden Mulde. Der Bau samt zugehöriger Kanalarbeiten in der Lichtendorfer Straße und im Radweg östlich der Kreinberg-Siedlung kostete rund 850.000 Mark.

Vorher eine Mondlandschaft

Weitere 150.000 Mark wurden für die Begrünung und Gestaltung der Landschaft rund um das Staubecken ausgegeben, die damals noch eher einer Mondlandschaft glich. So entstanden der rund um den See führende Wanderweg und die weiterführende Verbindung zu dem Wirtschaftsweg am nahen Bahndamm.

Anwohnerinnen und Anwohner sowie Hundeliebhaber möchten das kleine Naherholungsgebiet längst nicht mehr missen. Der direkt gegenüber liegende Kinderspielplatz wird derzeit nach langer Sperrung wegen Kieselrot-Belastung von der Stadt saniert und durch eine neue Gestaltung aufgewertet.

Eisenbahner Siedlung, Gehrenbachsee, Schwerte-Ost
Der Gehrenbachsee am Rand der Eisenbahner Siedlung Schwerte-Ost ist zu einem kleinen Naherholungsgebiet geworden. © Reinhard Schmitz

Aufgestaut wurde der Gehrenbachsee übrigens noch in der Ära von Langzeit-Bürgermeister Werner Steinem. Begleitet von Mitgliedern des Rates und der Verwaltung schritt er Ende April 1975 über den mit Birken und Fahnen geschmückten Steg zu der Betoninsel, um sich vom Funktionieren der technischen Einrichtungen zu überzeugen.

Geöffnet wurde der jetzt in die Jahre gekommene Ablass-Schieber – so die damaligen Zeitungsberichte – aber nicht einmal für diesen offiziellen Augenblick. Die mühsam angesammelten ersten Kubikmeter sollten nicht gleich wieder weg fließen.

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