Er fällt, und fällt, und fällt. Unaufhaltsam füllt der Dauerregen zur Unzeit das Becken des Gehrenbachsees in Schwerte-Ost, der eigentlich für Reparaturarbeiten längst trockengelegt sein sollte.
„Er ist jetzt wieder voller als Heiligabend“, bestätigt auf Nachfrage der Kommunikationschef der Stadtwerke Schwerte, Heiko Mühlbauer. Vor dem Weihnachtsfest war das Wasser schon so weit abgelassen, dass der schlammige Grund zutage trat, durch den sich in seinem schmalen, sonst nicht sichtbaren Bett der schmale Gehrenbach schlängelte. Die Fische waren längst in den Grüntalteich umgesiedelt worden.
Reparatur derzeit unmöglich
Doch mittlerweile hat das Gewässer beinahe wieder seine volle Ausdehnung erreicht. Nur die Abbruchkante am hinteren Ufer zeigt, dass der Wasserspiegel ursprünglich noch einmal ein Stück höher gestanden haben muss als aktuell. Die geplanten Arbeiten an dem defekten Ablauf-Schieber müssen deshalb zunächst warten.
„Solange das Wasser läuft wie jetzt, ist er nicht reparierbar“, erklärt Heiko Mühlbauer. Denn man möchte ungern den Schieber anfassen, der derzeit noch eingebaut ist und so die Abflussmenge reguliert, die in Richtung Mühlenstrang weiterfließt: „Es ist gut, dass nicht so viel in den Strang geht.“ Denn dieser Bach durch die Altstadt hat oft mit Rückstau zu kämpfen, wenn die Ruhr an seiner Einmündung Hochwasser führt. Wie eine unsichtbare Barriere bremst dessen kräftiger Druck den Abfluss des Mühlenstrangs in den Fluss.

Ein Problem für das Vorhaben der Stadtwerke ist zudem, dass gar nicht messbar ist, welche Mengen derzeit in den Gehrenbachsee strömen. „Das Einzugsgebiet ist riesig“, verdeutlicht der Sprecher. Es reiche bis nach Lichtendorf und auf die Schwerterheide. Auch die landwirtschaftlichen Flächen ringsherum nähmen längst kein Wasser mehr auf. Statt zu versickern, läuft es so beispielsweise wie ein kleines Rinnsal die Lichtendorfer Straße herab und über den Ufer-Rundweg weiter in den Teich.
Bypass um den Schieber legen
Die Fachleute der Stadtwerke-Tochter Stadtentwässerung (SEG) setzen deshalb auf die Wetterprognosen, die für die nächste Woche trockenere Witterung versprechen. Wenn die Vorhersagen eintreffen, soll eine Art Bypass um den Schieber herumgelegt werden, um den Wasserzufluss umzuleiten, während an der kaputten Klappe gearbeitet wird.
Bei dieser Gelegenheit werde gleichzeitig der Beton des Ablass-Bauwerks saniert und voraussichtlich mit einem schützenden Anstrich aus Kunstharz versehen. Außerdem soll der mit Gittersteinen befestigte Hang am hinteren Ufer mit einer neuen Steinschüttung verstärkt werden.

Und wann kommt der See dann zurück? „Der Plan war, ihn Ende Februar/Anfang März wieder aufzustauen“, erklärt Heiko Mühlbauer. Bei einem Regen, wie er in diesen Tagen durch das Ruhrtal zieht, sei er dann schon innerhalb von zwei Tagen wieder voll.
Dieser Zeitplan soll den Kröten und anderen Amphibien helfen, die zu Beginn des Frühlings zu dem Gewässer hüpfen, um dort ihren Laich abzulegen. Das ist wichtig für den Erhalt der bedrohten Populationen. Denn die Tiere kommen für das Vermehrungsgeschäft immer nur genau dorthin zurück, wo sie selbst aus den Eiern geschlüpft sind.
Eigentlich ein Rückhaltebecken
Der Naturschutz genießt bei dem Vorhaben der Stadtwerke einen hohen Stellenwert, wie der Sprecher betont. Darüber stehe allerdings noch eine Auflage der Bezirksregierung in Arnsberg, dass zunächst die technische Anlage repariert sein muss.
Denn eigentlich handele es sich bei dem Teich ja um ein Regenrückhaltebecken, das lediglich bei seiner Anlage in den 1980er-Jahren schön gestaltet und in die Umgebung eingepasst wurde. Damit erhielt die Stadt in ihren östlichen Bereichen ein kleines Erholungsgebiet, das vor allem von den Bewohnerinnen und Bewohnern der angrenzenden Kreinbergsiedlung gern genutzt wird – nicht nur zur Gassi-Runde mit den Hunden.
Bis zu einem Meter große Wildkarpfen: Experten ziehen tonnenweise Fische aus Gehrenbachsee
Kämpferin für Kröten und Orchideen: Naturschützerin Renate Neuhaus ist mit 83 Jahren gestorben
Das Geheimnis vom Gehrenbachsee: Russen trieben Bunkerstollen bis zur Eisenbahner-Siedlung