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Freie Wähler im Kreis Unna: Helmut Stalz gestorben
Kreis- und Ratspolitiker
Ein plötzlicher Paukenschlag auf der politischen Bühne: Helmut Stalz, der führende Kopf der unabhängigen Wählergemeinschaften im Kreis Unna, ist tot.
Wenn Helmut Stalz fürs Landratsamt kandidierte und damit Michael Makiolla (SPD) herausforderte, sah sich der Außenseiter trotz geringer Chancen nicht als Zählkandidat, sondern gab sich als unerschütterlicher Optimist. „Da reichen 25,1 Prozent, und ich bin Landrat“, sagte der Politiker einmal, der als Markenzeichen und Verkörperung der Freien Wähler im Kreis Unna galt.
Helmut Stalz aus Kamen führte die Freien Wähler als Gruppen- bzw. Fraktionschef im Unnaer Kreistag und im Kamener Stadtrat. Daneben war er in zahlreichen politischen Gremien bis hin zum Kommunalverband Ruhr tätig. Stalz war auch Vorsitzender der Freien Wähler auf Kreisebene und auf Kamener Stadtebene. Dem Landesvorstand Freie Wähler NRW gehörte er als Beisitzer an. Stalz kandidierte für den Landtag, den Bundestag sowie fürs Landratsamt.
Von der SPD zu den Freien Wählern
Stalz, geboren 1953 in Bottrop, aufgewachsen in Oberaden, wohnte auf der Lüner Höhe in Kamen. Beruflich war er im Bergbau verwurzelt, wo er sich um Grubensicherheit kümmerte. Politisch gehörte er fast 20 Jahre der SPD an, bevor er den Sozialdemokraten den Rücken kehrte. „In der programmatische Erneuerung der 90er fand ich mich nicht wieder. In erster Linie war es diese Agenda-Geschichte“, sagte er einmal in Anspielung auf die später von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) umgesetzten Reformen des Arbeitsmarkts und der Sozialsysteme.
In der unabhängigen Wählervereinigung „Bürgergemeinschaft Kamen“ fand Stalz eine neue politische Heimat, daneben bei den Freien Wählern auf Kreisebene. „Ich muss keinerlei parteipolitische Rücksicht nehmen, auch nicht bundes- und landespolitisch, ich kann somit ausschließlich für die Bürger entscheiden“, begründete er einmal seinen Wechsel ins Lager der Unabhängigen.
Eloquenter Redner mit einem Mantra
Stalz galt als Verfechter der interkommunalen Zusammenarbeit – ein Mantra, auf das der eloquente Redner immer wieder zu sprechen kam. Als erklärter Gegner der Ansiedlung großer Logistikzentren prangerte er Flächenfraß und Verkehrsbelastung an. Mit der Bürgerinitiative Umweltschutz zog er gegen den Logistikpark A2 in Bergkamen bis vors Verwaltungsgericht.
Stalz bewies nach seinem täglichen 10-Kilometer-Lauf auch im kommunalpolitischen Ringen einen langen Atem. Der frühpensionierte Bergdirektor war sportlich hochaktiv: Mit Laufen, Schwimmen, Radfahren und Fußball hielt er sich fit. Seine sportliche Heimat war der Turnverein Germania Kaiserau (TVG).
Helmut Stalz ist am 25. Juli im Alter von 67 Jahren an seinem Urlaubsort in Kroatien gestorben.
Jahrgang 1973, aufgewachsen im Sauerland, wohnt in Holzwickede. Als Redakteur seit 2010 rund ums Kamener Kreuz unterwegs, seit 2001 beim Hellweger Anzeiger. Ab 1994 Journalistik- und Politik-Studium in Dortmund mit Auslandsstation in Tours/Frankreich und Volontariat bei den Ruhr Nachrichten in Dortmund, Lünen, Selm und Witten. Recherchiert gern investigativ, zum Beispiel beim Thema Schrottimmobilien. Lieblingssatz: Der beste Schutz für die liberale Demokratie ist die Pressefreiheit.
