
© Monika Kranefeld
Einfach so: An dieser Straße in Schwerte hängen Geschenke an der Leine
Gegen den Corona-Blues
Osterhasen, Kekse, Blumensamen: Ein wenig Freude sollen die Überraschungen, die in den Folienbeuteln an der Wäscheleine hängen, in tristen Corona-Zeiten bringen. Jedes Wochenende gibt es neue.
Darf man wohl? Wie reife Früchte hängen die bunt bepackten Folienbeutel von der Wäscheleine an der Graf-Adolf-Straße herab. Zum Greifen nah locken darin lustige Osterhasen aus Stoff, Karten mit Sinnsprüchen oder Kekse. So viel ist vom Bürgersteig aus mit den Augen zu erhaschen. Es ist aber auch erlaubt, die Hände einzusetzen und ein Päckchen abzupflücken. Ja, das ist sogar erwünscht an dieser Geschenkeleine.
Die „Liebe Gottes“ sichtbar machen
Wer diese nette Aktion gegen die tristen Coronazeiten organisiert hat, verraten große Buchstaben an der Fassade des angrenzenden Hauses Nr. 19: Es ist die Freie Evangelische Gemeinde Schwerte. Seit einem Monat hängen ihre Aktiven an jedem Wochenende neue Überraschungen zum Mitnehmen an die Schnur.
Ausdrücklich sind sie nicht für Mitglieder der Gemeinde gedacht, sondern für alle, die vorbeikommen. „Wir möchten die Liebe Gottes sichtbar machen“, erklärt Heinz Kranefeld, der mit seiner Ehefrau Monika immer neue Füllungen für die Gefrierbeutelchen gestaltet. Mit ihrem Reißverschluss schützen sie den Inhalt sicher vor Wind und Wetter.

Kunstvoll aus einem Spülttuch gefaltet sind die bunten Osterhasen, die in manchen Päckchen an der Leine stecken. © Heinz Kranefeld
Eine ganze Batterie von Osterhasen hat sich auf dem Tisch der Beiden versammelt. Nur bei ganz genauem Hinsehen erkennt man, dass sie aus kunstvoll zusammengefalteten Spültüchern bestehen. In andere Folien werden „Blumentaler“ gesteckt - eine fertige Mischung aus Blumensamen und feuchter Blumenerde, die beim Trocknen in den Mulden von Eierkartons ihre Form erhalten hat.
„Es gibt so viel, was man machen kann“, sagt Monika Kranefeld: „Da sind der Fantasie eigentlich keine Grenzen gesetzt.“ Da gäbe es beispielsweise Hörspiel-CDs für Kinder oder Gutscheine für kleine Präsente aus dem Gemeinde-Café.
Die Idee stammte ursprünglich aus Unna
„Dass es sowas heute noch gibt“, staunt eine Nachbarin, der wie vielen anderen pure Freude ins Gesicht gezaubert wurde. Umgekehrt sind die Initiatoren glücklich, dass ihr Projekt so gut angenommen wird. Die Idee hatte ein Mitglied der Gemeinde auf Fotos aus Unna mitgebracht. Sie waren Ansporn, die Geschenkeleine auch in Schwerte auszuprobieren.
„Es geht weiter bis auf Weiteres“, kündigt Monika Kranefeld an. Immer wieder samstags, manchmal auch schon freitags, hängen Helfer die Beutelchen an der Schnur vor dem Gemeindehaus auf. Um diese stabil befestigen zu können, wurden extra ein paar Holzpfähle in die Wiese des Vorgartens getrieben. Denn der Präsente sind viele. Wie lange es dauert, bis jeweils das letzte seinen glücklichen Finder erreicht hat, ist an jedem Wochenende eine neue spannende Frage.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
