Die Container neben der Gesamtschule, die als Flüchtlingsunterkunft gedient haben, werden wieder abtransportiert. © Bernd Paulitschke
Asylbewerber
Flüchtlings-Container an der Gesamtschule verschwinden wieder
Als 2015 viele Flüchtlinge nach Schwerte kamen, belegte die Stadt Turnhallen und ließ Containerdörfer bauen. Die Container verschwinden jetzt wieder, angepeilte Umnutzungen sind schwierig.
Nur die Fundamente der Container sind noch zu sehen. Die weißen Baracken selbst wurden am Dienstagvormittag abgeholt. Das Flüchtlingsdorf neben der Gesamtschule am Gänsewinkel ist Geschichte.
Eigentlich sollte es erst Ende 2019 abgerissen werden. Bis dahin hatte die Stadt die Container von einer Firma gemietet. Rund 900.000 Euro habe das Projekt gekostet, erklärte Stadtplaner Adrian Mork bei der Eröffnung Ende 2016. „Wir haben mit der Firma nachverhandelt und konnten die Container schon jetzt zurückgeben“, erklärte Sozialdezernent Hans-Georg Winkler am Dienstag. Die Stadt könne dadurch einen größeren Betrag sparen.
Keine Alternative für Stadtparkszene
Ein Umsiedeln dieser Container auf die Looksche Wiese als Treff für die Stadtparkszene oder als Übergangslösung für die Offene Ganztagsschule der Lenningskampschule sei allerdings nicht möglich gewesen. Auch wenn das in den politischen Gremien in der vergangenen Woche diskutiert wurde.
Gedacht war das kleine Dorf an der Grünstraße, um in der Spitze der Flüchtlingswelle die Turnhallen zu entlasten. Denn Rat und Stadtverwaltung hatten auf möglichst schnelle Unterbringung der Geflüchteten in normalen Wohnungen gesetzt. 20 Wohncontainer, Küche und Gemeinschaftsräume umfasste das kleine Dorf, das selten gut besetzt war. 40 der maximal 80 Plätze seien zeitweise belegt gewesen, teilte die Stadt am Dienstagnachmittag mit. Zuletzt wohnte hier niemand mehr. „Wir sind froh, dass wir den Flüchtlingen Wohnungen anbieten konnten, in denen sie deutlich mehr Annehmlichkeiten als hier am Gänsewinkel haben“, so der Erste Beigeordnete Hans-Georg Winkler.
Container in Ergste bleiben als Reserve
Auch die weiteren Container, die die Stadt in Ergste aufstellen ließ, sind nicht mehr bewohnt. Sie würden 30 bis 40 Menschen Obdach bieten und sollen als Reserve vorrätig gehalten werden. Denn selbst, wenn weiterhin so wenig Flüchtlinge nach Schwerte kommen, könnte die Anlage noch gebraucht werden. Das Übergangswohnheim am Großen Feld in Holzen müsste nämlich dringend renoviert werden.
Auf dem Grundstück, auf dem die Container standen, könnte in naher Zukunft eine Filiale der Gesamtschule gebaut werden. Die Stadt plant bereits jetzt, den Baugrund für eine Erweiterung der Schule außerhalb des bisherigen Gebäudes prüfen zu lassen. „Der Abbau der Containeranlage im Gänsewinkel macht den Weg frei, um dem gestiegenen Raumbedarf an der Gesamtschule künftig Rechnung zu tragen“, wird Bürgermeister Dimitrios Axourgos in einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung zitiert.
Dorf war nie unumstritten
Das Dorf an der Grünstraße war bei seiner Planung vor drei Jahren nicht unumstritten. Nachbarn hatten vergeblich gegen die Errichtung geklagt. Bereits damals hatte man versprochen, dass es sich um eine Übergangslösung handeln werde. Angemietete andere Unterkünfte folgten. Doch nach und nach griff der Ansatz, den Menschen normale Wohnungen zu vermitteln.
Mittlerweile ist die reine Unterbringung der Geflüchteten nicht mehr das Hauptproblem. Die Flüchtlinge seien angekommen und bräuchten nun Begleitung, um sich auf ihre Art und Weise in die Kommunen zu integrieren, betont Savas Beltir, seit Februar 2018 Mitarbeiter im Kommunalen Integrationszentrum des Kreis Unna (KI). Dort will man Integrationskonzepte für alle Kreiskommunen erarbeiten. Aktuell geht es nicht mehr um Unterkunft und Deutschkurse, sondern um Arbeit, die Anerkennung ausländischer Zeugnisse oder eine Ausbildung.
Flüchtlingszahlen sinken in ganz Deutschland
Nicht nur in Schwerte sinken die Zahlen der Asylbewerber. Nach den Zahlen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge gingen die Asylanträge bundesweit deutlich zurück. Waren es 2016 noch über 745.000 Menschen, die in Deutschland Asyl gesucht haben, sank die Zahl 2017 auf rund 220.000 Anträge. Für das laufende Jahr hat das Bundesamt für Migration bislang 110.324 Anträge in seinen Statistiken aufgelistet. Weltweit sieht die Situation allerdings anders aus. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) gibt die Anzahl der Flüchtlinge (die in ein anderes Land geflohen sind) weltweit mit 25,4 Millionen an. Die Steigerung von 2016 auf 2017 sei die höchste in der Geschichte des UNHCR.
Und auch wenn Europa sich abschottet. Bei der Stadt will man wenigstens für alle Fälle gewappnet bleiben. Auch deshalb mag man die Container in Ergste nicht abbauen. Noch zu gut hat man in Erinnerung, als man , sich um den Haushalt zu sanieren von den Übergangswohnheimen an der Hörder Straße und an der Schützenstraße trennte, um dann, wenige Jahre später, als die Zahlen so deutlich stiegen, neue Objekte suchen zu müssen.
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