An der Binnerheide in Schwerte-Ost

Firma stellt Stacheldrahtzaun gegen Flüchtlinge auf

Abgesägte Stahlprofile und Nato-Sicherheitsdraht mit rasiermesserscharfen Klingen: Mit einem Zaun wie aus einem Kriegsgebiet schottet sich eine Firma in Schwerte-Ost gegen eine benachbarte Flüchtlingsunterkunft ab - weil deren Bewohner für einen besseren Handy-Empfang das Grundstück betreten haben.

von Martin Krehl

SCHWERTE-OST

, 19.10.2016 / Lesedauer: 3 min

Die Stadt prüft noch, wie ordnungsbehördlich gegen das „Bauwerk“ vorgegangen werden kann, das neuerdings eine Grundstücksgrenze auf der Binnerheide markiert. Zwischen dem städtischen Grundstück Binnerheide 27 und dem Grundstück der Firma Hesse steht auf einigen Metern Länge ein seltsamer Verhau aus Profilstahlstreben und Stacheldraht mit rasiermesserscharfen Klingen.

Zwei Dutzend Asylbewerber

Die Stadt hat Anfang des Jahres das Gebäude, in dem früher ein Getränkediscount war, gekauft und als Wohnheim umgebaut. Die Wohnungen im Obergeschoss sind vermietet. In der Binnerheide 27 leben gut zwei Dutzend Asylbewerber.

Jutta Pentling vom Beschwerdemanagement im Rathaus fehlten am Mittwoch die Worte: „So etwas ist uns in der Verwaltung bisher noch nicht begegnet. Wir prüfen, was wir tun dürfen und tun müssen“. Zunächst mal soll Flatterband die Geflüchteten davor schützen, dem Grenzbauwerk zu nahe zu kommen.

Die ehrenamtlichen Helfer vom Arbeitskreis Asyl sind entsetzt und empört. Weil die Stadt die Wohnheime für Geflüchtete nicht mit WLAN ausstattet, müssen die Bewohner sich etwas einfallen lassen, wenn sie Kontakt zu ihrer Familie in der Heimat halten wollen. Auf der Binnerheide genügen ein paar Schritte auf das bisher nicht eingezäunte oder beschilderte Nachbargrundstück, schon ist die Verbindung besser.

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Worten folgen Taten

Rolf Siegel, seit 2015 einer von zwei Geschäftsführern der alteingesessenen Stahlfirma Hesse, habe zuerst ja versucht, in Gesprächen mit den Bewohnern und den zuständigen städtischen Sozialarbeitern das Betreten des Nachbargrundstückes zu verbieten.

So erzählen es die Arbeitskreis-Helfer, die ihre Schützlinge auch davor gewarnt haben, das fremde Grundstück zu betreten. All das hat offenbar nichts genutzt. Den Worten folgten Taten – über Kreuz aufgestellte Stahlstreben und meterlang abgerollter Stacheldraht wurden vor ein paar Tagen angebracht. Das martialische Bauwerk sperrt einen Carport und eine Garage ab, die bisher ohnehin nur vom städtischen Grundstück her befahren werden konnten.

Stadt wollte Zaun bauen

Jutta Pentling sagt, Vertreter der Stadt hätten sofort versucht mit Rolf Siegel darüber zu sprechen, ob nicht die Stadt auf eigene Kosten einen Zaun anbringen solle – das Gespräch darüber sei aber von Siegel abgelehnt worden. Die Stadt werde das Stacheldrahtbauwerk so jedenfalls nicht hinnehmen, sagt Pentling. Die Bewohner des städtischen Wohnheimes, Männer aus Syrien, dem Irak, Iran und Afghanistan, sind fassungslos. Dass jemand ihnen Stacheldraht vor die Füße legt, können sie nicht verstehen.

Rolf Siegel teilte der Redaktion lediglich mit, er spreche „grundsätzlich nicht mit Journalisten“. 

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