Fahrschule bietet Fahr-Fitness-Checks an „Können nicht mit der Keule auf Senioren hauen“

Fahrschule in Schwerte bietet Fahr-Checks an: „Ab wann ist man alt?“
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„Auch mit 30 oder 40 Jahren kann man ‚alt‘ sein.“ Das sagt Thomas Quante, Fahrlehrer und Inhaber der Fahrschule Edelmeier in Schwerte, die Fahr-Fitness-Checks und Theoriekurse für Senioren anbietet. Für ihn kommt es bei der Altersfrage immer auf den Blickwinkel und die persönliche Geschichte an.

Daher richten sich die Fahr-Fitness-Checks, die in der Fahrschule seit 2015 angeboten werden, nicht nur an Senioren. „Die Frage ist: Ab wann ist man alt?“ Für Thomas Quante ist diese Frage nicht pauschal zu beantworten. „Der jüngste Teilnehmer bisher war 50 Jahre alt, zuletzt hatten wir einen, der war 96“, beschreibt er die Altersspanne. „Aber wenn man mit Anfang 20 einen Schlaganfall hat, kann man auch schon körperlich ‚alt‘ und eingeschränkt sein.“

„Keine Entmündigung“

Das Alter ist eben nur eine Zahl. Eine Zahl, hinter der viel mehr steckt. Dennoch sind es hauptsächlich Senioren, die den Fahr-Fitness-Check bei der Fahrschule Edelmeier in Anspruch nehmen, berichtet Thomas Quante. Er sagt: „Zurzeit haben wir geschätzt 20 bis 30 Anrufer im Jahr, die sich oder Angehörige für den Check anmelden wollen.“ Wie der Fahrlehrer beobachtet, werden es jedes Jahr mehr.

Und das, obwohl gerade bei den teilnehmenden Senioren erst eine Skepsis überwunden werden muss. So herrsche oft der Irrglaube, dass nach dem Fahr-Fitness-Check der Führerschein weg ist. „Wir wollen nichts wegnehmen. Wir wollen die Bestätigung geben, dass es noch geht“, erklärt der Fahrlehrer den Sinn des Checks. „Das ist keine Entmündigung.“

Ohnehin sei es schwierig, den Führerschein aufgrund des Alters einzuziehen. „Das kann ich nicht, ich kann nur beraten. Auch Ärzte können ihre Empfehlung nur an das Straßenverkehrsamt melden, aber nicht den Führerschein entziehen“, sagt Thomas Quante. „Aber wir können mit dem Check die Senioren dazu bewegen, über das Thema nachzudenken. Und so wollen wir sie schützen.“

Jeder macht Fehler

In den vergangenen Wochen gab es in Schwerte zwei Unfälle, bei denen Senioren mit ihren Autos in Hauswänden landeten. In der Eintrachtstraße und in der Offerbachstraße traten die Autofahrer auf das Gaspedal und nicht auf die Bremse. Für Thomas Quante ist das keine Verwechslung: „Die denken, sie haben den Fuß auf das Bremspedal gewechselt. Und mit dem Gedanken treten sie dann das Gaspedal. Oft wissen die Leute, was sie machen müssen. Es kommt nur nicht immer im Kopf an.“

In den bisherigen zehn Jahren, die es den Fahr-Fitness-Check bei der Schwerter Fahrschule gibt, seien nur zwei Teilnehmer „nicht mehr fahrtauglich“ gewesen, erinnert sich Thomas Quante. „Kleinere Fehler macht jeder, aber das ist normal, egal in welchem Alter. Niemand fährt perfekt.“ Als Beispiel nennt der Fahrlehrer den Vorgang beim Abbiegen: „Wer macht nach der Fahrschulzeit noch den Schulterblick? Das macht keiner mehr.“ Auf solchen Aspekten liegt auch nicht der Fokus des Checks.

In der Eintrachtstraße endete die Fahrt eines Senioren in einer Hauswand.
In der Eintrachtstraße endete die Fahrt eines Senioren in einer Hauswand. © Leandra Stampoulis

Fahrt im eigenen Auto

„Ich hatte kürzlich eine Teilnehmerin, die wurde bei der Fahrstunde zweimal geblitzt. Aber das ist dann ihre Sache. Ansonsten war sie super sicher und fit, deswegen hat sie den Check bestanden“, sagt Thomas Quante. Während der Fahrt füllt er eine Checkliste aus und bewertet die Autofahrer. Auf der Fahrtroute steht ein Abschnitt im Stadtverkehr, einer über Land und eine kurze Strecke über die Autobahn. Im Gegensatz zu einer klassischen Fahrstunde für junge Fahrschüler greift der Fahrlehrer jedoch nicht ein, er beobachtet nur.

Außerdem werden die Fahr-Fitness-Checks nach einem Vorgespräch immer mit den Autos der Teilnehmer absolviert. Thomas Quante erklärt den Grund: „Das Auto kennen sie seit ewigen Jahren. Und die kaufen sich auch kein neues Auto mehr. Das wird das Letzte sein.“ Ein weiterer Vorteil: Bereits bei der Ankunft an der Fahrschule kann er sehen, wie die Teilnehmer fahren und einparken. „Dann weiß ich, was mich erwartet.“

Häufig sitzt auch ein Angehöriger mit im Auto. Hier spielt die Psychologie eine Rolle: „Wenn die sagen, dass derjenige noch gut fährt und auch auf Dinge hinweisen, die nicht so gut waren, dann kommt das besser an.“ So verlieren viele auch die Angst vor dem Fitness-Check und empfehlen diesen weiter, weiß Thomas Quante. „Die wollen hören, dass die Kinder sagen ‚ja, das reicht noch‘.“

Die Angst, die der Fahrlehrer anspricht, ist dabei auf persönlichen Druck zurückzuführen. „Die Senioren wollen weiter einkaufen fahren, die wollen mobil bleiben.“ Aber, sagt Thomas Quante: „Die fahren keine hunderte Kilometer mehr und die fahren auch nicht mehr im Dunkeln. Es geht um die kurzen Strecken.“

„Alter sagt nichts aus“

Eine Teilnehmerin kommt jedes Jahr zum Fahr-Fitness-Check, wie Thomas Quante erzählt. „Sie will sich sicher fühlen, ruft immer an. Sie hatte eine Rücken-OP, konnte den Kopf nicht mehr richtig drehen.“ Mittlerweile sei das kein Problem mehr: „Sie kommt einmal im Jahr, alles top.“

Von verpflichtenden Checks oder Prüfungen ab einem bestimmten Alter hält der Fahrlehrer nichts. „Wo soll man da ansetzen? Das Alter sagt nichts aus. Dann müsste jeder regelmäßig einen Check machen. Aber eine Altersgrenze? Das geht nicht.“ Früher sei es so gewesen, dass Fahranfänger als unsicher galten. „Auch das ist nicht mehr so. Die fahren heute alle viel sicherer. Die Prüfungen sind anspruchsvoller geworden.“

Thomas Quante appelliert abschließend: „Wir können nicht mit der Keule auf die Senioren draufhauen. Die sind kein Sicherheitsrisiko auf der Straße.“