„Sag nicht, mein Fahrrad wurde jetzt auch noch gestohlen?“, fragt Santina Güsgen ihren Sohn Flynn am Telefon, als der nach der Fahrschule bei ihr anruft. Schnell stellt sich heraus, dass ihr gleich nicht mehr zum Lachen zumute sein wird. Denn er muss bejahen, das Fahrrad ist weg. Innerhalb von drei Wochen werden der Familie Güsgen gleich zwei Räder gestohlen – an genau derselben Stelle.
Jeweils am 18. Oktober und am 7. November stellt Flynn erst das Mountainbike seines Vaters, dann das Mountainbike seiner Mutter in der Großen Marktstraße an den Fahrradbügeln ab, dann geht er abends in die Fahrschule um die Ecke an der Brückstraße. „Natürlich habe ich sie angeschlossen“, versichert der 16-Jährige.
Erst habe er ein Zahlenschloss benutzt, beim zweiten Mal ein Kabelschloss mit Schlüssel. Auch seine Freunde schließen ihre Fahrräder dort an. Beide Male stehen die Räder der Freunde unverändert an den Bügeln, das Rad von Flynn ist wieder weg.

Fahrraddiebstähle in Schwerte häufen sich
In den letzten Wochen habe es vermehrt Fahrraddiebstähle in Schwerte gegeben, vor allem im Bereich der Fußgängerzone und am Bahnhof, bestätigt Bernd Pentrop, Polizeisprecher der Kreispolizei Unna, auf Anfrage unserer Redaktion. „Aber nicht in beunruhigendem Maße“, fügt er hinzu.
Laut Kriminalitätsstatistik der Kreispolizei Unna aus dem Jahr 2021 war die Zahl der Fahrraddiebstähle um 21 Prozent in Schwerte zurückgegangen. Im Jahr 2020 wurden 107 Diebstähle in der Ruhrstadt verzeichnet, 2021 dann 85 Fälle. Der Bericht für 2022 liegt allerdings noch nicht vor, konkrete Zahlen aus diesem Jahr nennt die Polizei zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Kreisweit wurden 2021 von 767 Fällen nur 95 Fälle aufgeklärt. Damit lag die Aufklärungsrate bei rund 12 Prozent.

Video soll bei der Aufklärung helfen
Ein Video soll jetzt helfen, den letzten Fall von Familie Güsgen aufzuklären. Bei einer ansässigen Firma fragt Flynn im Nachgang, ob diese vielleicht eine Überwachungskamera haben. Die gibt es wohl nicht. Allerdings habe ein aufmerksamer Anwohner die Nachfrage mitbekommen und daraufhin ein Handyvideo an den 16-Jährigen gesendet, das die Tat zeigen soll. „Das haben wir auf einen Stick gezogen und bei der Polizei abgegeben“, erklärt Mutter Santina.
Dass die Polizei ein Video erhalten habe, bestätigt Polizeisprecher Bernd Pentrop. Inwiefern das für die Ermittlungen relevant sei, könne er aus ermittlungstaktischen Gründen allerdings nicht mitteilen. Zunächst mache es aber immer Sinn, den Notruf der Polizei (110) zu wählen, wenn man Zeuge einer Straftat werde. Das sei noch wichtiger, als ein Video zu drehen. Erst recht, wenn man sich dadurch in Gefahr bringen könnte.
Flynn Güsgen muss jetzt entweder laufen oder mit dem Bus zur Fahrschule fahren, denn ein neues Fahrrad wird so schnell nicht gekauft. „Wir verzichten erst mal.“ Bis er den Führerschein hat, dauert es auch noch. Zuerst steht bald die Theorieprüfung an.
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