Karl-Heinz Vogel (r.) möchte seinen Skoda Octavia „einem armen Kerl schenken", der sein Auto durch die Flutkatastrophe in Deutschland verloren hat. © Reinhard Schmitz

Katastrophe im Ahrtal

Hilfe für Flutopfer: Früherer Fahrlehrer (92) will sein Auto verschenken

Manche geben Tassen und Gläser, andere durchforsten den Kleiderschrank für Flutopfer in Deutschland. Karl-Heinz Vogel möchte sein Auto spenden. Er hatte 25 Jahre lang eine eigene Fahrschule.

Schwerte

, 06.08.2021 / Lesedauer: 3 min

Keinen einzigen Unfall hat er in 74 Jahren hinter dem Steuer selbst verschuldet – auch wenn er davon 25 Jahre lang als Fahrlehrer nur vom Beifahrersitz aus eingreifen konnte. Nie erhielt er eine Anzeige wegen eines Verkehrsdelikts. Und diese Bilanz soll für Karl-Heinz Vogel (92) so sauber bleiben.

Das Auto soll einem Flutopfer gespendet werden

„Ich möchte im hohen Alter nicht, dass noch was passiert“, sagt der Schwerter. Weil die Beine nicht mehr wie gewohnt mitspielen, will er sich von seinem letzten Auto trennen. Aber nicht bei einem Händler, sondern als Hilfe für jemanden, der seinen Wagen bei der Flutkatastrophe in Deutschland verloren hat. „Ich will mein Auto einem armen Kerl schenken“, sagt er. Dafür verzichtet er gern auf das Geld, das er noch für den Skoda Octavia bekommen könnte.

Von den Flutmassen demolierte Autos sind in der Stadt Ahrweiler immer noch allgegenwärtig, wo freiwillige Helfer vom Roten Kreuz aus Schwerte derzeit mit anpacken. © Martin Kolöchter

Die Idee zu der Spende war bei einer Geburtstagsfeier am vergangenen Samstag (31.7.) geboren worden, als Karl-Heinz Vogel von seinen Überlegungen erzählte, sein Leben als Autofahrer aufzugeben. Sicherlich keine leichte Entscheidung für einen Mann, der seit 1947 die automobile Freiheit genossen und mitgeprägt hat.

Nachdem er in Dortmund-Eving die Führerscheinprüfung bestanden hatte, saß er zunächst als Beifahrer in einem Lieferwagen der Brotfabrik Fritz Peine: „Dann war ich 21 Jahre lang Fahrer dort.“ Doch damit nicht genug.

25 Jahre lang eine eigene Fahrschule in Aplerbeck betrieben

Mit diesen Erfahrungen wurde der Senior schließlich zum Fahrlehrer. Nach drei Jahren als Angestellter in einer Fahrschule machte er sich in Dortmund-Aplerbeck selbstständig. 25 Jahre lang betrieb er in dem Vorort nahe der Endstation der Straßenbahn seine Fahrschule Vogel: „Die gibt es heute noch.“

Nur unter anderem Namen, da die Inhaber schon mehrfach wieder gewechselt hätten. Eigentlich schade, dass die alten Akten nicht aufbewahrt wurden. Sonst wüsste Karl-Heinz Vogel die Zahl seiner glücklichen Kunden, denen er zur „Fleppe“ verholfen hat, ganz genau. Aber „um die 2.200 Fahrschüler“ müssten es gewesen sein.

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Unzählige Wagen hat Karl-Heinz Vogel in diesen Berufs-Jahrzehnten verschlissen. „Aber ein besseres Auto als dieses Auto jetzt habe ich nie gehabt“, schwärmt er von seinem Skoda Octavia. Beim früheren VW-Händler Gering an der Schützenstraße, wo er regelmäßig seine VW-Golf warten ließ, hatte er das silbergraue Fahrzeug mit dem 75-PS-Motor vor 22 Jahren gekauft.

Bis heute habe es nicht einen Rostfleck und erst 133.000 Kilometer auf dem Tacho: „Das Auto ist tip-top in Ordnung.“ Es wurde ja auch nur noch privat genutzt, niemals als Fahrschulwagen. An den zukünftigen Besitzer stellt der 92-Jährige nur eine einzige Bedingung: „Es muss einer sein, der es wirklich verdient hat.“

Derzeit hat man im verwüsteten Ahrtal noch völlig andere Sorgen

Bei der Vermittlung helfen könnte das Deutsche Rote Kreuz (DRK). Dafür sei es aber noch ein bisschen zu früh, sagt der stellvertretende Vorsitzende des Ortsverbands Schwerte, Martin Kolöchter, der derzeit mit 54 weiteren Helfern des Landesverbands Westfalen im völlig verwüsteten Ahrtal ehrenamtlich im Einsatz ist.

Dort habe man auch drei Wochen nach der Katastrophe noch ganz andere Sorgen: „Es gibt zurzeit immer noch mindestens 30 vermisste Personen.“ Dazu kein Strom, kein Wasser, kein Internet. In den Straßen stehen Dixi-Klos, das Technische Hilfswerk baut Trinkwasseranlagen wie in Äthiopien auf.

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„Wir sollten noch zwei bis drei Wochen warten, bis sich die Lage beruhigt hat“, sagt Martin Kolöchter, der für die Autovermittlung einen Kontakt zum DRK-Kreisverband Ahrweiler herstellen will. Karl-Heinz Vogel ist damit einverstanden. Denn derzeit sind die Aktiven in der Katastrophenregion noch mit Dringlicherem völlig überlastet.

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