Festliches Konzert
Erntedank in St. Viktor: Bach, Händel und ein Ausflug in die barocke Welt Italiens
Das Konzertprogramm zum Erntedankfest in St. Viktor war nichts weniger als eine barocke Prachtentfaltung, meint unser Autor. Das Trio aus Schwerte präsentierte Werke der großen Meister.
Mit Werken der beiden großen Barockmeister, Bach und Händel, umrahmte das Trio mit der aus Schwerte stammenden Sopranistin Astrid Gerdsmann, dem in Ergste wohnenden Trompeter Martin Schröder und der Kantorin der Marktkirche an der Orgel das Konzertprogramm zum Erntedankfest in St. Viktor.
Das Publikum hatte mit umgedrehtem Gestühl dabei die Orgelempore mit den drei Künstlern stets im Blick. Doch zunächst galt es, das Einläuten des Feiertages am ersten Sonntag im Oktober abzuwarten.
Dann tönte Schröders helle Barocktrompete vernehmlich über das Orgelspiel der Kantorin hinweg mit „Erschallet, ihr Lieder“. Astrid Gerdsmanns glockenheller Sopran erfüllte das Kirchenschiff mit „Schafe können sicher weiden“, begleitet von einem hölzern dumpfen Orgelregister. Mit lang gedehnten Tönen verlieh sie der Arie Bedeutung.
Ausflug in die barocke Welt Italiens
Scharfe, signalhafte Trompetentöne bestimmten einen Marsch, bevor sich Ernst der „Dorischen Toccata“ Bachs annahm, einige Klangfarben der Orgel zur Geltung brachte, etwa in kontrastreicher Verwendung von sonorem Bass und bestimmendem Diskant. Applaus spendeten die Besucher nach jedem Block von Werken eines Komponisten.
Dieser ersten Begegnung mit Johann Sebastian Bach ließen die Musiker einen Ausflug in die barocke Welt Italiens folgen. Das „Gaudeamus omnes in domino“ Tarquinio Merlas aus dessen „Pegaso“-Sammlung von Psalmen und Motetten ertönte zum erneut hölzernen Klang der Orgel eine Art Wechselgesang zwischen koloraturreichem Sopran und hellem Trompetenschall.
Erneut präsentierte Ernst eine Fülle unterschiedlichster Register und Spielweisen mit der „Toccata settima“ von Michelangelo Rossi. Anmutig präsentierte das Trio einen Jubelgesang wie auch ein Reiterstück von Antonio Scarlatti.
Erstmals ein Zungenregister setzte Ernst zu Bachs Choral „Schmücke dich, o liebe Seele“ über gemächlich schreitendem Klang der Labialpfeifen ein, ließ den Raum mit dumpfer Pedallinie erdröhnen.
Dann wandte sich das Trio den Oratorien des nach England emigrierten Hallensers Georg Friedrich Händel zu. Mit frühlingshaft bewegtem Gesang dominierte Gerdsmann „Oh, had I Jubal’s Lyre“. Ernst schob ein für Spieluhr geschriebenes Werk ein, ließ Engel schmetterlingshaft über einem Hornregister flattern mit „A Flight of Angels“.
Mit „Let the bright Seraphim“ forderte das Trio vielschichtig zu Lob und Dank auf in einem Jahr, wo angesichts des Dürresommers und der Ernteausfälle im Kriegsgebiet der Ukraine dem Erntedankfest besondere Bedeutung zukommt. Spannungsbögen baute das ausgezeichnet musizierende Trio mit seinem Frage- und Antwort-Spiel auf. Die Zugabe: nochmals Händel mit „Eternal Source of Light Divine“.