Der bekannte Iserlohner Architekt und Heimatpfleger Ernst Dossmann ist am Donnerstag (10.3.) im Alter von 95 Jahren gestorben. © Mönnig-Verlag (Archiv)

Bedeutender Architekt

Ernst Dossmann tot: Seine Bauten stehen fast überall in Deutschland

Im Alter von 95 Jahren ist der bedeutende Architekt Ernst Dossmann gestorben. Er war der Schöpfer des Iserlohner Parktheaters und auch in Schwerte, Hennen und Kalthof tätig.

Hennen

, 17.03.2022 / Lesedauer: 3 min

Die Fassade der evangelischen Jakobuskirche in Kalthof trägt seine Handschrift. Die romanische Johanneskirche in Hennen verdankt ihm die umfassende Renovierung. In Schwerte verewigte er sich mit dem Gästehaus von Haus Villigst und einem Schulzentrum. Doch das ist nur ein ganz, ganz bruchteilhafter Ausschnitt aus dem riesigen Schaffen von Ernst Dossmann.

Der Architekt, der am vergangenen Donnerstag (10.3.) im Alter von 95 Jahren in seiner Heimatstadt Iserlohn gestorben ist, hinterließ mehr als 2000 Bauwerke. So berichtet die Internet-Enzyklopädie Wikipedia in einem eigenen Eintrag über den Baumeister, der unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse und dem Verdienstorden des Landes NRW ausgezeichnet war.

In Iserlohn plante er das Rathaus und das Parktheater

Nach einem Architekturstudium in Hannover hatte sich Ernst Dossmann – sein Vater war auch schon ein bekannter Architekt – im Jahr 1953 mit seinem eigenen Büro in Iserlohn selbstständig gemacht, das er bis 2001 leitete. In dieser langen Schaffensperiode entwarf der Diplom-Ingenieur öffentliche, private und Industriebauten in ganz Deutschland.

Das Parktheater Iserlohn erhielt Anfang der 1960er-Jahre unter Federführung von Ernst Dossmann seine Gestalt. Drei Jahre dauerte der Umbau der früheren Schützenhalle auf der Alexanderhöhe zu einem modernen Spielort, der am 4. April 1964 feierlich eröffnet wurde. In den vergangenen Jahren wurde in zahlreiche weitere Sanierungen investiert. © Kulturbüro Iserlohn

Einige der markantesten im heimischen Raum reihen sich in Iserlohn: das Rathaus und das Parktheater, die Sparkasse und die Volksbank, die Kommunale Datenverarbeitungszentrale und die Firma Medice. Auch bei der Planung der Autobahn-Raststätten im nahen Lüdenscheid war er federführend.

„Er hat 22 oder 24 Kirchen gebaut – katholische und evangelische“, ergänzt der Ergster Friedrich-Wilhelm Vogt, mit dem ihn die Liebe zur Heimat und Geschichte verband. Die beiden Männer wurden Freunde. Mehr als zehn Jahre lang unterstützte Ernst Dossmann, jahrzehntelang auch als ehrenamtlicher Kreisheimatpfleger im Märkischen Kreis tätig, das Magazin „Ergste und wir“ mit fachkundigen Beiträgen und launigen Geschichten.

Das Schreiben war seine zweite große Leidenschaft

Denn das Schreiben war neben der Arbeit die zweite große Leidenschaft des Gestorbenen, der dem Autorenkreis Ruhr-Mark angehörte. „Er ist früh aufgestanden, um jeden Morgen etwas zu schreiben“, berichtet Petra Pientka, deren im Vorjahr gestorbene Mutter Fritzi Bimberg-Nolte in den vergangenen zehn Jahren ebenfalls zum Freundeskreis von Ernst Dossmann zählte: „Es war bewundernswert, wie er immer Interesse am Hier und Jetzt hatte und ein Streben nach vorne.“ Und das bis ins hohe Alter.

Um den Erhalt der Johanneskirche in Hennen, errichtet in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, machte sich Ernst Dossmann verdient, als er in den 1970er-Jahren die Renovierung des romanischen Bauwerks leitete. © Reinhard Schmitz (A)

Vor allem im Iserlohner Mönnig-Verlag, mit dessen Inhaberfamilie ihn ebenfalls eine jahrzehntelange, enge Freundschaft verband, veröffentlichte Ernst Dossmann eine ganze Reihe von Büchern. Von dem längst vergriffenen „Iserlohner Tabaksdosen erzählen“ über „Auf den Spuren der Grafen von der Mark“ bis zu mehreren Gedichtbänden. „Er war ein wirklicher Menschenfreund, der seine Heimat wirklich geliebt hat“, sagt Junior-Verlegerin Sylvia Mönnig. Als Denkmalpfleger habe er den Wert alter Bauten erkannt und viele von ihnen vor dem Abriss bewahrt.

Bei plattdeutschen Gottesdiensten in Hennen als Lektor am Altar

In Hennen, wo er in den 1970er-Jahren die Renovierung der historischen Johanneskirche leitete und den evangelischen Kindergarten baute, begegnete Ernst Dossmann dem Heimatvereins-Vorsitzenden Friedhelm Arno Berthold – und engagierte sich als Lektor bei dessen plattdeutschen Gottesdiensten.

Gern plauderten die beiden Männer auf Platt über alte Zeiten, wo Dossmanns Vater in den 1930er-Jahren das Ärztehaus am heutigen Hennener Kreisel baute. Um das Fahrgeld zu sparen, lief er mit seinem Filius am Abend zu Fuß nach Iserlohn zurück.

Den Gottesdienst zum 90. Geburtstag des Architekten gestaltete Friedhelm Arno Berthold in der Johanneskirche. Er weiß übrigens auch, warum man Ernst Dossmann in der Öffentlichkeit stets mit einer korrekt gebundenen Fliege sah. Das war kein Markenzeichen, erklärt der Hennener, sondern habe einen praktischen Hintergrund gehabt: „Die Architekten hatten immer eine Fliege um, damit ihnen der Schlips nicht über die Zeichnungen wischte.“

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