Sommersaison im Selmer Freibad: Tanja Netz-Schubert und ihre fünf Kinder wollten dort einen schönen Tag verbringen. An der Kasse fragte die Mutter nach der Familienkarte für bis zu sechs Personen: zwei Erwachsene, maximal vier Kinder.
Doch die Familie wurde abgewiesen. Der Grund: Der älteste Sohn (20) gelte nicht als zweiter Erwachsener, denn es müsse die Kombination aus Vater, Mutter und Kindern sein. Anders komme man mit einer Familienkarte nicht ins Freibad.
Der Fall aus Selm wirft Fragen auf: Wer gilt als Familie? Dürfen alleinerziehende Elternteile oder gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern ebenfalls keine Familienkarte kaufen? Und dürfen Freibäder beim Kartenverkauf derart am klassischen Familienmodell festhalten?
Elsebad in Ergste
Im Ergster Elsebad hat sich für all diese Fragen eine einfache Lösung gefunden: Es gibt einfach keine Tages-Familienkarte. Stattdessen arbeitet man mit Einzel-Tagestickets:
- Erwachsene zahlen 4,50 Euro (Abendeintritt ab 18.30 Uhr: 2 Euro).
- Jugendliche (Schülerinnen und Schüler ab 13 Jahren) zahlen 3,50 Euro (Abendeintritt ab 18.30 Uhr: 2 Euro).
- Kinder (sechs bis zwölf Jahre) und gehandikapte Jugendliche (13 bis 18 Jahre) zahlen 1,50 Euro.
- Der Sondertarif (gleich Preis für Jugendliche) gilt für Studentinnen und Studenten bis zum 30. Lebensjahr, Auszubildende, Bundesfreiwilligendienstler und Menschen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren, Arbeitslose, Empfängerinnen und Empfänger von Sozialgeld oder Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz sowie Schwerbehinderte (mindestens 70 Prozent).
Für regelmäßige Freibad-Besucherinnen und -Besucher gebe es die 10er-Karte, die auch für Gruppen geeignet sei, oder eine Jahreskarte, erklärt Thomas Wild, Vorsitzender des Fördervereins Bürgerbad Elsetal.
Jahreskarte mit Familienoption
Für die Jahreskarten gebe es zwar eine Familienoption, allerdings ganz unabhängig von Familienmodell und Geschlecht der Elternteile. Die Familienpreise gelten dabei für einen Erwachsenen mit einem oder mehreren Kindern ebenso wie für zwei Erwachsene mit einem oder mehreren Kindern. Alleinerziehende können die Familienoption also problemlos nutzen.
„Bei uns ist es so, dass jeder, der ins Freibad möchte, auch einzeln eine Jahreskarte kaufen muss. Bei Familien ist es so geregelt, dass es mit steigender Kinderzahl immer mehr Rabatte auf den Gesamtpreis gibt“, erklärt Thomas Wild das System des Elsebads. Bei einem Kind seien dies circa 10 Prozent Rabatt, bei zweien 15 Prozent, bei drei und vier Kindern circa 20 Prozent. Für das fünfte und jedes weitere Kind sei die Jahreskarte kostenlos. „Es kommt aber wirklich selten vor, dass jemand Jahreskarten für mehr als fünf Kinder kauft.“
Selbstverständliche Akzeptanz
Von dem Vorgehen in Selm hält Thomas Wild nichts. Sollte das Elsebad jemals auch Tageskarten für Familien anbieten, lasse sich sicher für jedes Familienmodell eine Lösung finden, meint er. „Egal, ob gleichgeschlechtliche Paare oder alleinerziehende Elternteile: Wir würden für eine Familienkarte selbstverständlich jeden akzeptieren, der zur Familie gehört“, betont Thomas Wild.
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