Kein lästiges Warten mehr auf das Ende der Mittagspause. Am Samstagmittag bis 13 Uhr Einschreiben oder Päckchen abgeben können: Wenigstens bei der Post haben sich die Zeiten für die Kunden verbessert, seit sie vor einigen Monaten in den Lotto-Tabak-Zeitschriftenshop Schauerte an der Mährstraße umgezogen ist. Doch ringsherum ist in der Fußgängerzone eine gegenläufige Entwicklung zu beobachten: Öffnungszeiten schrumpfen. Mal am Abend, mal mittags, mal sogar für ganze Wochentage.
Jeder Händler geht eigenen Weg
Von einheitlichen Einkaufszeiten, wie sie die Werbegemeinschaft früher gebetsmühlenartig propagiert hat, scheint die Shoppingmeile im Herzen von Schwerte derzeit weiter entfernt denn je. Jeder Einzelhändler scheint seinen eigenen Weg zu gehen. Die meisten schalten mittlerweile schon um 18 Uhr die Lichter aus. Dagegen hält der Tedi am Cavaplatz aber sogar bis 20 Uhr am Abend die Stellung – nur übertroffen von dem Minimarkt an der Hüsingstraße mit seinen besonderen Spät-Zeiten.

Auch Mittagspausen bürgern sich mehr und mehr wieder ein, wie beispielsweise auf den Schildern von Uhren Paul, Optik Rottler oder Bio-Weinschätze zu lesen ist. Und am Mittwochnachmittag – wenn die Arztpraxen in der Regel frei haben – lassen neben Apotheken auch weitere Einzelhandelsgeschäfte wie die Metzgerei Lewe ihre Türen zu. Seit vergangenem Sommer kann man dort auch am Montag keine leckeren Wurstwaren oder Braten mehr erwerben. „Weil ich kein Personal dafür habe“, erklärt Firmenchefin Angela Sträter. Beim Aufstellen der Dienstpläne helfe ein freier Tag wie der Montag.
Immer mehr „montags zu“
Wie deutlich sich der Fachkräfte-Mangel bemerkbar macht, davon kann Angela Sträter noch mehr berichten: „In der Produktion ist mein Mann allein mit einem Gesellen.“ Damit der Sohn zur Unterstützung herüberkommen könne, müsse die Filiale in Lünen mittwochs geschlossen bleiben: „Und Büro müssen wir auch noch machen, wenn der Laden zu ist.“ All das würden Außenstehende gar nicht sehen.

Der Vorsitzende der Werbegemeinschaft, Peter Rienhöfer, kennt das Problem, auf das oft mit einer Kappung der Öffnungszeiten reagiert wird: „Auch in Dortmund und Köln kristallisiert sich immer mehr raus, dass Geschäfte montags zu haben.“ Dadurch hoffe man, dass der eine oder andere Mitarbeiter leichter zu finden sei. Am Beispiel seines Augenoptik-Betriebs rechnet er den Bedarf vor: „Bei mir müssen immer drei Leute da sein. Die Abläufe sind so.“ Die Kunden würden von 9 bis 18.30 Uhr durchgehend bedient. Aber vorher beginne schon ab 8 Uhr die sogenannte Rüstzeit: „Das ist ein Riesen-Zeitfenster, das abgedeckt werden muss.“
„Kürzung ist falsche Antwort“
Pausen seien vorgeschrieben und einfach auch notwendig für attraktive Arbeitsplätze, verdeutlicht Peter Rienhöfer. Wenn dadurch eine der beiden Kolleginnen fehle, die man für Kasse und Beratung braucht, müsste für die Pausenzeiten eine weitere dazukommen: „Diese Rechnung geht nicht auf.“ Jedes Geschäft passe sich seinem Publikum an. „Es wird nicht geöffnet, wenn keine Nachfrage da ist.“ Gleichwohl versteht der Werbegemeinschafts-Chef, dass der entstandene Flickenteppich der Einkaufszeiten „für den Endverbraucher nicht so schön“ sei.

Dass sie dadurch ihren Einkaufszettel nicht mehr an einem Stück abarbeiten können, hört Olaf Bachmann immer wieder Kunden klagen. Auch wenn es überall in der Nachbarschaft abends früher dunkel wird, hält er standhaft an seinen durchgehenden Verkaufszeiten von 9 bis 18.30 Uhr und samstags bis 14 Uhr fest. „Die Öffnungszeiten zu kürzen, ist die falsche Antwort auf den Rückgang der Kundenfrequenz und Umsatzeinbußen“, betont er. Am Abend müsse er erreichbar sein für die Kunden, die nach Dienstschluss noch ihr bestelltes Buch abholen wollten. Wer in Dortmund arbeite, schaffe es sonst nicht. Und auch in der Mittagszeit würden viele ihre Büros verlassen, die man dann als Kunden begrüßen könne.