
© Foto: Manuela Schwerte
Ein Fazit zum Welttheater der Straße 2019 in Schwerte - neue Ideen und viel Tradition
Festival-Bilanz
Wie war esr beim Welttheater der Straße 2019? Auf jeden Fall bunt, unterhaltsam und schön. Eine Aufstellung, was gut geklappt hat und wo noch ein wenig Luft nach oben ist.
Wenn es eine echte Hauptrolle beim Welttheater der Straße gibt, dann ist das die des Wetters. Und diese Rolle war 2019 fast ausgezeichnet besetzt. Kurz vor Schluss beendete am Samstag zwar ein kräftiger Schauer das Festival. Zu diesem Zeitpunkt spielte aber nur noch Ulik Robotic auf dem Plateau.
Das wurde dann vorsichtshalber geräumt, aber viele Gäste waren schon von selbst vorm Regen geflohen.
Ansonsten galt: An zwei lauen Sommerabenden präsentierte das Kulturbüro ein Festival, das ein bisschen wie immer und irgendwie auch anders war.
Was hat gut geklappt?
Es gab mehr Aufführungen und mehr Sitzplätze, das bestätigte auch Festivalchef Holger Ehrich. Und die kleinen, eher beschaulichen Veranstaltungen waren aus dem Zentrum des Geschehens an den Rand verlegt. Das sorgte für Entspannung auf dem Gelände und Möglichkeiten außerhalb Besonderes zu entdecken.
Wie Pieter Post, der im Garten Spanke an der Mühlenstraße die Langsamkeit als Straßenkunst zelebrierte. Oder Peter Trabner, der hinter der Lärmschutzwand oberhalb der Rohrmeisterei zwischen Klaus Kinski und absurdem Theater dem Publikum einiges abverlangte.
Wer hingegen lieber unterhalten werden wollte, war auf dem Wuckenhof bei This Maag oder der hinreißenden Schwerter Band Kräuterfunk & Bassdrum gut aufgehoben.

Pieter Post gastierte mit seiner „Schildkröte“ im Garten Spanke an der Mühlenstraße. © Foto: Manuela Schwerte
Die Cateringstände waren eigentlich ausreichend. Und auch so aufgestellt, dass es nicht zu eng auf dem Wuckenhof wurde. Allerdings: Der Andrang war zeitweise so groß, dass sich auch dort Schlangen bildeten.
Was lief nicht so rund?
Eigentlich wenig. Allerdings entpuppten sich die Tribünen, die man sich jahrzehntelang gewünscht hatte, als zweischneidiges Schwert. Auf dem großen Rohrmeisterei-Plateau boten sie vielen Zuschauern Platz. Wer aber keinen Tribünenplatz ergattern konnte, dem versperrten die Kolosse den Blick auf den Hauptact, zumal UliK Robotic nicht nur in der Luft mit ihrem Roboterarm spielten. Überhaupt ist das mit dem Haupt-Act so eine Sache.
Die Erwartungshaltung ist hoch: Anspruchsvoll soll er sein, jeden Geschmack bedienen und unterhaltsam. Das ist meist schwierig. Und eigentlich hatte der Roboterarm das Potenzial dazu, aber angesichts der hohen Erwartungshaltung gab es dann auch einige, die sich nicht mit der Maschinen-Artitik anfreunden konnten.
Wie schlugen sich die Schwerter Akteure?
Da haben es die kleinen Attraktionen leichter. Das heimische Theater am Fluss zum Beispiel, das seit Jahren beim Festival mitmischt, lud in ein kleines Lyrik-Café ein. Die Gedichte, die es zu hören gab, wurden ausgewürfelt. So konnte man je nach Würfelzahl Lustiges oder auch Dramatisches hören. Dabei wurden Baguette, Wein oder Wasser serviert. Das ganze war als kleine Auszeit vom Festivaltrubel konzipiert.
Spaß bereiteten auch Kräuterfunk & Bassdrum den Zuhörern, erst auf dem Markt und später vor der Musikschule auf dem Wuckenhof.
Was war neu?
Auf dem Wuckenhof gab es einen Jahrmarkt, der allerdings ganz im Stil des Festivals nur mechanische Attraktionen bot. Das Programm war vielfältiger denn je und es gab weniger Aufführungen mit großer Technik, dafür einige klassische Straßenkünstler, wie Ayman mit seiner Fakir- und Feuershow. Und Rattenloch und Musikschule waren räumlich eingebunden.

Michael Hatzius brachte neben der Echse auch noch andere Figuren mit. © Foto: Manuela Schwerte
Mit der Echse und Michael Hatzius gab es erstmals einen Programmpunkt mit Zusatzeintritt. Das sorgt für Mehreinnahmen. Wer das nicht zahlen wollte, hatte genügend andere Möglichkeiten sich zu unterhalten.
Das Fazit
Es bleibt bei der These des Festival-Gründers Herbert Hermes: „Das Welttheater ist kein Festival für Flaneure.“ Allerdings entwickelt es sich mit dem neuen Festivalchef ein wenig mehr in Richtung Unterhaltung. Wobei es sich nicht von seinen Wurzeln entfernt hat. Und der Publikumszuspruch in diesem Jahr spricht für sich.
Ist mit Überzeugung Lokaljournalist. Denn wirklich wichtige Geschichten beginnen mit den Menschen vor Ort und enden auch dort. Seit 2007 leitet er die Redaktion in Schwerte.
