
© Reinhard Schmitz
Ehemalige Fernbushaltestelle: Dürfen Autofahrer hier parken oder dürfen sie es nicht?
Margot-Röttger-Straße
Darf ich oder darf ich nicht? Das ist die große Frage an der früheren Fernbushaltestelle am Bahnhof Schwerte. Der Busstopp ist längst woandershin verlegt. Aber die Markierung ist geblieben.
Einfach mal mutig sein als Autofahrer an dieser Stelle. Die dunkle Markierung am Rand der Margot-Röttger-Straße ansteuern, die in Höhe des Aldi-Marktes so oft verlockend frei ist. Wenn der Wagen drauf steht, können die Politessen die großen weißen Buchstaben „BUS“ auf ihrem Pflaster sowieso nicht mehr erkennen, ohne sich auf den Bauch zu legen. Es droht aber auch aus einem anderen Grund an dieser Stelle keine Knöllchen-Gefahr.
Ohne Verkehrsschild haben Bodenmarkierungen keine Bedeutung
Was nur Insider wissen: Hier darf offiziell geparkt werden, weil es kein Verkehrszeichen mehr verbietet. Denn das hat die Stadtverwaltung abmontieren lassen, als sie die Fernbushaltestelle im Sommer 2019 an den Anfang der Margot-Röttger-Rath-Straße (gegenüber vom Rewe-Markt) verlegt hat.
Geblieben ist am alten Standort nur die Beschriftung auf dem Pflaster. „Die Markierungen auf dem Boden haben keine rechtliche Bedeutung, wenn die Beschilderung fehlt“, erklärt Stadt-Pressesprecher Ingo Rous auf Anfrage. Das sei so ähnlich wie bei den für Elektrofahrzeuge reservierten Stellflächen neben Strom-Ladesäulen, die auch durch Verkehrsschilder freigehalten werden müssen.

Schon im Sommer 2019 wurde die Fernbushaltestelle an der Margot-Röttger-Rath-Straße näher an den Bahnhof Schwerte verlegt. Dafür mussten auf dem Parkstreifen gegenüber von Rewe elf Parkplätze weichen. © Stadt Schwerte (A)
Der Bereich der ehemaligen Fernbushaltestelle – so der Sprecher weiter – sollte für den Parkverkehr zur Verfügung gestellt werden. Dieser Plan war gefasst worden, als der Ausschuss für Stadtentwicklung im Februar 2019 die Verlegung des Fernbusstopps beschlossen hatte. Zwar war dort nur Raum für zwei Stellplätze. Aber die sollten ein bisschen Ersatz für die elf Parkplätze bringen, die für die neue Fernbushaltestelle geopfert wurden. Außer durch die Demontage des entsprechenden Verkehrsschildes wurde das bislang aber nicht deutlich gemacht.
Der Aufwand für die Entfernung der Bodenmarkierung ist zu groß
„Es wäre ein hoher Aufwand, die Bodenmarkierung zu entfernen“, begründet Ingo Rous. Die Beschriftung lasse sich nicht so einfach demarkieren. Man müsste dafür das Pflaster aufnehmen und neu verlegen. Und da man festgestellt habe, dass die Fläche als Parkplatz genutzt werde, sehe man dazu keinen Handlungsbedarf.
Die Verlegung der Fernbushaltestelle war seinerzeit auf Klagen geschehen, dass der frühere Standort zu abgelegen sei. Er sei 260 Meter Fußweg vom Bahnhof entfernt und zudem schlecht beleuchtet, wurde bemängelt. Die Verwaltung untersuchte mehrere Alternativen für einen besseren Standort.
Letztlich sprach ein gewichtiges Argument für den Parkstreifen gegenüber Rewe: Er war als einziger Bereich des Bahnhofsvorplatzes ohne Zuschüsse gebaut worden. Bei allen anderen Flächen hätte die Stadt bei einer Nutzungsänderung Städtebaufördermittel mit Strafzinsen zurückzahlen müssen.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
