
© Manuela Schwerte
Echte Sternstunde: Berlin Piano Trio begeisterte in der Rohrmeisterei
Klassisches Konzert
Drei Musiker um einen Konzertmeister der Berliner Philharmoniker. Klänge von Schostakowitsch über Haydn bis Ravel. Das Konzert des Berlin Piano Trio in der Rohrmeisterei war ein Genuss.
Wie schon 2018 war es der Konzertgesellschaft gelungen, das Berlin Piano Trio für ein Konzert in der Rohrmeisterei zu gewinnen. Die drei Musiker um einen Konzertmeister der Berliner Philharmoniker begeisterten einmal mehr mit herausragenden Interpretationen, boten ein Repertoire von Unbeschwertheit über mystische Klänge bis zur tiefe Betroffenheit hinterlassenden Musik Schostakowitschs.
Bei Haydn: Streicher wechseln Blicke und halten Zwiesprache
Klar und licht starteten die Musiker mit einem Trio, mit welche Haydn den „musikalischen Blüten der britischen Nation“ seine Referenz erwies. Über die Schulter flogen die Blicke, mit denen Geiger Krzysztof Polonek und Pianist Nikolaus Resa Zwiesprache hielten. Feine Triller des Pianisten stifteten die Streicher zu schönen Phrasen und Imitationen an. Vorsichtig gestalteten sie den Einstieg ins Andante, die gefällig leise Melodie der Violine.
Energische Einwürfe ließen erahnen, dass der Komponist drei Jahre zuvor die Bekanntschaft Beethovens machte. Haydn Hüpfende Klavierläufe, ebensolche Saitensprünge bestimmten das Presto, bisweilen ins Moll gleitend. Aus dunklen Abgründen spielten sich die drei zu den lichten Höhen des Finales empor.
Bei Schostakowitsch: Widerborstige Einzelstimmen gegen die Harmonien
Unwirklich klang die Introduktion des Klaviers zu Ravels Klaviertrio, mystisch die darüber gelegte Geigenstimme. Sanglich versöhnende Kantilenen steuerte Cellistin Katarzyna Polonek zum nachdenklich berührenden Spielfluss bei. Vielfältige Stimmungen bot der zweite Satz; erzählerisch dominierte das Cello die Passacaille. Munter, dunkel flirrend, wallte die Musik zum Finale auf. Im Pianissimo begann das 2. Klaviertrio Schostakowitschs aus dem Jahr 1944. Widerborstig verweigerten die Einzelstimmen einander die Harmonien, vehementer wurden Bogenstriche und Tastenspiel. Tänzerisch rustikal, jedoch in freier Tonalität umrankten virtuose Partien die in sich ruhende Cellostimme beim Allegro con brio. Glockenschläge des Klaviers, leiser Gesang der Violine läuteten das Largo ein.
Musikalische Erinnerung an den Feuersturm von Dresden
Der vierte Satz schließlich hinterließ mit dem Schlusston ein langes Schweigen, nahm dieser doch, teils im Klezmer-Ton, die aufwühlendste Passage des Streichquartetts Nr.8 „Dresden“ vorweg, mit der Schostakowitsch die Erinnerung an den schrecklichen Feuersturm nach den Bombenangriffen schildert. Im Trio waren es Glockenklänge und Flageolette, die das Entsetzen vertrieben, zugleich Grabesstille evozierten.
Eine Zugabe boten die Musiker dennoch: das „Wiegenlied für Fania“ aus der Sammlung „Jenseits des Tango“ des befreundeten Komponisten Boris Berchtein. Der gebürtige Ukrainer, Jahrgang 1963, lebt in Berlin.
Zwölf Cellisten in St. Viktor
- Am Samstag, 17. Oktober präsentiert die Konzertgesellschaft Schwerte um 17 Uhr in der St.-Viktor-Kirche die Zwölf Hellweger Cellisten, die sich diesmal symphonisch betätigen.
- Karten kosten im Vorverkauf 17 Euro auf kgs-schwerte.de, an der Tageskasse 20 Euro.
Hat seinen Schwerpunkt auf klassischer Musik, ist aber auch Konzerten anderer musikalischer Genres nicht abgeneigt und bringt den Lesern ebenso gerne Musik- und Tanztheater, Lesungen, Dramen oder Komödien näher. Berichtet über kulturelle Ereignisse und Ausstellungen.
