
© Heiko Mühlbauer
Dürfen Kinder aus Holzen bald wieder auf Schwerter Gymnasien gehen?
Beschulungsvereinbarung
Dürfen nur Schwerter Kinder auf Schwerter Schulen gehen? Wie viele Schüler brauchen die Gymnasien und darf man in dieser Frage mit Dortmund kooperieren? Das Thema sorgt politisch für Zoff.
Seit Jahrzehnten besuchen Kinder aus Dortmund Holzen, aus Iserlohn-Hennen und auch vom Höchsten die Schwerter Gymnasien. Eigentlich keine große Sache, das Thema wurde nie diskutiert. Mit der Gründung der Theodor-Fleitmann-Gesamtschule war damit plötzlich Schluss.
Seitdem entspinnt sich eine heiße politische Diskussion um das Thema, die in dieser Woche in eine neue Runde ging. Denn die Stadt Schwerte verhandelt wieder mit der Stadt Dortmund um jene Schüler.
Neue Gesamstschule bedeutete das Aus
Als die neue Gesamtschule gegründet werden sollte, musste Schwerte gegenüber dem Land den Bedarf für die neue Schule nachweisen. Das bedeutete aber auch, dass man für alle weiterführenden Schulen in Schwerte die künftige Anzahl der Klassen neu berechnen musste. Und zwar nur auf der Basis von Schülern aus Schwerte.
Die Pendler aus Holzen und die aus Iserlohn waren damit draußen.
Es sei denn, die Städte beschließen eine Beschulungsvereinbarung. Mit so einem Vertrag darf Schwerte Schüler der Nachbarstädte mit einberechnen. Und damit dann zum Beispiel an den Gymnasien mehr neue Klassen einrichten. Allerdings hat das System auch einen Haken. Die Schüler aus den Nachbarstädten haben damit genau so einen Anspruch auf einen Schulplatz in Schwerte, wie die Schwerter Schüler.
Kommen also zu viele Dortmunder oder Iserlohner kann es sein, dass Schwerter Schüler keinen Platz an einer Schule in Schwerte bekommen. Außerdem muss die Stadt Schwerte für das Busticket und die Schulausstattung bezahlen.
Beschulungsvereinbarung mit Iserlohn
Mit der Stadt Iserlohn hat Schwerte so einen Vertrag abgeschlossen. Mit Dortmund gelang das in mehreren Anläufen nicht. Zunächst stritt man sich darüber, ob es dabei nur um die Gymnasien gehen soll, denn die hatten damals zu wenig Schüler, oder auch um die ohnehin schon gut ausgelasteten Schwerter Gesamtschulen. Dann ging es um das liebe Geld. Denn Schwerte wollte eine Kostenbeteiligung von den Dortmundern.
Das Ende vom Lied: Die Beschulungsvereinbarung kam nicht zustande. Die Gymnasien mussten vorübergehend mit insgesamt fünf Eingangsklassen für beide Schulen auskommen. Wünschenswert wären aber vier Eingangsklassen pro Schule, so die beiden Schulleiter. Denn je mehr Schüler man hat, desto mehr Kurse kann man in der Oberstufe anbieten.
Scharfe Kritik von der Opposition im Stadtrat
Offensichtlich ist Bewegung in dieses Thema gekommen. Denn Schuldezernent Hans-Georg Winkler bestätigte jetzt: „Ja, wir verhandeln wieder mit Dortmund.“ Bei der Opposition im Rat stieß das bereits im Vorfeld auf erbitterte Gegenwehr.
„Hinter dem Rücken des Rats verhandelt die Stadtspitze“, betonte Renate Goeke von der FDP. Sie geht davon aus, dass eine Vereinbarung mit Dortmund angesichts steigender Schülerzahlen schnell dazu führen wird, dass Schwerter Schüler außen vor bleiben. „Ich möchte nicht in der Zeitung lesen, dass auch nur ein Schwerter Schüler nicht an einem heimischen Gymnasium aufgenommen werden konnte“, pflichtete Mechthild Kayser von den Linken ihr bei. Für die CDU kritisierte Marco Kordt: „Das ist schon eine abenteuerliche Politik, die der Bürgermeister hier betreibt.“
Es gibt wieder mehr Schüler in Schwerte
Dabei ist die Ausgangslage besser denn je: Denn es gibt wider mehr Schüler in Schwerte. „Alle Prognosen zur Entwicklung der Demografie in den vergangenen Jahren waren falsch“, erklärt Ulrike Lexis, die für die Stadt Schwerte den Schulentwicklungsplan verfasst hat.
Allerdings wird es noch etwas dauern, bis die Schülerzahlen steigen. Mit Dortmunds Hilfe würde man sofort die beiden Schulen vierzügig machen können.
Den Eltern in Holzen hilft die derzeitige Situation wenig. Für dieses Schuljahr mussten sie sich schon Schulen in Hörde, der Innenstadt oder Aplerbeck suchen, auch wenn die Geschwisterkinder bereits in Schwerte zur Schule gehen.
Ist mit Überzeugung Lokaljournalist. Denn wirklich wichtige Geschichten beginnen mit den Menschen vor Ort und enden auch dort. Seit 2007 leitet er die Redaktion in Schwerte.
