Ruhrtal-Gymnasium, RTG © Foto: Manuela Schwerte
Beschulungsvereinbarung
Dortmunder auf Schwerter Gymnasien - Was heißt das? Wer zahlt das? Wer hat Vorteile davon?
Was passiert, wenn Dortmunder Schüler wieder auf Schwerter Gymnasien gehen dürfen? Wird der Platz für Schwerter eng? Wer zahlt? Was hat Dortmund davon? Die Antworten auf wichtige Fragen.
Jahrzehntelang war es normal: Kinder aus dem Dortmunder Süden besuchten das RTG und das FBG, das Ruhrtal- und das Friedrich-Bährens-Gymnasium in Schwerte. 2016 änderte sich das. Seitdem lehnen die Schwerter Schulen die meisten Dortmunder Schüler ab. Warum genau taten sie das? Was ist jetzt anders, wo eine neue Beschulungsvereinbarung zwischen den Städten Dortmund und Schwerte im Raum steht? Wer muss der noch zustimmen? Und vor allem: Was bedeutet das für Familien in Schwerte?
Das hängt mit der Gesamtschul-Situation in Schwerte zusammen. Als 2016 die zweite Gesamtschule, die Theodor-Fleitmann-Gesamtschule (TFG), gegründet wurde, legte die Bezirksregierung Arnsberg als Bedingung fest: Dann musst du, liebe Stadt Schwerte, aber ein paar Eingangsklassen bei den Gymnasien abgeben. Ab sofort darf es an RTG und FBG zusammen nur noch fünf fünfte Klassen geben und nicht mehr maximal acht - wie einige Jahre zuvor.Die Folge: Die Plätze wurden eng. Kinder aus Schwerte hatten Vorrang. Dortmunder hatten kaum noch Chancen.
Hätte man sich nicht einigen können?
Städte können untereinander eine Beschulungsvereinbarung abschließen. Schwerte und Iserlohn beispielsweise haben so eine seit 2017/18. Melden Eltern aus dem Iserlohner Norden ihre Kinder in Schwerte an, werden die so behandelt, als kämen sie aus Schwerte.Der Knackpunkt in den Verhandlungen mit Dortmund: das Geld. Schwerte hatte als Bedingung rund 1500 Euro pro Schüler und Jahr gefordert, anders als bei Iserlohn. Und die Stadt Dortmund wollte das nicht zahlen.Die Stadt Schwerte unterstreicht zudem: Dortmund habe ja die Beschulungsvereinbarung auf die Gesamtschulen ausdehnen wollen - und das sei für Schwerte nicht machbar gewesen. Aktuell hat die Stadt zwei Gesamtschulen - und kommt mit den Plätzen für den eigenen Bedarf gerade so hin.
Was ist 2019 anders als 2017?
Die Prognose. In den nächsten Jahren kommen so viele Schüler aus geburtenstarken Jahrgängen in die fünften Klassen, dass Schwerte wieder aufstocken muss: von derzeit drei Klassen pro Jahrgang und Gymnasium auf vier. Macht also acht statt sechs, maximal 62 Plätze mehr.Zudem ist das Thema „Gesamtschule“ raus. Bei den aktuellen Gesprächen über die Beschulungsvereinbarung ging es nur noch um die Gymnasien.
Dürften alle Dortmunder Schüler dann auf Schwerter Gymnasien gehen?
Nein, nur die von der Eintracht-Grundschule Holzen und der Höchstener Grundschule.
Ab wann soll die Änderung gelten?
Ab dem Schuljahr 2020/21. Ein nachträglicher Wechsel von Holzener oder Höchstener Schülern von einem Dortmunder auf ein Schwerter Gymnasium ist nicht vorgesehen.
So sieht das Friedrich-Bährens-Gymnasium in Schwerte von oben aus. © Christoph Harmata
Kann es sein, dass dann Schwerter Schüler abgelehnt werden und Dortmunder die Plätze bekommen?
Theoretisch ja, weil alle Bewerber gleichgestellt sind. Praktisch nein, weil es mehr Klassen mit mehr Plätzen gibt. Und die reichen rechnerisch - so unterstreichen es auch alle Beteiligten - für alle.
Moment: Ob es mehr Klassen gibt, entscheidet doch nicht Schwerte und Dortmund, sondern die Bezirksregierung Arnsberg.
Ja, schon richtig. Aber als sich die Vertreter aus den Rathäusern von Dortmund und Schwerte am 6. Juni trafen und diesen neuen Kompromiss auf den Weg brachten, saß auch Arnsberg mit am Tisch. Mit anderen Worten: Alle sind informiert und haben ihre Zustimmung signalisiert.
Ja, aber was hat Schwerte denn nun davon?
Langfristige Sicherheit. Mehr Schüler und mehr Klassen bedeuten auch immer, dass die Schule gestärkt ist. Und je mehr Schüler in der Oberstufe, umso größer die Auswahl von Kursen in der Oberstufe - zumal FBG und RTG nur wenige hundert Meter entfernt liegen und kooperieren.Dass die Dortmunder Schüler wieder kommen dürften, sei also ausdrücklich „ein Wunsch der Schulleitungen“ von RTG und FBG, sagt Schwertes Erster Beigeordneter Hans-Georg Winkler.
Haben die Schwerter Gymnasien auch genügend Räume - gerade jetzt, wo von G8 auf G9 umgestellt wird?
Das sei kein Problem, so Winkler. FBG und RTG seien ja zu G9-Zeiten schon vierzügig gewesen. Ein Raum-Problem gebe es also nicht.
Und was hat Dortmund davon?
Es sei „ein Erfolg für die Eltern aus Holzen und Höchsten, über den ich mich sehr freue“, sagt Dortmunds Schuldezernentin Daniela Schneckenburger. Zudem: Aktuell müssen Kinder aus diesen Dortmunder Ortsteilen nach Hörde - auf Gymnasien, an denen teilweise in Containern unterrichtet werden muss.Also zugespitzt formuliert: In Schwerte gibt es freie Räume, in Hörde müssen aktuell Container her. Und das nur, weil es irgendwo eine Stadtgrenze gibt, an der Zuständigkeiten per Gesetz wechseln.
Und wer zahlt?
Schwerte. Zum Beispiel die Fahrkarten für die Schüler: knapp 404 Euro pro Schüler und Jahr.
Ist das alles schon beschlossen?
Nein. Die Politiker in beiden Orten müssen noch zustimmen. Am 25. September kommt das Thema in Schwerte auf die Tagesordnung des Schulausschusses, in Dortmund am 26. September.In der Folge müssen alle zustimmen: der Rat der Stadt Dortmund und der Rat der Stadt Schwerte.
Und: Gibt es Mehrheiten?
In Dortmund sollte nicht viel dagegensprechen: keine Zusatzkosten, keine eigene Schule gefährdet. In Schwerte mag das anders aussehen: Als die Pläne Anfang Juli bekannt wurden, gab es große Bedenken bei mehreren Parteien. Die Sorge, eigene Schüler könnten abgelehnt werden, spielte ebenso eine Rolle wie das Gefühl, die Stadtverwaltung habe eigenmächtig neu mit Dortmund verhandelt, ohne mit den Politikern vorher zu sprechen.
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