
© Foto: Manuela Schwerte
DLRG-Retter erklären, was beim Schwimmen in der Ruhr gefährlich werden kann
Rettungswache Garenfeld
Wer rettet Kanufahrer oder Schwimmer aus der Ruhr? In Schwerte machen das die Ehrenamtlichen der DLRG. Wir besuchten die Wache Garenfeld und erlebten viel Einsatz aber kein Bay-Watch.
Sonntagmorgen in Garenfeld: Auf dem Tisch direkt am Flussufer stehen Kaffee-Tassen und ein Laptop. Drumherum sitzen junge Leute in roten T-Shirts. Auf den ersten Blick erinnert alles ein wenig an Camping-Romantik, wäre da nicht das Funkgerät, aus dessen Lautsprecher ein wenig scheppernd dringt: „Adler 6, Boot drei kommt wieder rein.“ Denn wer hier seine Freizeit verbringt, tut das aus einem guten Grund.
Auch Radfahrer erhalten bei Unfällen Hilfe
An Wochenenden und Feiertagen wachen am Rande des Campingplatzes in Garenfeld die Ehrenamtlichen der DLRG über Schwimmer, Kanufahrer und Schlauchbootbesatzungen. Und auch Radfahrern, Wanderern und Spaziergängern wird bei kleineren und größeren Unfällen geholfen. Die Wacht an der Ruhr ist in Schwerte unter den drei Vereinen der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft aufgeteilt. Die Westhofener (und Garenfelder) kümmern sich um den Bereich von der Autobahnbrücke in Wandhofen bis zum Eingang Hengsteysee um die Sicherheit.
Mindestens fünf Helfer brauche man, um die Wache zu besetzen. Darunter auch Bootsführer, denn die Lebensretter patrouillieren mit zwei Booten auf dem Fluss, erklärt Stefan Heinrich. Er ist verantwortlich für den Rettungsdienst.

Das Rettungs- und Wachteam am 11. August vor der Wache in Garenfeld: (v.l.) Stefan, Manuela, Gabi, Laura, Hannah, René, Noel, Alex und Olav. © Foto: Manuela Schwerte
„Die Ruhr ist in diesem Bereich eher ruhig“, sagt er. Wenig Strömung und das Ufer immer gut erreichbar. Die meisten Einsätze hat die DLRG deshalb an Land. Kinder, die sich an Scherben im Wasser geschnitten haben, Insektenstiche oder verstauchte Knöchel werden häufig behandelt. „Landsachen“ nennen das die Retter. Aber manchmal muss man eben auch Schwimmer oder Kanufahrer aus den Fluten retten, und dann kommt es wirklich auf jeden Handgriff an.
Rettungseinsätze sind Hobby
Deshalb muss jeder, der hier Dienst tut, alle zwei Jahre seine Rettungsbefähigung erneuern. Und es gibt eine ganze Reihe von Qualifikationen, die man braucht.
Es gibt klassische Rettungsschwimmer, Strömungsretter, Taucher und Bootsführer, die Einsatzkräfte müssen sich mit Erster Hilfe genau so auskennen wie mit Katastrophenschutz. „Ob Einsatz oder Weiterbildung, alles machen die Mitglieder in ihrer Freizeit“, betont Olav Samlovski. Er ist für den Katastrophenschutz zuständig und fährt an diesem Sonntag das Rettungsboot. Finanzielle Zuschüsse gibt es für die Rettungswache auch nicht. Die Arbeit finanziert sich aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen.
Während das Boot in Schrittgeschwindigkeit über die Ruhr patrouilliert, wagen sich die ersten Schwimmer in die Fluten. 18 Grad Wassertemperatur zeigt das Thermometer am Bootsanleger an. „Hier gehen die ersten ab 9 Grad Schwimmen“, sagt Rettungstaucherin Manuela Wachenfeld. Und Olav ergänzt: „In unserer Wachsaison von Mai bis September geht hier täglich jemand schwimmen.“
Das Baden in der Ruhr ist rechtlich allenfalls geduldet. Denn offiziell darf man dort nicht Schwimmen. Auch nicht hier am Campingplatz, wo es sogar einen Schwimmsteg und eine Badetreppe gibt. Doch das Bad im Fluss hat Tradition. Bereits in der Vorkriegszeit gab es in der Nähe eine Flussbadeanstalt.
Welche Gefahren lauern in der Ruhr?
Die Wasserqualität sei mittlerweile gut, sagt Bootsführer Olav. Noch vor 30 Jahren hätte mindestens einer von zehn Schwimmern am nächsten Tag Magen-Darm-Probleme gehabt. Das gibt es nicht mehr. Die Ruhr hält für den Badegast dafür andere Tücken parat.
Die häufigste Ursache für Rettungseinsätze sei die falsche Selbsteinschätzung der Schwimmer, so Samlovski. Dicht gefolgt von Gegenständen im Wasser. Von Findlingen, die schon immer im Fluss lagen, bis zu Einkaufswagen reicht die Liste von Gefahren, die sich unter der Wasseroberfläche verbergen. Deshalb sei es auch lebensgefährlich von den Brücken zu springen. „Vor Jahren haben wir mal Tresore direkt unter der Fußgängerbrücke in Wandhofen gefunden, wenn da einer runtergesprungen wäre“, sagt der Rettungsschwimmer und lässt den Satz offen. Überhaupt müssen die Retter immer wieder mal Gegenstände aus der Ruhr bergen. Einmal auch ein großes Werbeschild vom Garenfelder Erdbeerbauern. „Der war so froh, dass wir einmal umsonst Erdbeeren pflücken konnten.“
1316 Einsatzstunden leisteten die DLRG-Mitarbeiter im vergangenen Sommer auf der Wache. Dabei wurden sie von Kameraden aus anderen Ortsvereinen unterstützt. Und manchmal gab es auch Unterstützung aus Schwerte. Denn wenn die DLRG-Westhofen-Garenfeld nicht genügend Leute hat, kümmern sich die Schwerter um den Bereich hinter dem Wehr in Westhofen. Dafür braucht man ein zweites Boot. Das besitzen die Westhofener zwar, aber man braucht eben auch eine zusätzliche Besatzung.
Einmal im Jahr steht die Wache unter Wasser
Das Gelände mit der Wache an der Ruhr, die es übrigens bereits seit 1964 gibt, hat die DLRG gepachtet. Das Gebäude mit einer Garage, Diensträumen und einer kleinen Küche muss von den Mitgliedern unterhalten werden. Und das ist nicht so einfach. Denn der günstige Standort direkt an der Ruhr hat auch einen Nachteil. Mindestens einmal im Jahr steht das Untergeschoss unter Wasser.
Trotz viel Einsatz und wenig Unterstützung von offizieller Seite hat die DLRG bislang wenig Schwierigkeiten Nachwuchs zu finden. „Über die Schwimmkurse, die wir im Stadtbad geben, bleiben immer wieder Jugendliche bei uns hängen“, erzählt Stefan Heinrich. So kam er selbst auch zur DLRG, mit 14 Jahren. Und Spaß mache es noch immer.
Ist mit Überzeugung Lokaljournalist. Denn wirklich wichtige Geschichten beginnen mit den Menschen vor Ort und enden auch dort. Seit 2007 leitet er die Redaktion in Schwerte.
