DDR-Kultauto
Die Leidenschaft eines Schwerters für seinen Trabi
Für den einen wirkt dieses Gefährt wie ein Fall für den Schrottplatz, für Werner Steimar ist es ein Schatz: Sein 1986er Trabi in Papyrusweiß. Mittlerweile ist der Wagen sein zehntes Auto des Modells Trabant aus dem Arbeiter- und Bauernstaat. Zum Fan wurde Weimar durch unglückliche Umstände: einen Todesfall in der Familie.
Es war ein schwerer persönlicher Schicksalsschlag, der Werner Steiner zum Trabi-Fan machte. Fast zehn Jahre ist es nun her, dass sein Sohn starb. Er brauchte etwas, um sich abzulenken und seine Gedanken zu sortieren. Ein Oldtimer sollte es sein. Da ein Kadett außerhalb der finanziellen Möglichkeiten lag, wurde es am Ende der Trabant, kurz Trabi genannt, der nun der Liebling der ganzen Familie ist. Mittlerweile fährt er bereits das zehnte Modell, immer wieder tauschte er den Wagen aus, dieser soll nun bleiben. Gekauft hat er ihn von einem Polizisten in Hessen. „Ich möchte ihn in seiner ursprünglichen Form und Farbe erhalten, nutze ihn aber ganz normal im Alltag als Zweitfahrzeug“, erklärt der Autobastler.
Früher begehrtes Gefährt, heute Oldtimer
26 PS sind unter der Haube. Ansonsten ist im spartanischen Fahrzeug nicht viel zu finden. „Aber: was nicht da ist, kann auch nicht kaputt gehen“, begeistert sich Steimar für den Wagen im Farbton Papyrusweiß. Im Februar bekommt der Familienbegleiter auf vier Rädern dann auch das H-Kennzeichen – die Erstzulassung war im Februar 1986. Damals stand die Mauer noch, der Zweitakter war in der DDR noch ein begehrtes Gefährt.
Ein Auto als Gesprächsstoff
Heute ist er immer noch ein Hingucker, erntet aber auch Spott: „Wenn Leute mich aus einem 911 Porsche mitleidig ansehen dann grinse ich nur“, erklärt Werner Steimar. „Ich habe so viele schöne Gespräche durch das Auto, das ist einfach super.“ Der Trabi vereint: Erst vor zwei Wochen war der kleine Wagen bei einem großen Treffen: „Das haben dann schon meine beiden großen Söhne übernommen.“
Unterwegs mit Sandmann und Mainzelmännchen
Immer mit auf Tour auf der Rückablage ist noch eine Legende: Das Sandmännchen liegt im Heckfenster und vorne auf der Ablage hat es sich das Mainzelmännchen bequem gemacht. Mofa auf vier Rädern Beide sind still, anders als der Sound des Zweitakters aus dem Motorraum. „Für mich ist das ein Mofa auf vier Rädern“, sagt der Familienvater und schaut auf die Uhr. Das Taxi ruft. Knatterbüchse aus, fertig machen zum Dienst: „Aus Image habe ich mir ja noch nie etwas gemacht. Ich bin kein Etepetete-Oldtimerfan.