Heimatforscher Peter Arnold (72) aus Herdecke fand heraus, was aus den mächtigen Bronzeadlern geworden ist, die ursprünglich die Ecken des Kaiser-Wilhelm-Denkmals auf der Hohensyburg zierten.

Heimatforscher Peter Arnold (72) aus Herdecke fand heraus, was aus den mächtigen Bronzeadlern geworden ist, die ursprünglich die Ecken des Kaiser-Wilhelm-Denkmals auf der Hohensyburg zierten. © Reinhard Schmitz

Die Bronzeadler der Hohensyburg: Peter Arnold fand sie verwandelt wieder

rnKaiser-Wilhelm-Denkmal

Vier riesige Bronzeadler zierten ursprünglich das Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf der Hohensyburg. Bei der Umgestaltung in den 1930er-Jahren verschwanden sie. Peter Arnold nahm ihre Spur auf.

Westhofen

, 29.08.2022, 11:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Despektierlich verglichen es die Schwerter als „Ata-Dose“ mit einer Scheuerpulver-Verpackung. Viel mehr war aus ihren Augen bei der Umgestaltung in den 1930er-Jahren nicht geblieben von dem einst prunkvollen Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf der Hohensyburg. Nicht nur die steinerne Krone hatte man dem Monument genommen. Auch der ganze übrige Zierrat und die vier mächtigen Bronzeadler, die auf den Eck-Erkern des zentralen Turms thronten, waren verschwunden.

Peter Arnold (72) machte sich auf die Spur der Bronzeadler

Wo sind die Wappenvögel geblieben? Diese Frage ließ den Heimatforscher Peter Arnold aus Herdecke seit 20 Jahren nicht ruhen. Jetzt weiß er: Sie haben eine Metamorphose durchlaufen, eine neue Gestalt angenommen, in der es sie immer noch gibt.

Wie riesig die Bronzeadler auf dem Hohensyburg-Denkmal waren, wurde zeigt ein verblichenes Foto vom Herunterlassen im Juli 1930.

Wie riesig die Bronzeadler auf dem Hohensyburg-Denkmal waren, zeigt ein verblichenes Foto vom Herunterlassen im Juli 1930. © Wolfgang Kubis

„Das Ehrenmal in Wetter ist aus den alten Adlern von der Hohensyburg gegossen“, sagt der 72-Jährige, der sich tief in alte Zeitungsbände aus jener Zeit vergraben hat. Die Stadt hatte 1891 ihren Männern ein Denkmal gesetzt, die vor der Gründung des Deutschen Reiches in den Kriegen 1864 (gegen Dänemark), 1866 (gegen Österreich) und 1870/71 (gegen Frankreich) zu Tode gekommen waren.

Ausflug zur „Ata-Dose“: Die Oma von Redakteurin Martina Niehaus, Irene Thal (2.l. vorn, kniend), erlebte beim Klassenausflug zur Hohensyburg ein Denkmal ohne Adler und Krone. Das war gegen 1938.

Ausflug zur „Ata-Dose“: Die Oma von Redakteurin Martina Niehaus, Irene Thal (2.l. vorn, kniend), erlebte beim Klassenausflug zur Hohensyburg ein Denkmal ohne Adler und Krone. Das war gegen 1938. © Repro Niehaus

Doch die damalige Standbildgruppe „Sekundanten in der Schützenlinie“, aus weichem schlesischen Sandstein gemeißelt, fingen schnell an zu zerbröseln. An den Bronze-Nachfolgern von 1906 hatte man auch keine lange Freude, da sie im Ersten Weltkrieg zu Kanonen eingeschmolzen wurden.

„Sekundanten in der Schützenlinie“ heißen die Figuren des Krieger-Ehrenmals in Wetter, die aus der Bronze der Hohensyburg-Adler gegossen wurden. Sie stehen immer noch auf dem Seeblick am Harkortberg.

„Sekundanten in der Schützenlinie“ heißen die Figuren des Krieger-Ehrenmals in Wetter, die aus der Bronze der Hohensyburg-Adler gegossen wurden. Sie stehen immer noch auf dem Seeblick am Harkortberg. © Wolfgang Kubis

Also musste erneut Ersatz her, für den im Jahre 1935 rund 7500 Reichsmark gesammelt wurden, wie Peter Arnold weiter berichtet. Um die Kosten zu senken, traf es sich gut, dass zu dieser Zeit die Bronzeadler des Kaiser-Wilhelm-Denkmals zum Verkauf standen. Auch dieses Monument hatte sich als nicht für die Ewigkeit gebaut herausgestellt und war dringend renovierungsbedürftig: „Der Mörtel hatte sich zersetzt, und alle Figuren waren lose.“

Aus schlesischem Sandstein gefertigt waren ursprünglich die Soldaten-Figuren auf dem Ehrenmal, das die Postkarte von 1912 vor dem Amtsgericht am Alten Markt in Wetter zeigt. Da sie verwitterten, wurden sie durch einen Bronzeguss ersetzt.

Aus schlesischem Sandstein gefertigt waren ursprünglich die Soldaten-Figuren auf dem Ehrenmal, das die Postkarte von 1912 vor dem Amtsgericht am Alten Markt in Wetter zeigt. Da sie verwitterten, wurden sie durch einen Bronzeguss ersetzt. © Wolfgang Kubis

In einem alten Zeitungsbericht war sogar davon zu lesen, dass ein Adler herabgefallen sei, was der Forscher bezweifelt. Ein verblichenes Fotos nach dem Herunterholen auf den Erdboden zeigt die beeindruckenden Maße des Wappenvogels: Ausgewachsene Arbeiter können sich unter seinen halb ausgebreiteten, 2,50 Meter hohen Schwingen verstecken: „Die Flügelspannweite war 3 Meter.“

Die vier mächtigen Adler schmücken den Mittelturm des Kaiser-Wilhelm-Denkmals auf der Hohensyburg noch auf dieser Postkarte aus dem Jahre 1935, die der Hagener Heimatforscher Werner Kubis in seiner Sammlung hütet.

Die vier mächtigen Adler schmücken den Mittelturm des Kaiser-Wilhelm-Denkmals auf der Hohensyburg noch auf dieser Postkarte aus dem Jahre 1935, die der Hagener Heimatforscher Werner Kubis in seiner Sammlung hütet. © Wolfgang Kubis

Da die vier Adler bei der Umgestaltung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals nicht mehr montiert werden sollten, gingen sie im Sommer 1935 zum Schrottpreis nach Wetter, wo sie bei der Firma Demag zerlegt wurden. Aus dem Material fertigte die Düsseldorfer Kunstgießerei Gustav Schmäke das Kriegerdenkmal für Herdecke, das der Kunstbildhauer Otto Bussmann (Düsseldorf) der verlorengegangenen Soldatengruppe nachempfunden hatte. Seit 1969 hat es seinen Standort am Ehrenmalplatz am Harkortberg. „Dort steht es heute noch - aus den Hohensyburgadlern“, sagt Peter Arnold.

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