
© Reinhard Schmitz
Friseur in Wandhofen nimmt Kunden die Verunsicherung mithilfe eines Schreiners
Coronavirus in Schwerte
Die Coronakrise hat auch die Kunden von Frisörmeister Andreas Woelm verunsichert. Zum Glück konnte er auf Hilfe seines Schwiegervaters bauen, der zusätzliche Hygienemaßnahmen ermöglichte.
Die Ringe unter den Augen sieht man nicht. Die Spuren schlafloser Nächte, seit der Ausbruch der Coronakrise Andreas Woelm mit voller Wucht getroffen hat, sind gut versteckt. „Das ist blanker Überlebenskampf“, sagt der Frisörmeister, der gemeinsam mit seiner Ehefrau Martina Woelm seit 27 Jahren das Haarstudio A+M an der Strangstraße in Wandhofen betreibt: „Wir leben beide von dem Laden.“
Doch viele Kunden sind derzeit verunsichert. Wo sonst schon der nächste auf einen freien Platz vor dem Spiegel wartete, herrscht oftmals gespenstische Ruhe.
Mobile Trennwände schirmen die Kunden ab
Erst glaubten manche irrtümlich, dass auch das Frisörhandwerk von den Schließungsverfügungen im Einzelhandel betroffen sei. Als klar war, dass das nicht der Fall ist und Andreas Woelm sein Geschäft auch weiterhin offen halten darf, hielt die Verunsicherung vor möglicher Ansteckungsgefahr manche vom Besuch zum Haareschneiden ab.
Der Frisörmeister reagierte umgehend. „Wir fühlen uns verantwortlich für das Wohlbefinden und die Gesundheit unserer Kunden“, betont er: „Wir müssen Sicherheit bieten, dass sie trotzdem kommen können.“ Deshalb hat er seinen Salon jetzt umgerüstet.
Drei mobile Trennwände können die Bedienplätze abtrennen, von denen derzeit außerdem derzeit nur jeder zweite belegt wird, so dass genügend Abstand zwischen den Kunden bleibt.
Schwiegervater Herbert Dieckmann erdachte die Lösung
Die Konstruktion erdachte sich Woelms Schwiegervater, der Schreinermeister Herbert Dieckmann von der Firma Hedico. Er fertigte jeweils einen 2 Meter hohen und 1,10 Meter breiten Holzrahmen, der mit einer Kunststofffolie bespannt und auf vier Rollen geschraubt ist.
Die Elemente sind dabei so leicht, dass sie sich bequem zu jeder gewünschten Stelle im Raum hin- und herschieben lassen. Ganz egal, wo Andreas und Martina Woelm oder ihre Mitarbeiterin Marion Riemer gerade arbeiten.
Wenn gewünscht, können die Wände auch so zusammengestellt werden, dass sie einen der Bedienplätze wie eine geschlossene Kabine abschirmen.

Als Martina und Andreas Woelm im März 2018 das 25-jährige Bestehens ihres Haarstudios A+M in Wandhofen feierten, war die Welt noch in Ordnung. © Reinhard Schmitz (A)
Doch für die Sicherheit und Beruhigung der Besucher wird noch mehr getan. „Wir lassen nicht mehr als drei Kunden gleichzeitig in den Laden“, sagt Andreas Woelm Selbstverständlich seien zudem Desinfektion nach jedem Kunden sowie Mundschutz und Handschuhe. Und jeden Abend würden die Räume gründlich gereinigt und noch einmal keimfrei gemacht.
Einzeltermine für Menschen mit Immunschwäche sind möglich
„Für schwer Erkrankte oder Menschen mit Immunschwäche sind auch Sondertermine möglich, wo sie alleine im Geschäft sind“, kündigt Andreas Woelm an: „Wenn wir überleben wollen, müssen wir ein Miteinander finden.“ Dieser Service könne aber nur für Stammkunden angeboten werden. Eine Anmeldung ist möglich unter Tel. (02304) 23523.
Team ist sogar zur Arbeit am freien Montag bereit
Ansonsten ist das Team des Salons A+M noch zu Vielem bereit. Dazu zählt auch eine mögliche Ausdehnung der Öffnungszeiten, die normalerweise dienstags bis freitags jeweils von 9 bis 18 Uhr sowie samstags von 9 bis 14 Uhr sind. „Wir wären bereit, montags zu arbeiten oder samstags durchzuarbeiten“, sagt Andreas Woelm: „Im Moment ist mir das egal.“
Denn der Dorffrisör von Wandhofen will durchhalten. „Wir haben eine tolle Kundschaft“, betont er. Und auf die baut er: „Sie haben schon die Buschtrommel aktiviert.“ Die zusätzlichen Hygienemaßnahmen mit den Stellwänden sollen sich im Ortsteil herumsprechen. „Die Kundschaft ist dankbar für die Sicherheit und Fürsorge“, hat der Frisörmeister schon erfahren.
Das drückte sich auch darin aus, dass manche beim Bezahlen freiwillig einen „Corona-Zuschlag“ in eines der aufgestellten Sparschweinchen steckten.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
