Helfer beladen Busse mit Nahrung, Kleidung und Medikamenten. Sie sollen Menschen in der Ukraine helfen. Freitag früh um 5 Uhr startet das Unternehmen Quecke aus Schwerte gemeinsam mit anderen einen Hilfskonvoi. Sie holen auch Geflüchtete ab. © Martina Niehaus
Krieg in der Ukraine
Bus-Konvoi startet in Schwerte zur Hilfsaktion: „Endlich können wir etwas tun“
Mehrere Reiseunternehmen haben sich zusammengetan und holen mit Bussen Geflüchtete von der polnisch-ukrainischen Grenze ab. Die Welle der Hilfsbereitschaft in Schwerte ist riesig.
Gerade hat Julia Duke auf dem Gelände des Reiseunternehmens Quecke in Schwerte ihre Spenden abgegeben: Babywindeln und Babygläschen, Decken, Handtücher, Verbandsmaterial. Eine Mitarbeiterin überreicht der 51-jährigen Schwerterin zum Dank eine blasslilafarbene Tulpe.
Als Dank für ihre Spende bekommt Julia Duke eine Tulpe geschenkt. © Martina Niehaus
„Ich finde es ganz irre, dass die Menschen so viel Solidarität zeigen“, sagt Julia Duke. Die Gemeindeschwester aus der evangelischen Kirchengemeinde Ergste ist froh, etwas tun zu können. „So können wir einen Beitrag leisten.“
Gemeindeschwester Julia Duke (51) aus Schwerte sagt: „Diese Hilfsbereitschaft ist irre.“ © Martina Niehaus
Auch Maria und Willi Tebroke haben Spenden gebracht. „Jetzt muss ich nicht mehr erstarrt vor dem Fernseher sitzen, sondern kann endlich etwas tun“, sagt Maria Tebroke. „Wir vom Lions-Club kennen uns hier alle und freuen uns, helfen zu können“, fügt Willi Tebroke hinzu.
Alle packen mit an
Dabei blickt er in die große Fahrzeughalle des Schwerter Reiseunternehmens. Dort stehen kistenweise Spenden in Kartons auf dem Boden. Bepackt mit Windeln, Seife, Zahnpasta, Butterkeksen, Äpfeln, Tütensuppen. Quecke-Mitarbeiter und Mitglieder der Schwerter Lions und Leos sortieren, packen, beladen Busse. Insgesamt sind es zwischen 15 und 20 Menschen, die mit anpacken.
Im Büro helfen die Lions-Frauen beim Packen von Paketen für die Reisenden. Auch Chefin Anne Quecke (2.v.r.) freut sich über die Hilfe. © Martina Niehaus
Am Freitag früh (4.3.) um 5 Uhr geht es los: Dann startet der Hilfskonvoi mit fünf Bussen und einem Sattelschlepper nach Medyka an der ukrainisch-polnischen Grenze. Der 26-jährige Florian Quecke fährt die 1.300 Kilometer selbst. Mit im Bus dabei sind Mitarbeiter Alain Delandmeter und Werkstattleiter Roman Morys. „Roman kann uns vor Ort gut helfen, er spricht fließend ukrainisch und russisch und kann dolmetschen“, erzählt Florian Quecke.
Außerdem fahren auch die Freundin von Florian Quecke und deren Schwester mit. „Die beiden können sich dann auf der Rückfahrt um unsere Mitfahrenden kümmern“, sagt der 26-Jährige. Rund 50 Personen werden in dem großen Doppeldecker-Reisebus sitzen, vorwiegend Frauen und Kinder.
Sie sollen in Schwerte und Lünen untergebracht werden. Die Busse der anderen Reiseunternehmen bringen die ukrainischen Geflüchteten nach Hemer oder Letmathe. Die Rückkehr ist für Sonntag (6.3.) geplant; die genaue Uhrzeit weiß man noch nicht.
Mit dem Bus im Hintergrund fährt Florian Quecke (l.) in Richtung Ukraine. Seine Eltern Anne und Jörg Quecke sowie Bruder Philipp Quecke haben die Aktion mit organisiert. Sie wollen den Menschen helfen. © Martina Niehaus
Florian Quecke ist selbst ganz überwältigt von der großen Hilfsbereitschaft. Die Fahrschule „Graf und Herzog“ aus Bochum habe einen Sattelschlepper zur Verfügung gestellt, um die vielen Spenden transportieren zu können. Für die Packaktion hat die Metzgerei Lewe Würstchen gespendet; Brötchen kommen von der Bäckerei Grobe.
„Diese Sachen werfe ich für unsere Helfer gleich auf den Grill“, freut sich der jüngere Bruder des Familienunternehmens, Philipp Quecke (24). Für die Versorgung der Reisenden habe die Bäckerei Mohr Nussecken und anderes Gebäck gespendet. Möglicherweise sind noch viel mehr Spender dabei.
Tim Frommeyer: „Unfassbare Hilfsbereitschaft“
Dezernent Tim Frommeyer von der Stadt Schwerte ist bei der Packaktion auch dabei. „Wir können uns nur tausendfach für die unfassbare Hilfsbereitschaft bedanken“, sagt er. Das Unternehmen habe alles im „direkten Draht“ mit der Stadt abgesprochen. „Wir können die Hilfsaktion dann hier kanalisieren und uns um die Leute kümmern“, sagt Tim Frommeyer, der die städtische „Task Force“ für die ukrainischen Flüchtlinge leitet.
Die Hilfsgüter werden in Medyka von der Caritas vorsortiert. Das Unternehmen hat alles vorbereitet und sogar mehrsprachige Schilder ausgedruckt. © Martina Niehaus
Manchmal, erzählt der Dezernent, habe er Tränen in den Augen, wenn er von den Erlebnissen der Geflüchteten höre. Denn einige Familien sind schon da; sie seien privat bei Verwandten untergekommen. „Die Frauen und Kinder sind schwer traumatisiert. Wir arbeiten daher mit Ärzten zusammen, auch der Jugendhilfedienst ist dabei. Wir werden alle vom ersten Tag an betreuen.“
Wo genau die Geflüchteten unterkommen werden, dazu möchte die Stadt keine genauen Angaben machen. „Wir bekommen alle gut untergebracht“, sagt Stadtsprecher Ingo Rous. „Es gibt auch viele private Hilfsangebote.“ Man sei sehr zuversichtlich, dass man die Hilfe schnell und unbürokratisch regeln könne. „Wir tun alles in unserer Macht Stehende, um den Leuten zu helfen.“
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