Das etwas verfallene Haus ist wegen seiner farbigen Graffiti weithin sichtbar. Vor allem, wenn man mit dem Zug in den Schwerter Bahnhof einfährt. Kurz hinter dem bunten Gebäude endet der befahrbare Teil der Margot-Röttger-Rath-Straße.
Abseits und doch nah der Innenstadt fristet die Halle ein eher trauriges Dasein. An einer Giebelwand hat jemand das Blech aufgerissen. Im Inneren liegt überwiegend Schutt, und nächtliche Gäste haben hier ihren Müll zurückgelassen.
Nicht renovierbar?
Die Halle, die der Stadt als Lager für Streusalz dient, kam durch den Kauf von Bahn-Immobilien, die man zur Stadtentwicklung benötigte, quasi als Beifang in den Besitz der Kommune. Andere Gebäude dort an der ehemaligen Ladestraße wurden längst abgerissen. Einst planten Schwertes Politiker dort hinter dem Bahnhof einen überdachten Treffpunkt für Jugendliche oder für die Trinkerszene aus dem Stadtpark zu schaffen.
Bei einer Ortsbegehung im September 2018 zeigten sich viele Schwerter Ratsmitglieder davon überzeugt, dass die Halle nicht mehr renovierbar ist: keine Wärmedämmung, kein dichtes Dach, das Fundament durch die Lagerung von Salz beschädigt. Man legte die Pläne zu den Akten.

Die Halle verfiel, doch der Ort wurde zu einem Treffpunkt verschiedener Jugendszenen. Noch immer sind hier Graffiti-Sprayer aktiv, junge Auto-Tuner treffen sich und auch ein Drogenszene habe sich dort eingenistet, heißt es.
Nicht weiter verfallen lassen
Im Hintergrund tut sich nun etwas: Die Stadt möchte das Objekt nicht so verfallen lassen. Die Grünen beantragten deshalb im Stadtrat: „Der Rat zieht jegliche Entscheidung über das Salzlager an der Margot-Röttger-Rath-Straße an sich.“ Und in der Begründung heißt es: „Das Salzlager ist zu einem bedeutenden Ort für junge Erwachsene und Graffiti-Künstler geworden. Jegliche Verwendung sollte sorgsam durch den Rat bzw. seine Ausschüsse abgewogen werden.“

Das rief schon im Ansatz Protest aus SPD und CDU auf den Plan. „Da treffen sich die Tuner-Szene und die Rauschgiftszene und das wollen die Grünen als guten Ort fördern?“ Und Egon Schrezenmaier (CDU) erklärte: „Es ist verheerend, was Sie da fordern.“ Zumal seiner Ansicht nach Graffiti keine Kunst, sondern Umweltverschmutzung sei.
CDU-Fraktionschef Marco Kordt erinnerte an den tödlichen Unfall, der am Güterbahnhof passiert sei. Und auch in diesem Bereich seien Sicherungseinrichtungen entfernt worden.
Für die Grünen erklärte Maximilian Ziel, dass man ja keinen Antrag zur Erhaltung gestellt habe, sondern nur als Politiker bei dem Thema mit an Bord sein wolle. „Wenn da was passiert, dann lasst uns doch hier darüber diskutieren.“
Ortsbesichtigung geplant
Aktuell plane man nichts für die Halle, betonte Bürgermeister Dimitrios Axourgos. „Wir überprüfen aber regelmäßig unseren Gebäudebestand“, betonte er. Und schloss an: „Die Halle wird sicherlich nicht noch zwei Jahre brach liegen.“ Dennoch konnte sich der Rat nicht darauf einigen, das Thema an sich zu ziehen. Man beschloss aber erneut mit dem zuständigen Ratsausschuss eine Ortsbesichtigung zu machen.
Allerdings ist der nächste Sitzungslauf des Rates und seiner Ausschüsse erst im September. Und was passiert, wenn bis dahin ein Angebot für die Halle eintrifft? Wenn die Bahn plötzlich doch wieder Immobilien an ihren Gleisen kaufen wolle, oder ein ähnliches Angebot komme, würde man zusagen, so Bürgermeister Axourgos. Die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas passiere, sei aber gering.
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