
© Heiko Mühlbauer
Boutique-Besitzerin Claudia Jesser: „Irgendwie müssen wir da durch“
Corona-Lockdown
Im Herbst 2019 eröffnete Claudia Jesser ihre Boutique in der Mährstraße in Schwerte. Das Geschäft lief gut an, doch dann kam die Corona-Pandemie. Staatliche Hilfen bekommt sie nicht.
Als Claudia Jesser für den Fototermin die Tür zu ihrer Boutique Ava an der Mährstraße öffnet, bleiben gleich die ersten Passanten stehen. Sie fragen, wie es geht und wann es weitergeht. Die Antwort auf die zweite Frage ist ein Schulterzucken.
Als Claudia Jesser im Herbst 2019 ihre Boutique eröffnete, war Corona noch eine Biersorte. Und der Versuch, das Ladenlokal, in dem einst eine Pizzeria und die Seifenkiste beheimatet waren, wieder mit Leben zu füllen, schien auch da bereits ein Risiko. Allerdings ein beherrschbares, denn Claudia Jesser hat einen Zweitjob.
Halbtagsstelle birgt wirtschaftliche Gefahr
Durch den kennen sie viele Schwerter, denn sie arbeitet seit Jahren im Bürgerbüro der Stadt. Doch ausgerechnet ihre Halbtagstätigkeit birgt jetzt wirtschaftliche Gefahr.
Seit dem 16. Dezember ist die Boutique geschlossen. Die Winterware hängt seitdem auf den Kleiderständern oder liegt im Regal. „Im November war ich das letzte Mal einkaufen“, erzählt sie. Die Winterkollektion war gerade ergänzt, da ging es relativ schnell. Was sie mit den Sachen jetzt machen soll? „Keine Ahnung, ich habe ja relativ zeitlose Mode im Angebot, vielleicht kann ich einiges bis zum nächsten Herbst liegen lassen.“
„Onlinehandel ist für mich zu aufwendig“
Bei der Klick-und-Collect-Aktion anderer Einzelhändler in Schwerte ist sie nicht dabei: „Das ist für mich zu viel Aufwand.“ Und das Angebot, jemanden für den Internethandel einzustellen, musste sie ausschlagen. Das rechne sich für sie nicht.
So bleibt Claudia Jesser derzeit nur abzuwarten. „Zum Glück hatte ich in den ersten zwei Januarwochen ohnehin Betriebsferien eingeplant“, erzählt sie. Da habe sie der Lockdown noch nicht so hart getroffen. Doch jetzt wird es härter. Denn die Ausgaben laufen weiter, während die Einnahmen bei Null liegen.
„Ich muss Miete, Nebenkosten, Strom, Heizung, Versicherungen und die Beiträge zu den Berufsverbänden weiter bezahlen, bekomme aber keine Hilfen.“ Denn sie sei ja mit ihrem Job bei der Stadt keine Solo-Selbstständige.
Boutique ist ihr Herzensprojekt
Die Boutique, die sie „meinen kleinen Laden“ nennt, ist ihr Herzensprojekt. Fast alles in dem 40 Quadratmeter großen Ladenlokal hat sie gemeinsam mit ihrer Familie renoviert, gestaltet und eingerichtet. Auch im Verkauf halfen die Familienmitglieder mit. Und selbst jetzt, in der Zeit, in der gar nichts läuft, wird noch ein wenig ausgebaut.
Noch hat Claudia Jesser die Hoffnung, dass es Mitte Februar wieder mit dem Verkauf weitergeht. Auch wenn es ihr Geschäft hart trifft, hat sie Verständnis für die Maßnahmen. Denn auch in ihrer Familie gab es Corona-Fälle. „Irgendwie müssen wir alle da durch“, sagt sie zum Abschied.
Ist mit Überzeugung Lokaljournalist. Denn wirklich wichtige Geschichten beginnen mit den Menschen vor Ort und enden auch dort. Seit 2007 leitet er die Redaktion in Schwerte.
