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Urlaub 2021? Schwerter Reisebüro rät „zwingend“ zu Pauschalreisen
Urlaubsreisen
Der Lockdown ist verlängert worden. Homeoffice und Homeschooling bestimmen den Alltag. Gerade jetzt sehnt man sich nach Sonne und Strand. Doch geht das überhaupt? Diese Länder empfiehlt der Reiseexperte.
Spricht man mit Schwerter Familien über ihre Situation im Corona-Lockdown, dann merkt man schnell: Gerade weil sich alles darum dreht, den Alltag mit Arbeit und Homeschooling zu stemmen, ist die Sehnsucht auf unbeschwerten Urlaub präsent.
Die Familie von Dirk Schatkowski zum Beispiel hofft auf den Sommer. „Wir fahren traditionell an die Nordsee“, sagt der 51-jährige Familienvater. Doch er glaubt nicht, dass bis zum Sommer schon wieder „normale“ Urlaube möglich sind. „Vielleicht wird es nach den Sommerferien allmählich normal.“ Das hinge auch davon ab, wie viele Menschen bis dahin geimpft seien.
Andreas Schulz fährt mit Frau, Tochter und Sohn gern in ein Familiensportcamp in den französischen Alpen. Ob es klappt? „Wenn ich mir momentan etwas wünsche, dann wünsche ich mir erst mal das Virus weg“, sagt Schulz.
15 bis 20 Prozent: „Niemand weiß, wie es weitergeht“
Den Urlaub planen trotz Corona: Viele Familien denken zwar daran, aber konkrete Buchungen gibt es bisher wenig. Das bestätigt ein Experte: „So wie es aussieht, wird es bei uns in diesem Monat nur 15 bis 20 Prozent dessen, was wir normalerweise an Buchungen im Januar haben, geben“, erzählt Jörn Sewing, der das First Reisebüro an der Brückstraße in Schwerte zusammen mit seiner Frau Mareike Sewing betreibt.
„Es weiß im Moment niemand, wie es weitergeht.“ Die meisten Buchungen gebe es bis jetzt für die zweite Jahreshälfte. „Es beginnt schon langsam im Juni, Juli, bis Oktober, aber wir haben tatsächlich verhältnismäßig viele Anfragen für die Monate November, Januar und Februar nächsten Jahres.“
Wer unsicher ist, für den gibt es Angebote der Reiseveranstalter. „Einige Veranstalter bieten Flexpakete an, die bis zu 14 Tage vor Beginn der Reise eine Stornierung ohne Angabe von Gründen ermöglichen“, erklärt Sewing.
Im Moment seien diese Angebote noch kostenfrei. Doch irgendwann werden die Veranstalter unterschiedliche Preise dafür nehmen, glaubt Sewing. Diese Angebote seien besonders interessant für diejenigen, die noch etwas nervös sind, was die Entwicklungen im Reiseland angeht. Zumal derzeit auf EU-Ebene über einen EU-Impfpass diskutiert wird.
Buchen ohne Anzahlung
„Es kann zum Beispiel sein, dass es in dem Land keine Reisewarnung, aber Einschränkungen wie eine Maskenpflicht gibt. Wenn der Betroffene meint, so könne kein Urlaubsgefühl aufkommen, kann er die Reise stornieren“, informiert Jörn Sewing. Wenn es eine Reisewarnung gibt, werde die Reise ohnehin storniert.
Und wer ganz auf Nummer sicher gehen will, für den hat Sewing noch einen Tipp: „Es gibt auch Veranstalter, die wollen derzeit auch keine Anzahlung, sondern buchen erst ab, wenn feststeht, dass die Reise auch angetreten werden kann. Da muss man dann auch nicht mehr der Anzahlung hinterherlaufen.“ Trotzdem: Die Nachfrage nach Urlaubsreisen würde dadurch derzeit trotzdem nicht besser.
Griechenland, Portugal, Türkei
Wer in diesem Jahr mit seiner Familie einen Sommerurlaub planen möchte, dem empfiehlt Jörn Sewing das europäische Ausland. „Das ist mit Sicherheit sinnvoll. Bei Fernstrecken raten wir dazu, erst mal abzuwarten.“

Wo kann in diesem Jahr Urlaub möglich sein? Jörn Sewing sieht durchaus einige Optionen. © picture alliance / dpa
Seine Tipps: „Die Länder, die im vergangenen Sommer schon gut durch die Pandemie gekommen sind und wo wir gute Rückmeldungen von den Kunden bekommen haben. Das sind zum Beispiel Griechenland und die griechischen Inseln, die Algarve und die kanarischen Inseln. Aber auch die Türkei.“
Täglich Flüge nach Fuerteventura
Man habe sich dort vor Ort sehr gut gekümmert. „Alle paar Tage hat das Ordnungsamt die Hotels kontrolliert, in allen Reiseländern wurde die Auslastung der Hotels beschränkt. Die Aussage der Kunden war: ,Wenn man sehen will, wie Abstandsregeln und Co. nicht funktionieren, muss man nur wieder in Deutschland landen.‘“
Deutschland werde wahrscheinlich auch in diesem Jahr wieder stärker nachgefragt sein als üblich. Aber auch Flugreisen in das europäische Ausland böten eine gewisse Sicherheit. „Nach Fuerteventura gehen zum Beispiel mehrere Flüge täglich. Wenn da einer ausfällt, setze ich mich in den nächsten“, erklärt der Geschäftsführer.
Profi rät „zwingend“ zu Pauschalreisen
Auf die Frage, ob er den Urlaubswilligen eher zu Pauschalreisen als zu Individualreisen rate, hat Sewing eine klare Antwort: „Zwingend.“ Und das hat für ihn mehrere, ganz praktische Gründe: „Wir mussten im letzten Jahr extrem viele Reisen rückabwickeln. Wenn bei einer Individualreise alles separat gebucht wird, ist das eine Katastrophe.“
Teilweise habe es auch Probleme gegeben, wenn die Reise nicht angetreten werden konnte und Anbieter im Ausland gesagt hätten: „Wenn Sie nicht kommen, dann ist das nicht unser Problem.“
Außerdem: Wer eine Pauschalreise gebucht hat und aus irgendwelchen Gründen am Urlaubsort festsitzt, bei dem ist der Reiseveranstalter „gesetzlich dazu verpflichtet, ihn zurückzuholen“, erklärt Sewing. Im letzten Jahr hätten die Reiseveranstalter so dafür gesorgt, dass „hunderttausende“ Urlauber zurückgeholt wurden.
Hoffnung auf die Zukunft
Und wie geht es den Reisebüros generell derzeit in der Krise? „Sehr schlecht. Realistisch ist das derzeit, wie bei vielen der Kollegen, nur ein Durchhalten mit der Hoffnung, dass sich in den nächsten Monaten etwas verbessern wird“, sagt Jörn Sewing. Er hofft, dass es vielleicht in der zweiten Jahreshälfte wieder sinnvoll wird, Reisen zu unternehmen. Und dass die Kunden auch sagen: „Ja, ich will eine Reise machen.“
Dass sie es wollen, steht außer Frage.
Geboren und aufgewachsen an der Grenze zwischen Ruhrpott und Münsterland, hat Kommunikationswissenschaft studiert. Interessiert sich für Tiere, Kultur und vor allem für das, was die Menschen vor Ort bewegt.
Begegnungen mit interessanten Menschen und ganz nah dran sein an spannenden Geschichten: Das macht für mich Lokaljournalismus aus.
