Der Zulauf ist riesig – direkt zu Beginn des Schwerter Berufs- und Karrieretags auch am Stand der Dortmunder Sparkasse. Dort erklärt David (22) aus Dortmund-Lücklemberg den Schülerinnen und Schülern, die zu ihm gekommen sind, in aller Ruhe, was sie im Falle einer Ausbildung bei dem Finanzdienstleister erwarten können.
Das Gute ist: David ist selbst noch in der Ausbildung, die er nach seinem Abitur begonnen hat. Noch besser ist: Der junge Azubi zeigt an diesem Donnerstag (19.10.), wofür der Berufs- und Karrieretag am Ende tatsächlich gut sein kann. Denn bei der Jobmesse in den Westfalenhallen – einem ähnlichen Angebot – hätte er sich damals über den Beruf des Bankkaufmannes informiert, sei dort auch auf seinen Ausbildungsleiter getroffen.
Der ist am Donnerstag ganz begeistert, dass er mit dem jungen Dortmunder jemanden gefunden hat, der mit Spaß bei der Sache ist. „Das brauchst du heute“, sagt Andreas Berkenbusch. „Junge Leute, die hier auf die Schüler zugehen.“ Schließlich kämen die – anders als früher – oft nicht mehr von selbst.
Mangel an Fachkräften
Fehlende Azubis, kaum noch Bewerbungen, offene Stellen: Das Thema ist präsent an diesem Tag. Längst hat der Hauptveranstalter – das Schwerter Unternehmernetzwerk US-2 – das Konzept der früheren Ausbildungsbörse erweitert, setzt nun auf einen eher ganzheitlichen Karriereaspekt. Schließlich zieht sich der Mangel an Fachkräften durch alle Branchen, von denen die verschiedensten am Donnerstag in der Halle des Baubetriebshofes vertreten sind.

Rund 50 Betriebe und Arbeitgeber stellen sich an diesem Tag vor – darunter auch die Stadt Schwerte. Die hat als Verwaltung mitunter mit genau den gleichen Problemen zu kämpfen wie privatwirtschaftliche Unternehmen. Ingenieure und Gärtner würden aktuell händeringend gesucht, berichtet Bürgermeister Dimitrios Axourgos im Gespräch mit der Redaktion. Die Krux: Größere Städte wie Dortmund würden besser bezahlen; nicht, weil man das als Arbeitgeber nicht wollte, sondern weil das je nach Größe einer Stadt verwaltungstechnisch so festgelegt ist.
Intern habe man eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich mit der Frage beschäftigt, mit welchen Faktoren man als Arbeitgeber über das Gehalt hinaus punkten könne. Mit kostenlosen Parkmöglichkeiten etwa – davon hat Schwerte einige. Es mag banal klingen, am Ende kann das aber durchaus ausschlaggebend sein.
David ist Ausbildungsbotschafter
Bei David waren die Vorstellungen von Anfang an konkret: „Ich wollte schon immer in den kaufmännischen Bereich gehen“, erzählt der 22-Jährige. Das gute Gehalt während der Ausbildung habe ihn natürlich angesprochen, vor allem aber die guten Weiterbildungsmöglichkeiten nach der Ausbildung.
„Man muss anders vorgehen als früher, ein bisschen unkonventioneller werden, ein bisschen aktiver auf Social Media sein, wo man die jungen Leute eher abholt“, sagt David zum Thema Azubi-Mangel. Er selbst gehe als Ausbildungsbotschafter in die Schulen und präsentiere dort seinen Beruf.
Auch Praktikanten könnte man langfristig halten, sagt etwa Egon Schrezenmaier, 1. Vorsitzender von US-2 und Geschäftsführer bei Schrezenmaier Kältetechnik in Schwerte. Ausbildungsstellen müsse er auf diese Weise eigentlich gar nicht ausschreiben. Das ist wohl Luxus in diesen Zeiten.

Eine Berufsgruppe, die es besonders schwer hat, sind die Pflegefachkräfte: Die Schülerinnen Sarah und Anja informieren sich am Donnerstagvormittag umfassend – unter anderem am Infostand des Katholischen Hospitalverbundes Hellweg. „Ich bin bei der Feuerwehr“, sagt Anja, mit dem medizinischen Bereich sei sie da schon in Berührung gekommen.
Den Stand der Bundeswehr hätten die beiden ebenfalls besucht. Ob sie sich am Ende für eine Ausbildung oder ein Studium entscheiden, ist noch offen. Auch ein Freiwilliges Soziales Jahr käme nach der Schule erst einmal infrage

Die rund 1.200 Schülerinnen und Schüler, die zwischen 9 und 14 Uhr in Zeit-Slots auf das Gelände kommen, müssen sich an diesem Donnerstag nicht entscheiden. Sie können sich inspirieren lassen, mit vielen Eindrücken in die Schule zurückkehren. Und wer weiß – vielleicht stehen sie dann in ein paar Jahren auf der anderen Seite. Wie David aus Dortmund, der auch zwei Stunden später nicht loskommt von seinem iPad, auf dem das Logo der Sparkasse prangt.
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