
© Bernd Paulitschke
Berührende Zwiesprache von Viola und Gitarre beim Weihnachtskonzert
Ruhrstadt Orchester
Das Programm des Ruhrstadt Orchesters mit vielen Solisten fand großes Publikumsecho im Saal der Rohrmeisterei mit Musik von Bach bis Berlin. Die jüngste Solistin ist erst elf Jahre alt.
Die dreigeteilten Geigen eröffneten das „Ricercare“ aus Johann Sebastian Bachs „Musikalischem Opfer“. Anton Webern setzte dieses Cembalo-Stück für sechs Stimmen aus, die sich in wirbelndem Fugato wanden. Dunkel und traurig zog die Musik dahin.
Neckisch wirkte das Allegro der „Symphonia de Nativitate“ eines anonymen polnischen Komponisten. Schlafwandlerisch tastend erklang wehmütig langsam das Andante mit zartfühlendem Konzertmeister-Solo. Zur Sinfonia concertante des „Londoner“ Bachs Johann Christian traten gleich zwei Solisten auf: Konzertmeister Evgeny Selitsky und Rolf Petrich (Violoncello).
Im fließenden Kopfsatz mit marschierendem Unterton standen sie im Dialog mit den Flöten, durften sich zum Klangteppich des Orchesters aussingen. Klangvoll und präzise trat im munteren Rondeau die Solo-Geige hervor. Ihre Zwiesprache kontrastierte mit vollem Orchesterklang.
Eindrucksvolle Kammermusik
Im Doppelkonzert des Venezianers Antonio Vivaldi agierten Alejandro Vega (Viola) und Sabine Thielmann (Gitarre) - in der Lage nah beieinander, doch eben mit unterschiedlicher Spieltechnik - vor bewegter Kulisse der reinen Streicherbesetzung. Ihre Zwiesprache berührte im langsamen Mittelsatz ohne Orchesterbegleitung ganz besonders als eindrucksvolle Kammermusik. Rascher, virtuoser noch wurde das Spiel der Solisten im Finale.
Schnelle und energische Striche der Violinen eröffneten die Sinfonia pastorale von Johann Stamitz. Nach weich fließendem Larghetto und einem Menuett vermittelte ein charakterlich völlig anderes zweites Presto den Eindruck, als exerzierten Fußvolk und Reiterei gemeinsam.
Ein Zeitsprung entführte zu Arenskis „Fantasia fugata“, zunächst sanglich mit blühendem Konzertmeister-Solo, dann in wirbelnder Fuge, die Claus Eickhoff am Pult gehörig in Bewegung brachte.
Sophie Kersting trat zum ersten Mal mit Orchester auf
Vokales gab es mit „Solveigs Lied“ von Edvard Grieg und „White Christmas“ von Irving Berlin. Intonationssicher wagte die elfjährigen Sophie Kersting ihren ersten Auftritt mit Orchester. Spannend bleibt, wie sie diese Fähigkeiten nutzen wird, wenn in wenigen Jahren die physischen Voraussetzungen für die gezielte Ausbildung ihrer Stimme gegeben sind.
Hat seinen Schwerpunkt auf klassischer Musik, ist aber auch Konzerten anderer musikalischer Genres nicht abgeneigt und bringt den Lesern ebenso gerne Musik- und Tanztheater, Lesungen, Dramen oder Komödien näher. Berichtet über kulturelle Ereignisse und Ausstellungen.
