Er hatte seinen Hof nur gepachtet, war Single und zu allem Übel auch noch katholisch. Die Ergster Bauern rümpften die Nase. Was war denn das für einer, der in den 1960er-Jahren zugezogen war?
Drei Jahre später wählten sie Bernhard Vickermann schon zum Vorsitzenden ihres Landwirtschaftlichen Ortsvereins. Und schon lange gilt der Mann, dem sie auch die Kirche St. Monika maßgeblich mit verdanken, als Urgestein des Ortsteils, als „Mr. Ergste“. Jetzt feiert er seinen 90. Geburtstag.
Der Beruf war vorgegeben
Klimawandel spürte man noch nicht, als Bernhard Vickermann am 19. Juli 1933 in Opherdicke als ältestes von sechs Kindern einer Bauernfamilie geboren wurde. „Damals war das die Zeit der Gerstenernte, die jetzt schon zwei Wochen früher war“, erzählt er. Mit der Geburt war bereits vorgegeben, welchen Beruf der Junge einst ergreifen sollte. Denn in Westfalen war klar: Der Erstgeborene übernimmt den Hof.

Nach dem Abschluss der Volksschule Opherdicke im Jahre 1948 fing der junge Bernhard Vickermann deshalb an, von der Pike auf die Landwirtschaft zu erlernen. Die Praxis brachte ihm der Vater in den Kuh-, Schweine- und Hühnerställen sowie auf den Feldern selbst bei. Die Theorie paukte er in der Berufsschule Unna-Königsborn. Auf fremden Betrieben wurden dann die Gehilfenprüfung und 1960 die Prüfung zum Landwirtschaftsmeister abgelegt.
Feste auf Vickermanns Hof
Als eigenen Hof pachtete Bernhard Vickermann dann zum 1. November 1965 das bald als „Vickermanns Hof“ bekannte Ensemble an der Unterdorfstraße in Ergste (heute: Hof Lohmann). Eine Wette machte ihn zum Schauplatz der weithin bekannten Sommerfeste. „Ich ziehe etwas auf, was Ergste noch nicht gesehen hat“, hatte Bernhard Vickermann in einer Laune verkündet – und nicht zu viel versprochen. Bei der größten Feier strömten 1974 mehrere Tausend Gäste auf das Gelände: „An drei Tagen wurden 38 Hektoliter Bier gezapft und 7.000 Bratwürste gegrillt.“

Elf Sommer lang wurde gefeiert, dann kam die Zäsur: Der Eigentümer, die Stadt Menden, verlängerte die Pacht für den Hof in Ergste nicht mehr, weil sie dorthin wegen des Baus eines Schulzentrums einen Bauern aussiedeln wollte. „Am Ende war es gut, dass es zu Ende ging“, sagt Bernhard Vickermann heute: „Das Sommerfest war mir über den Kopf gewachsen.“
Es war nicht die einzige Veranstaltung, die Hof und Scheune füllte. Regelmäßig schlug auch der Bruder des Bauern, der durch die Altpapiersammlungen bekannte Brasilien-Missionar Pater Beda, dort sein Jugendlager auf. 1974 campierten 400 Teilnehmer drei Wochen lang – alles neben dem normalen Landwirtschaftsbetrieb.
Auf einen Schlag Bauer ohne Hof wechselte Bernhard Vickermann im Alter von 45 Jahren seinen Beruf. Er wurde 1980 zum Pflanzen- und Ackerbauberater bei der Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe. Und während er die letzte Ernte einfuhr, baute er seiner Familie mit den beiden Töchtern ein Haus am Kirchhofsweg.
30 Jahre als CDU-Vorsitzender
Längst war der Jubilar da in seinem Ortsteil fest verwurzelt. 1966 trat er in die CDU Ergste ein, deren Vorsitz er ab 1971 für 30 Jahre übernahm und 200 neue Mitglieder warb. Fünf Ratsperioden vertrat er seine Partei als direkt gewählter Kandidat im Stadtrat, 18 Jahre davon als stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Erst 1999 gab er das Mandat auf, 2001 auch den Vorsitz der Ortsunion Ergste, die ihn zum Ehrenvorsitzenden auf Lebenszeit berufen hat.

Genauso stark engagierte sich der überzeugte Christ in der katholischen Gemeinde. Die Erlöse aus den Sommerfesten auf Hof Vickermann bildeten den Grundstein für den Bau des Gemeindezentrums Am Kleinenberg 1973 und die Einweihung der St.-Monika-Kirche 1989. Gleichzeitig waren die Feiern – so betont der Jubilar – schon damals gelebte Ökumene: „Ein Drittel der Helfer war evangelisch.“
So eine Mobilisierung funktioniert nur mit großem persönlichen Einsatz und stetiger direkter Ansprache, die der Jubilar bei allen seinen Aufgabenfeldern an den Tag legte. „Ich bin dankbar, dass ich das Organisationstalent und die Fähigkeiten habe, um Leute zu begeistern“, sagt er und spricht im gleichen Atemzug allen Mitstreiterinnen und Mitstreitern ein großes Dankeschön aus.
Bundesverdienstkreuz erhalten
Das Gemeindeförderwerk St. Monika honorierte das Engagement von Bernhard Vickermann, indem es ihn zu seinem Ehrenvorsitzenden ernannte. Ganz besonders stolz ist er aber auf seinen Päpstlichen Orden. Erstmalig möchte er diese Auszeichnung an seinem Geburtstag in der Schwerter Öffentlichkeit tragen. Außerdem wurden ihm der Ehrenring der Stadt Schwerte und das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Alle Ehrenämter hat der Jubilar längst in andere Hände übergeben. „Ich war in über 30 verschiedenen Funktionen“, blickt er zufrieden zurück. Wie aus der Pistole geschossen, kann er sie immer noch mit ihren Jahreszahlen aufzählen. Vom Jugendrings-Vorsitzenden in der Stadt Hemer bis zu dem Tag, als er zu den Mitbegründern des EC Sauerland Deilinghofen, den heutigen Roosters Iserlohn, zählte.
Die Wette mit dem Kuhritt
„Ich hatte ein sehr aktives, sehr erfülltes und sehr bewegtes Leben“, fasst Bernhard Vickermann zusammen. Und wie kam es dazu, dass er zum legendären Reiter auf der Kuh wurde? Erneut gab eine Wette den Anlass.
Die St.-Monika-Gemeinde wollte ihren früheren Pastor Norbert Schickentanz an seinem neuen Wohnsitz Rhynern besuchen. Und da wollte der Auftritt einer Gemeindereferentin getoppt werden, die ihr Haflinger-Pony mitbrachte: „Wetten, dass ich es schaffe, mit einer Kuh vorzureiten?“ Das Ergebnis waren 7.200 Euro, die sich Pater Beda und das Kirchbauförderwerk teilen konnten.
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