Nur gewerbliche Anlieferer dürfen Sperrmüll, Bauschutt und Gartenabfälle an der Waage der Entsorgungsfirma Biotrans in Westhofen abgeben. © Reinhard Schmitz
Corona in Schwerte
Wertstoffhof in Schwerte bleibt zu: Wohin mit dem Abfall?
Während alle Wertstoffhöfe im Kreis wieder öffnen, bleibt der in Schwerte geschlossen. Wohin mit Müll und Grünschnitt? Der private Entsorger Biotrans wollte einspringen, darf aber nicht.
Keller ausmisten, Wohnung renovieren, Wildwuchs im Garten kappen. Wer sich in der Coronakrise schon nicht mit Menschen treffen soll, nutzt oft diese Möglichkeiten, die Zeit totzuschlagen. Doch wohin mit den ganzen Abfällen? Das ist ein Problem, weil der städtische Wertstoffhof als einziger im Kreis immer noch geschlossen hat. Die Auswirkungen werden im Schwerter Wald schon sichtbar. Der Parkplatz nahe des Fernsehturms ist übersät mit Müllbeuteln, aber auch mit Pflanzenteilen und Rasenschnitt.
Biotrans darf nur von gewerblichen Anlieferern annehmen
„Vermutlich wird man in den nächsten Monaten noch viel Dreck aus den Gräben herausholen müssen,“ befürchtet Michael Müller, Inhaber der Entsorgungsfirma Biotrans in Westhofen, die sich auch um Sperrmüll, Bauschutt und Grünabfälle kümmert. Annehmen darf der Fachbetrieb das allerdings nur von gewerblichen Anlieferern. Deshalb hat Michael Müller den Antrag gestellt, ihm für die Dauer der Bauhofschließung per Duldung auch die Bedienung von Privatkunden zu erlauben: „Ich habe gedacht, die Stadt sagt: Wir sind froh, dass ihr uns das abnehmt und wir uns auf die Hausmüllabfuhr konzentrieren können.“
Der angelieferte Sperrmüll wird bei Biotrans fein säuberlich getrennt. Auch für die Holzabfälle gibt es eine separate Box. © Reinhard Schmitz
Doch die Stadt beharrte auf ihrem Privileg. Es bestehe eine „Andienungspflicht“ der Bürger an die Kommune oder an durch die Kommune beauftragte Firmen, erklärte Pressesprecher Ingo Rous. Genehmigungsbehörde sei in diesem Fall die Bezirksregierung in Arnsberg, die deutlich gemacht habe, dass die Gesetzeslage keine Ausnahmen vorsehe: „Die Stadt ist außen vor.“
Ball wird von Bezirksregierung und Kreis zur Stadt zurückgespielt
„Es ist im Moment nicht beabsichtigt, eine Genehmigung zu geben“, bestätigte die Sprecherin der Bezirksregierung, Ursula Kissel. Und verwies dabei weiter auf die Kreisverwaltung: „Weil es auch der Kreis Unna so möchte.“ Dort hatte Arnsberg nachgefragt, ob schon der Zustand der „Notentsorgung“ erreicht sei - also die Abholung des Mülls nicht mehr funktionieren würde. „Wir sind nicht im Zustand der Notentsorgung“, hatte Ludwig Holzbeck, der Umweltdezernent des Kreises Unna, zurückgemeldet. Und spielte den Ball für den Wunsch von Biotrans zum Rathaus zurück: „Das ist eine Entscheidung, die in Schwerte zu fallen hat.“ Doch dort habe man den Standpunkt vertreten: „Wenn wir wegen des Kontaktverbots nicht annehmen, dann können wir es auch nicht Privaten erlauben.“
Einzige Entsorgungsmöglichkeit wäre per Container
Eine einzige Möglichkeit, seinen Abfall doch bei Biotrans zu entsorgen, gäbe es: „Jeder könnte den gleichen Müll in einen Container füllen“, sagte Firmenchef Michael Müller. Doch auch das ist eher theoretisch: „Ich hab´ im Moment keine Container.“ Alle rund 400 Behälter sind unterwegs: „Und es wäre ja auch Wahnsinn, für eine Kofferraumladung einen großen Container anzufordern.“
Anfang vergangener Woche - so berichtete Kreisdezernent Holzbeck - seien schon die ersten Abfälle in die Landschaft geflogen. Um Druck aus dem Kessel zu nehmen, sei bei einer telefonischen Bürgermeisterkonferenz am Donnerstag beschlossen worden, die Wertstoffhöfe wieder zu öffnen. Nur das Schwerter Rathaus tanzte aus der Reihe: „Die Stadt Schwerte sieht für sich nicht den dringenden Bedarf, weil es eine Grünabfuhr und Sperrmüllabfuhr gebe.“
Wer nicht weiß wohin mit seinem Müll: Die GWA-Abfallberatung (Tel. 0 800 400 1 400) hilft, den kostengünstigsten Entsorgungsweg zu finden.
Kreisweit 332 Verfahren wegen illegaler Müllkippen im Jahr 2019
Die Zahl illegaler Abfallkippen war im Kreis Unna im Vorjahr gestiegen. Nach einer Mitteilung der Pressestelle wurden 332 (2018: 281) Verfahren gegen Verursacher eingeleitet, davon 10 (11) in Schwerte. Biotrans-Chef Müller wünschte sich, dass die Landschaft sauber bleibt. Er setzt sich auch auf seinem Betriebsgelände für den Naturschutz ein. Neben der Nistmöglichkeit für ein Turmfalkenpaar wurden dort kürzlich noch Nistkästen für Mauersegler aufgehängt.
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