
© Reinhard Schmitz
Barrierefreier Bahnhof Schwerte: So bequem ist der Weg zum Zug jetzt
Bahnhof Schwerte
Auf diesen Komfort musste der Bahnhof Schwerte mehr als 150 Jahre warten. Ohne eine einzige Stufe nehmen zu müssen, können Reisende in den Zug einsteigen. Die Modernisierung brachte Aufzüge.
Kaiser Wilhelm blieben die Treppen nicht erspart, als er 1909 mit seinem Hofzug herangedampft war, um die Hohensyburg zu besuchen. Nicht besser erging es zuletzt dem früheren NRW-Verkehrsminister Michael Groschek und Bürgermeister Dimitrios Axourgos bei ihren Besuchen auf der Langzeitbaustelle im Bahnhof Schwerte.
Jetzt braucht niemand mehr die unzähligen Stufen zu nehmen, bevor er seine Reise antreten kann. Die neuen Aufzüge zu den drei Bahnsteigen sind in Betrieb. Zum ersten Mal in ihrer mehr als 150-jährigen Geschichte ist die Station damit komplett barrierefrei.
Die rundum verglaste Kabine wirkt hell und sauber
„Die Aufzüge laufen seit dem 26. März“, bestätigt eine Bahnsprecherin (Düsseldorf) auf Anfrage. Ein Knopfdruck auf dem Wandtableau genügt, und die rundum verglaste Kabine schwebt lautlos heran. „Türe öffnet sich“, sagt eine Frauenstimme aus dem Lautsprecher.
Ein Hauch von süßem Damenparfüm hängt noch in der Kabine, die den Fahrgast hell und sauber empfängt. Schon kündigt die Bandstimme das automatische Schließen des Eingangs an. Wer nicht so lange warten will, kann den Vorgang mit dem Tür-zu-Knopf beschleunigen.
Schon einen Augenblick später ist der Bahnsteig erreicht und die Ansagen wiederholen sich in umgekehrter Reihenfolge.

Auf Knopfdruck öffnen sich die Aufzugstüren: Alle drei Bahnsteige des Bahnhofs Schwerte sind jetzt barrierefrei zu erreichen. © Reinhard Schmitz
So bequem kamen Fahrgäste noch nie nach oben, wo die Barrierefreiheit weitergeht. Die auf 76 Zentimeter angehobenen Bahnsteige erlauben ein nahezu ebenerdiges Einsteigen in die Züge.
Treppenklettern in die Waggons, das war einmal. Und draußen am Bahnhofsvorplatz ist schon vor vielen, vielen Jahren die Rampe gebaut worden, um die Stufen in die Eingangshalle zu umgehen.
Bahnhofs-Modernisierung hat 11 Millionen Euro gekostet
Die 11 Millionen Euro und dreieinhalb Jahre Baustellen-Improvisation am Bahnhof Schwerte haben sich gelohnt. Er hat sein Schmuddel-Image hinter sich gelassen und ist in der neuen Zug-Zeit angekommen. Was noch fehlt, sind der neue Bodenbelag und ein Deckenanstrich im Personentunnel.
Doch auch dort ist ein Ende der Bauzäune in Sicht. „Die Fertigstellung ist nach wie vor für das zweite Quartal geplant“, sagt die Bahnsprecherin. Damit wird das 100. Projekt der sogenannten Modernisierungsoffensive 2 der Deutschen Bahn abgeschlossen sein, die 150 Bahnhöfe in NRW fit für die Zukunft machen sollte.
Eigentlich wäre das ein Grund für eine Freudenfeier. Doch das große Streckenfest mit Dampflok und ICE, das ursprünglich für den 7. Juni geplant war, musste wegen der Coronakrise abgesagt werden. Ob es nachgeholt wird? Vonseiten der DB - so die Sprecherin - gebe es derzeit keine Planung: „Wir sind an die Bestimmungen gebunden.“
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
