
© Foto: Manuela Schwerte
B236 in Schwerte: Drei Häuserbesitzer wollen nicht verkaufen - Droht die Enteignung?
Geplanter Ausbau
Anfang 2020 will die Deges mit dem Ausbau der B236 in Schwerte beginnen. Aber drei Hausbesitzer wollen nicht ihre Häuser verkaufen. Die Zeit drängt - nicht nur deshalb.
Immer wenn es um die Häuser geht, die für den Ausbau der B236 in Schwerte abgerissen werden müssen, wird die Deges eher schweigsam. Auf die schriftliche Anfrage, wie viele Grundstücke bereits dem Bund gehören und wie viele man noch kaufen müsse, antwortete Pressesprecher Lutz Günther: „Wir verfügen bereits über einen Großteil der Grundstücke, die wir für die einzelnen Bauabschnitte benötigen, die ja zeitlich nacheinander gebaut werden. Nicht bei jedem Grundstück ist schon der Eigentumsübergang erfolgt, jedoch ist der Besitz in diesen Fällen geregelt.“
Besitzer warten immer noch auf ein „vernünftiges“ Angebot
Doch zumindest drei der Hausbesitzer sind sich noch nicht mit der Berliner Agentur, die mit dem Kauf der Grundstücke beauftragt wurde, einig geworden, Ganz im Gegenteil: „Ich warte noch immer auf ein vernünftiges Angebot“, sagt Thorsten Machentanz, der einen Klempnerbetrieb an der Hörder Straße besitzt. Er habe nur einen Brief bekommen, dass er sein Grundstück ab Juni nicht mehr befahren könne. Was dann werden soll, weiß er nicht. „Ich warte eigentlich auf die Enteignung.“
Deges: Enteignung ist möglich
Die ist nicht ausgeschlossen. Auf die Frage, was passiere, wenn keine Einigkeit erzielt werde, antwortet die Deges-Pressestelle: „Das Bundesfernstraßengesetz bietet hier die entsprechenden Möglichkeiten. Danach wäre die Einleitung eines sogenannten Besitzeinweisungsverfahrens oder auch eines Enteignungsverfahrens möglich. Jedoch streben wir grundsätzlich einvernehmliche Lösungen an.“
Grundsätzlich geht es natürlich ums Geld. Die drei Immobilienbesitzer fühlen sich vom Bund, der ja letztlich für die Grundstückskäufe verantwortlich ist, über den Tisch gezogen. So wie der Inhaber des Hauses 114, das weiter oben an der Hörder Straße liegt. Von seinem Grundstück brauche man für den Bau zwar nur einen Streifen. Allerdings genau den, auf dem auch das Wohnhaus steht. Die Entschädigung, die ihm dafür angeboten werde, reiche nicht im Ansatz aus, um weiter hinten ein neues Haus zu bauen, klagt er. Und auf dem Grundstück wolle er wohnen bleiben, das sei schließlich sein Zuhause.
Der dritte im Bunde ist der Eigentümer des ehemaligen Hotels Drei Linden. Anders als die beiden anderen Eigentümer, die ihre Immobilien nutzen, ist das Hotel eher abbruchreif. Allerdings habe es durchaus Interessenten für das Grundstück gegeben, erklärte er im Februar im Gespräch mit der Redaktion. Er ärgerte sich vor allem über die Vertreter der Agentur, die für die Grundstückaufkäufe zuständig sind. Wie eine „Drückerkolonne“ seien die ihm vorgekommen.

Das Hotel Drei Linden hat seine besten Zeiten schon lange hinter sich. © Berkenbusch
Noch sind die Arbeiten für den Ausbau nicht ausgeschrieben
Immerhin zwei der Häuser liegen unmittelbar in der Nähe der Autobahnzufahrt nach Bremen, die sich ja laut Bauzeitenplan der Deges im Abschnitt zwei befindet, mit deren Bau man im Sommer 2020 beginnen will. „Wir gehen davon aus, dass das eventuelle Erfordernis eines der vorgenannten Verfahren keinen Einfluss auf den Bauablauf haben wird“, sagt Deges-Sprecher Günther. Doch es wäre nicht das erste Mal, dass die Deges ihren Bauplan nach hinten korrigiert. Denn auf Nachfrage räumte der Sprecher ein, dass man bislang noch nicht einmal die Teil-Arbeiten ausgeschrieben habe. „Die Ausschreibung der Baumaßnahmen steht kurz bevor. Submissionsergebnisse liegen demzufolge noch nicht vor.“ Zu den ausgeschriebenen Aufträgen gehört übrigens auch der Bau der Fußgängerbrücke am Freischütz, mit dem man ja schon Mal begonnen hatte, ihn dann aber wieder nach hinten verschoben hatte.
Ist mit Überzeugung Lokaljournalist. Denn wirklich wichtige Geschichten beginnen mit den Menschen vor Ort und enden auch dort. Seit 2007 leitet er die Redaktion in Schwerte.
