Ausverkauf im Gymnasium Garenfeld
Privatschule schließt
Im Juli endete nach 110 Jahren im Privatgymnasium Garenfeld der Schulbetrieb. Seitdem liegen die Gebäude im Dornröschschlaf. Anfang März sollen die Tafeln, Tische und anderes Inventar bei einem Trödelmarkt verkauft werden. Aber die Verkaufspläne der Trägerstiftung gehen weiter.

Als die Internatsschüler zu Beginn des 20. Jahrhunderts diese Postkarte nach Hause schrieben, war das Gymnasium Garenfeld noch eine aufstrebende Schule. Später wurde sie in den 1950er- und 1970er-Jahren sogar noch um weitere Gebäude erweitert. Der Heimatsammler Rudolf Kassel hütet das Foto-Dokument in seinen Alben. © Repro: Reinhard Schmitz
Wer möchte sich eine Schule kaufen? Samt Sportplatz und ausgedehnter Grünfläche? Mit 1,2 bis 1,5 Millionen Euro sind Interessenten für das stillgelegte Gymnasium Garenfeld dabei.
„Das ist ein realistischer Preis“, sagt Christian Witte, der sich als ehrenamtlicher Vorstand des Eigentümers, der Dr. Hermann und Katharina Hille Stiftung, um die Vermarktung der Immobilie bemüht. Gutachter hätten den Wert des rund 18.000 Quadratmeter großen Grundstück an der Dorfstraße 1 mit seinen Gebäudekomplexen geschätzt. Ob es verkauft oder verpachtet wird, ist noch offen.
Schulbetrieb im Sommer eingestellt
Seit der Schulbetrieb am 31. Juli vergangenen Jahres eingestellt worden ist, haben sich schon mehrere Interessenten bei der Stiftung gemeldet, die zudem auch selbst ihre Fühler ausgestreckt hat. „Als Berater wirkt ein Immobilienunternehmen aus Dortmund mit, das ein Exposé für eine mögliche Nutzung des Areals erarbeitet“, so Witte. Die Stiftung fahre zweigleisig und habe sowohl Wohnungsbaugesellschaften als auch Bildungsträger im Blick.
Interessenten vor Ort
Überlegungen für ein Internat, wie es in Garenfeld bis wenige Jahre vor dem endgültigen Ende schon einmal betrieben wurde, habe beispielsweise ein international tätiger Verein angestrengt. „Er hat sich die Immobilie intensiv angesehen“, berichtet Witte. Bislang gebe es aber nur einen losen Kontakt: „Noch nichts Konkretes.“
Während der Betrieb einer Bildungseinrichtung unter der Regie eines neuen Bildungsträgers ohne Weiteres möglich wäre, stieß Witte mit Ideen für eine Wohnbebauung auf planungsrechtliche Schwierigkeiten. Bislang sei Wohnungsbau nur in zwei bis drei Reihen direkt am Eingangsbereich denkbar. Doch das Gesamtgrundstück ist viel tiefer, erstreckt sich wie ein Schlauch bis hin zum Garenfelder Friedhof: „Wir haben aber schon mit der Stadt Hagen gesprochen.“ Bislang noch ohne positives Ergebnis.
Frist bis Jahresende
Die Stiftung hat sich eine Frist bis zum Jahresende gesetzt. Wenn bis dahin kein Bildungsträger für die Übernahme des Gymnasiums gefunden werden kann, will Witte noch einmal intensiv mit der Stadt Hagen über eine Wohnbebauung diskutieren. „Die Stadt hat auch ein Interesse, dass das Gymnasium nicht als Bauruine verfällt“, weiß er. Und der Stiftung fallen für die Instandhaltung und die Gewährleistung der Verkehrssicherungspflicht laufende Kosten an. Zuletzt hätten beispielsweise noch Bäume beschnitten werden müssen, über die sich Nachbarn beklagt hatten.
Der ausgedehnte Komplex besteht aus mehreren Gebäuden: Die Schule, in der das Gymnasium im Jahre 1907 gegründet worden ist, wurden in den 1950er- und 1970er-Jahren um mehrere Anbauten erweitert. Außerdem gibt es eine Villa, in der bis zum ihrem Tode im Jahre 2011 die Stifterin Katharina Hille gewohnt hat.
Ende kam nach 110 Jahren
Der Unterrichtsbetrieb der traditionsreichen Einrichtung war im vergangenen Jahr eingestellt worden, weil die zuletzt im Schnitt zwischen 120 und 130 Schüler für einen wirtschaftlichen Betrieb nicht mehr ausreichten. Nötig gewesen – so Witte – wären 170 bis 180 Schüler, um neben der Finanzierung der laufenden Ausgaben auch Rücklagen für die Unterhaltung des Gebäudes bilden zu können.
Mit tatkräftiger Unterstützung des Vereins der Ehemaligen hat die Stiftung inzwischen damit begonnen, das Inventar der Schule wie Stühle, Tische und andere Einrichtungsgegenstände zu vermarkten. Ihr Stiftungszweck ist laut Satzung nicht allein auf den Betrieb des Gymnaisums beschränkt, sondern die „Förderung der Bildung“ allgemein, erläutert Witte. Die erhofften Einnahmen aus Verkauf oder Verpachtung der Immobilie könnten so zinsbringend angelegt werden, um mit den Erträgen künftig beispielsweise Stipendien zu vergeben. Für den Fall einer Auflösung der Stiftung ist in der Satzung auch eine Bestimmung getroffen: Dann würde das Vermögen an die SOS-Kinderdörfer gehen.