Die sechsjährige Anisha ist in Schwerte aufgewachsen. Vor einem Monat hat man sie mit ihren Eltern nach Bangladesch abgeschoben.

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Anishas Abschiebung: Als Mutter packt mich die blanke Wut

rnMeinung

Eine Familie wird aus Deutschland abgeschoben. Das passiert häufig. Doch was die Ausländerbehörde des Kreises Unna in Schwerte gemacht hat – das geht gar nicht, findet unsere Autorin.

Kreis Unna, Schwerte

, 23.02.2022, 11:00 Uhr / Lesedauer: 1 min

Auf dem Bild, das Anisha zeigt, ist die Sechsjährige gerade hochkonzentriert. Gemeinsam mit ihren Eltern sitzt sie in der Schwerter Fußgängerzone und isst ein Eis. Schoko mit bunten Zuckerstreuseln.

Wenn ich mir das Bild des Kindes anschaue, das vor rund einem Monat mitten in der Nacht nach Bangladesch abgeschoben wurde, fühle ich mich hilflos und traurig. Das mag naiv klingen – schließlich weiß ich, dass täglich geflüchtete Menschen aus Deutschland abgeschoben werden.

„Es können nicht alle bleiben“, mögen manche sagen, und sie haben sicher recht. Wobei ich mich frage, warum eine offensichtlich sehr gut integrierte Familie – die ohne Weiteres unter das von der Ampelkoalition geplante Chancen-Aufenthaltsrecht fallen könnte – ausgerechnet jetzt abgeschoben wurde.

Vor allem aber packt mich als Mutter von zwei Kindern die blanke Wut über die Art und Weise, wie die Ausländerbehörde diese Abschiebung offenbar durchgeführt hat. Mitten in der Nacht schleichen sich Beamte in das Schlafzimmer eines Ehepaares mit einem kleinen Kind. Man kann damit rechnen, dass es ungefähr zwischen acht und zwölf Personen gewesen sein müssen.

Dass jeder Aspekt dieses Vorgehens dabei rechtens war, bezweifle ich. Ich stelle mir vor, wie sich das Mädchen gefühlt haben muss. Von ihrer Mutter habe ich gehört, dass Anisha seitdem unter Alpträumen leidet. Und das bezweifle ich nicht.