B236-Ampel für Fußgänger gefährlich kurz grün Ungeduldige Autofahrer lassen Frust an Seniorin aus

Gefahren für Fußgänger an B236: Grünphase zu kurz und fehlender Radweg
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Stau auf den Straßen in Schwerte sind für Autofahrer nichts Neues: Gerade die B236 (Hörder Straße, Bethunestraße), die Wittekindstraße oder die Karl-Gerharts-Straße in der Innenstadt sind häufig davon betroffen. Gerade dort sind die Wartezeiten mitunter quälend lang.

Aber auch die Fußgänger scheinen in Schwerte Wartezeiten und Ärger ausgesetzt zu sein. Zu ihnen gehört Ulrike Berkenhof (72). Die Rentnerin ist täglich zu Fuß in Schwerte unterwegs. Besonders schlimm seien die viel zu kurzen Ampelphasen, beklagt sie. „Senioren schaffen es bei den teilweise sehr kurzen Ampelphasen nicht bei Grün über die Ampel.“ Den Frust der Autofahrer musste die 72-Jährige auch schon über sich ergehen lassen. „Ich kann verstehen, dass die Autofahrer auch gerne über die Ampeln wollen, aber wir können nicht über die Übergänge fliegen“, sagt Ulrike Berkenhoff.

Ulrike Berkenhof steht an der Ampel auf der Hörder Straße.
Eine grüne Ampelphase für die Fußgänger dauert an der B236 (Hörder Straße)/ Am Dohrbaum auf der Höhe der Shell-Tankstelle gerade einmal knapp 10 Sekunden. © Tabea Bremer

Nur 10 Sekunden

Ulrike Berkenhoff wagt deshalb nochmal den Selbsttest an der B236 (Hörder Straße)/ Am Dohrbaum auf der Höhe der Shell-Tankstelle: Sie drückt auf den Ampel-Knopf, gleichzeitig startet die Stoppuhr. 45 Sekunden dauert es, bis es Grün wird. Sie geht los, ist noch nicht ganz drüben und es wird Rot für die Fußgänger. Genau 10 Sekunden geht die Ampelphase.

Für die fitte Rentnerin ist das nicht machbar. Die Autos, die von „Am Dohrbaum“ auf die B236 abbiegen wollen, zeigen sich ungeduldig; fahren immer wieder leicht an, bremsen dann wieder ab, bis sie auf der anderen Straßenseite ist. „Wenn jemand mit dem Rollator oder eine Einkaufstrolley über die Straßen geht, schaffen sie es gerade mal bis zur Hälfte des Überganges“, sagt die 72-Jährige. „Zum Frust der abbiegenden Autos.“ Es komme dann auch nicht selten vor, dass Autofahrer aggressiv reagieren würden oder ausfallend werden.

Das Problem sei nicht nur an der B236 zu sehen. Auch an den Stellen, wo es häufiger für die Autos zum Stau komme, wie an der Wittekindstraße, sei es gerade für die Fußgänger an den Ampeln gefährlich. Zu den Stoßzeiten des Verkehrs sei das Problem dann noch viel akuter als ohnehin, wie Ulrike Berkenhoff bemerkt.

Missstände an Straßen

Doch nicht nur die kurzen Ampelphasen machen der Rentnerin zu schaffen, auch die Zustände der Gehwege seien mitunter gefährlich. So wie an der B236, wo zusätzlich zur kurzen Ampelphase ein großes Schlagloch im Boden klafft.

„Hier habe ich schon häufiger beobachtet, dass Senioren mit ihren Rollatoren hängen bleiben. Wie sollen sie dann auch noch die Ampel in so kurzer Zeit überqueren?“ Auch für die 72-Jährige kam es dort schon zu brenzlichen Situationen. Ob Straßen.NRW die Problematik an der Stelle bekannt ist, hat diese Redaktion angefragt. Bis zum Redaktionsschluss am Dienstag (3.12.) liegt noch keine Antwort vor.

Radfahrer nehmen keine Rücksicht

Aber auch das Zusammentreffen von Radfahrern und Fußgängern in Schwerte ist laut Berkenhoff ein Problem. Beispielsweise am Tunnel an der B236/Ostendamm: Dort werden Radfahrer und Fußgänger zusammengeführt. „Mir ist es schon passiert, dass ein Fahrradfahrer mich übersehen und fast in den Busch geschubst hat“, sagt Berkenhoff. „Die Radfahrer rasen den Berg runter, achten nicht auf die Fußgänger und es wird brenzlich.“ Außerdem höre man die Klingel wegen des Zug- und Autoverkehrs oft nicht. „Das ist mir mittlerweile zu gefährlich, ich vermeide solche Stellen“, erzählt die 72-Jährige.

Vor dem Hotel Reichshof an der Bahnhofstraße kam es am 25. November zu einem Unfall, bei dem eine Radfahrerin und eine Fußgängerin auf dem Gehweg kollidierten.

Autos auf der Hörderstraße in Schwerte durchfahren einen Tunnel. Auf einem Schild davor ist der Fußgängerweg mit der Information "Fahrrad frei" gekennzeichnet.
Für Radfahrer ist der Gehweg unter dem Tunnel entlang an der B236 frei zu nutzen. Hier kommt es laut Ulrike Berkenhoff häufiger zu gefährlichen Situationen. © Tabea Bremer

Stadt ist das Problem bekannt

Dass das Problem in Schwerte kein Unbekanntes ist, bestätigt die Stadt Schwerte auf Nachfrage der Redaktion. Die Problematiken sind laut Stadtsprecher Ingo Rous bekannt und in der Vergangenheit aufgrund unterschiedlicher Beschwerden zuständigkeitshalber an den Landesbetrieb weitergeleitet worden.

Die Gehwege seien demnach mit dem Zusatz „Radfahrer frei“ ausgewiesen. Das bedeutet, dass die Radfahrer keine Benutzerpflicht haben und angehalten sind Schrittgeschwindigkeit einzuhalten.

Für die Zukunft sei ebenfalls geplant, stadteinwärts der B236 („bergab“) einen fast durchgängigen, getrennten Geh- und Radweg zu realisieren. Dazu gehört ebenfalls eine Erneuerung der Ampeln, die auch die Überprüfung der Übergangszeiten beinhaltet.

Von der Stadtverwaltungen sind zuletzt einige „Grünzeiten“ an den Ampeln überprüft worden. Hierbei wurde festgestellt, dass die „Raumzeit“, also die Zeit zwischen der letzten Grünsekunde für Fußgänger und der beginnenden Grünphase für Autofahrer, verlängert werden müsse.

Des Weiteren sei das Planungsamt der Stadt bemüht, insbesondere mobilitätseingeschränkten Personen, durch Barrierefreiheit eine normale Teilhabe zu ermöglichen. Derzeit werde sich auf Querungen in stark befahrenen Bereichen konzentriert. Für beispielsweise solche Maßnahmen stehen im Haushalt 350.000 Euro zur Verfügung, erklärt Rous auf Anfrage unserer Redaktion.

Dieser Text erschien erstmals am 4. Dezember 2024.