Mit dem Erlös seiner Altpapier- und Altkleidersammlungen finanzierte der 2015 gestorbene Pater Beda seine sozialen Entwicklungsprojekte in Brasilien. Jetzt sind die Sammlungen in Gefahr.

© Reinhard Schmitz (A)

Stehen die Altkleidersammlungen in Schwerte für immer vor dem Aus?

rnCorona in Schwerte

Die Pfadfinder finanzieren mit dem Erlös ihr Heim, die Helfer von Pater Beda soziale Projekte in Brasilien. Doch jetzt fallen Altmaterial-Sammlungen in Schwerte aus – nicht nur wegen Corona.

Schwerte

, 01.09.2020, 11:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Altkleider braucht man nicht zu einem Container zu schleppen. Man lässt die Säcke einfach im Keller stehen, bis die Pfadfinder oder der Aktionskreis Pater Beda sie abholen. So lief es seit Jahrzehnten in Schwerte. Jedes Vierteljahr rief eine der beiden Organisationen abwechselnd zur Altmaterialsammlung auf, bei der auch tonnenweise Altpapier mitgenommen wurde.

Doch jetzt sagen die Pfadfinder nach dem März-Termin auch ihre zweite Sammlung 2020, die für den 19. September (Samstag) geplant war, ab. Und zwar nicht nur wegen Corona. Sie werden die gebrauchten Textilien schlichtweg nicht mehr los.

Es gibt keine Nachfrage mehr nach gebrauchten Textilien

„Es ist nicht auszuschließen, dass eine über 50-jährige Tradition zu Ende geht“, sagt Frank Hülscher, 1. Vorsitzender der Pfadfinder. Der Markt für Altkleider sei zusammengebrochen, es gebe keine Nachfrage mehr. Deshalb habe die Gesellschaft für Wertstoff- und Abfallwirtschaft (GWA) des Kreises Unna, an die man das Sammelgut in den vergangenen Jahren verkauft habe, die Annahme gestoppt.

Schon zuvor seien die Erlöse immer weiter zurückgegangen: „Es war mal durchaus das Doppelte.“ Auch der Preis für Altpapier sei im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent gesunken – es allein zu sammeln, lohnt sich nicht mehr.

Die Pfadfinder haben auch ihre zweite Altpapier- und Altkleidersammlung, die für den 19. September geplant war, abgesagt.

Die Pfadfinder haben auch ihre zweite Altpapier- und Altkleidersammlung, die für den 19. September geplant war, abgesagt. © Bernd Paulitschke (A)

„Das ist so – leider“, bestätigt GWA-Sprecher Andreas Hellmich, dass er den Pfadfindern und auch den Helfern von Pater Beda keine Altkleider mehr abnehmen kann. Angesichts der Marktsituation sei die GWA froh, wenigstens noch die Containersammlung in den Städten anbieten zu können: „Aber eine zusätzliche Annahme ist nicht möglich.“

Denn der Verwerter, der das Sammelgut sortiert und weiterverkauft, verkrafte keine Zusatzmengen. Schon seit 1998 sei der Altkleidermarkt „ziemlich durcheinander“ geraten: „Durch Corona wurde das verstärkt.“

Aktionskreis Pater Beda hat noch einen alternativen Abnehmer

Wegen der Pandemie seien die Grenzen zu Ländern geschlossen worden, in die die gebrauchten Textilien sonst weiterverkauft wurden, weiß Udo Lohoff, Geschäftsführer des Arbeitskreises Pater Beda. Auch der ließ seinen Juni-Termin in Schwerte ausfallen: „Der nächste wäre am 12. Dezember – den würden wir machen, wenn es möglich ist.“

Denn Udo Lohoff ist in der glücklichen Lage, noch einen alternativen Abnehmer anstelle der GWA an der Hand zu haben. Der nimmt bereits die Mengen aus über 200 Sammelcontainern an, die der Arbeitskreis verstreut über den Norden Deutschlands aufgestellt hat. Seit Jahrzehnten tragen die Einnahmen dazu bei, die von dem im August 2015 gestorbenen Pater Beda in Brasilien organisierten sozialen Entwicklungsprojekte zu finanzieren.

Pfadfinder finanzieren mit dem Erlös ihr Heim

Die 140 Mitglieder starken Pfadfinder sind auf den Verkauf des Sammelgutes angewiesen, um ihr Heim im ehemaligen Eisenbahn-Ausbesserungswerk in Schwerte-Ost zu unterhalten.

„Wir haben noch Rücklagen, aber das ist ein ganz wesentlicher Teil unserer Finanzierung“, erklärt Vorsitzender Frank Hülscher. Deshalb bitten die Pfadfinder um Spenden auf ihr Konto bei der Sparkasse Schwerte (IBAN: DE78 4415 2490 0000 0250 31; Kontoinhaber: DPSG Schwerte; Verwendungszweck: Spende).

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In Gesprächen mit der GWA prüfen die Pfadfinder gleichzeitig, wie die Situation für Altmaterialsammlungen im nächsten Jahr aussehen könnte. „Wir müssen den Markt beobachten“, kann dort Sprecher Andreas Hellmich derzeit nur sagen.

Er möchte im Frühjahr noch einmal eine Abfrage starten in der Hoffnung, dass sich die Absatzmärkte bis dahin erholen. Der Arbeitskreis Pater Beda möchte nach Möglichkeit an den Sammlungen festhalten. Wenn sie einmal eingestellt wären, sei eine Wiederbelebung schwierig, gibt Udo Lohoff zu bedenken.

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