Hier feierte „Der Schatz im Silbersee“ auf der Kinoleinwand seine Premiere in Schwerte. Später wurde der große Saal zum Ur-Aldi der Stadt umgebaut. Jetzt steht dem hallenartigen Gebäude am Senningsweg, das schon seit vier Jahren leer steht, die letzte Stunde bevor.
Die Immobilen-Entwicklungs-Gesellschaft (IEG), in der Stadtverwaltung und Stadtwerke zusammenarbeiten, kauft es, um es gemeinsam mit der früheren Künstlerkommune an der Bahnhofstraße 34 abzureißen. Man habe sich beide Immobilien genau angeschaut und sei dann zu dem Schluss gekommen, dass sie nicht mehr sanierungswürdig seien, erklärt IEG-Geschäftsführer Holger Gies.
Das ganze Quartier im Blick
„Wir sehen das ganze Quartier in einer Entwicklung“, beschreibt Holger Gies die Vorgehensweise der IEG. Der erste Schritt sei 2022 mit dem Erwerb und Abriss der maroden Wohnhauszeile am oberen Senningsweg gewesen, die im Volksmund als „Bronx von Schwerte“ verschrien war.
Es lohne sich aber, auch „über den Tellerrand zu schauen an dieser oder jener Stelle“. Deshalb sei man auf die Eigentümer angrenzender Flächen zugegangen. Dabei kam zunächst die frühere Gaststätte Westfälischer Hof an der Bahnhofstraße in den Blick, die zuletzt als Künstlerquartier genutzt wurde. Mittlerweile ist die Immobilie übernommen, steht leer und wartet auf den Abriss.

Der soll zusammen mit dem Rückbau des alten Aldi-Markts erfolgen, der ursprünglich das Kino „Scala“ war. Denn Holger Gies weiß: „Der Abbruch ist eine technische Herausforderung.“ Da die Bahnhofstraße nicht gesperrt werden soll, muss sich der Bagger von hinten vorkämpfen – also zuerst den Ex-Aldi und dann das Künstlerhaus platt machen. Die Vorbereitungen dafür seien schon getroffen. Für den Auftrag konnte dieselbe Firma gewonnen werden, die schon fachgerecht die „Bronx“ beseitigte.
Wohnraum und Gewerbe möglich
Der Abriss soll starten, sobald die letzten Formalien für den Eigentumsübergang des früheren Aldi-Komplexes erledigt sind. Der IEG-Geschäftsführer rechnet damit, dass die Bagger dann etwa vier bis sechs Wochen arbeiten werden, bis die Altbebauung beseitigt ist. Schließlich müssen alle Materialien für die fachgerechte Entsorgung sortiert werden.
Danach könne man über die Entwicklung der Flächen nachdenken: Denkbar sei Wohnbebauung und teilweise auch gewerbliche Nutzung, zum Beispiels mit Büroräumen. Denn der Standort ist verkehrlich gut angebunden und liegt mitten in der Stadt.

Beim Abbruch werden bei dem einen oder anderen Schwerter sicherlich noch einmal wehmütige Erinnerungen aufkommen. Wie beim langjährigen Heimatvereins-Vorsitzenden Uwe Fuhrmann, der Anfang der 60er-Jahre als Fünfjähriger mit den Eltern in der Scala seinen allerersten Kinobesuch erlebte.
Es sei ein Film mit der Schlagersängerin Trude Herr („Ich will keine Schokolade“) gewesen. Als Schüler habe er später dort jedes Jahr auf Einladung des Tierschutzvereins immer wieder mit der ganzen Klasse „Lassie kehrt heim“ mit der berühmten Collie-Hündin gesehen.
Kino mit Springbrunnen
„Es war alles sehr plüschig“, hat Uwe Fuhrmann noch genau die Atmosphäre in dem Filmpalast vor Augen, der in den 1950er-Jahren als damals modernstes Schwerter Kino errichtet worden war. Das Interieur atmete ganz den Stil dieser Zeit. Hinter dem Kassenhäuschen habe ein bunt angestrahlter Springbrunnen geplätschert. Zu erreichen war der Eingang durch einen kleinen Tunnel von der Bahnhofstraße, an dessen Wänden die Schaukästen mit den Filmplakaten hingen. Heute hat der benachbarte Alexandra-Grill dort seine Parkplätze.

Um 1970 wurde das Kino geschlossen, bedauert Uwe Fuhrmann. Nach einem Umbau eröffneten die Gebrüder Albrecht dort im Frühjahr ihren ersten Discount-Markt der Stadt, sozusagen den Schwerter Ur-Aldi. Als dieser Ende Mai 2011 in einen Neubau an der Margot-Röttger-Rath-Straße umgezogen war, diente die Scala noch ein paar Jahre als Mode-Outlet, dem die Stadt schließlich den Betrieb untersagte.
Laut Bebauungsplan seien dort keine „zentren- und nahversorgungsrelevanten Sortimente“ zugelassen, hieß die Begründung. Damit wollte man den Einzelhandel in der Innenstadt schützen.
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