Für viele Festbesucherinnen und -besucher war 23 Nisan auf dem Gelände der Moschee und des künftigen Hindutempels ein gelungenes Kinderfest. Doch schon zu Beginn gab es Ärger. Ein Mitglied des als Veranstalter fungierenden Integrationsrats wurde des Geländes verwiesen. Der Fall schlägt politisch Wellen.
Engin Izgi (SPD) ist Werbeunternehmer und Deutscher. Er ist auch bekennender Muslim, aber in die Schwerter Moscheen darf er nicht. Seit 2016 schwelt ein Streit zwischen ihm und der Diyanet-Moschee-Gemeinde. Damals gab es einen Putsch-Versuch in der Türkei. Der dortige Staatschef Recep Tayyip Erdoğan machte Anhänger der Gülen-Bewegung für den Aufstand verantwortlich, und sein Geheimdienst verfasste eine Liste mit 300 Namen, die man dem Bundesnachrichtendienst gab. Auf der Liste stand auch Engin Izgi.
Hausverbot in der Moschee
Seit dieser Zeit habe er mehr oder weniger Hausverbot in der Moschee, so der SPD-Politiker. Für Sonntag (23.4.) sei er aber als stellvertretendes Mitglied des Integrationsrates der Stadt per E-Mail zum Kinderfest eingeladen worden. Zunächst habe er sich im Bereich des Hindutempels aufgehalten. Dann sei er aber mit einem Kollegen aus dem Integrationsrat, der auch im Vorstand des Hindutempels ist, auf das Gelände der Moschee gegangen, weil Bürgermeister Dimitrios Axourgos als Schirmherr der Veranstaltung dort seine Rede halten wollte.
Bevor es dazu kam, habe die Vorsitzende des Integrationsrates, Aynur Yavuz (CDU), ihn angesprochen und des Geländes verwiesen. „Ich habe gesehen, dass sie unmittelbar zuvor mit dem Vorsitzenden der Moschee-Gemeinde gesprochen hat“, sagt Engin Izgi. Einen Zusammenhang könne er nicht beweisen. Aynur Yavuz habe ihn allerdings an das Hausverbot erinnert und gesagt, er könne nicht bleiben.
„Ich bin dann auch brav gegangen.“ Es sei bereits das zweite Mal gewesen, dass es zu einem Eklat bei einem 23-Nisan-Fest gekommen sei. Vor der Corona-Pause, damals fand die Feier noch auf dem Rohrmeisterei-Gelände statt, habe man sich geweigert, ihm am Stand der Moschee-Gemeinde Speisen zu verkaufen.

Aynur Yavuz bestätigte am Dienstag (25.4.) auf Anfrage der Redaktion, dass es zu dem Vorfall gekommen sei. Eine Stellungnahme wolle man aber erst am Mittwoch abgeben. Dann tagt der Integrationsrat (um 17 Uhr im Rathaus). Und auch wenn das Thema nicht auf der Tagesordnung steht, wird es wohl dort debattiert, denn CDU und FDP (beide im Integrationsrat eigentlich in Yavuz Liste vertreten) haben sich schon deutlich positioniert.
Das sagt die CDU
So erklärte Marco Kordt, Fraktionsvorsitzender der CDU: „Wir möchten betonen, dass in unserer Demokratie keine Bürgerin und kein Bürger bei einer öffentlichen Veranstaltung aufgrund eines Hausverbots seitens des Grundstückeigentümers verwiesen werden sollte. Jeder Gast, unabhängig von persönlichen Streitigkeiten, sollte das Recht haben, an städtischen Veranstaltungen teilzunehmen, um ein inklusives Miteinander zu fördern.“
Er regt an, derartige Veranstaltungen nur noch auf neutralen städtischen Flächen stattfinden zu lassen, „um private Streitigkeiten zwischen Grundstückeigentümern und Einzelpersonen zu vermeiden“.
Das sagt die FDP
Noch deutlicher ist ein Schreiben der FDP-Fraktion, das sich direkt an die Integrationsratsvorsitzende Aynur Yavuz wendet, die bei der Kommunalwahl auch für die CDU für ein Ratsmandat angetreten war: „Wir fordern Sie, vor allem die Vorsitzende des Integrationsrates, zu einer Stellungnahme auf und legen allen Beteiligten nahe, sich noch einmal sehr grundsätzliche Gedanken über ihr Verständnis von Integration in Schwerte zu machen. Die Existenz eines Integrationsrates an sich und symbolische Akte wie die Schirmherrschaft bei dieser Veranstaltung lassen da auf jeden Fall noch keine glaubhafte Herangehensweise erkennen.“ Unterschrieben ist die Stellungnahme von beiden Fraktionsmitgliedern.
Und auch im Internet gibt es viel Rückhalt für Engin Izgi. Der betont im Gespräch mit der Redaktion, dass er sich bei Veranstaltungen innerhalb der Moschee immer benommen habe. „Ich habe meine Meinung und die darf man in Deutschland auch haben.“
Deutscher Staatsbürger
Dass er sich dabei gegen den amtierenden Staatspräsidenten in der Türkei wendet, ist klar. Engin Izgi, geboren in der Türkei, kam mit 15 Jahren nach Deutschland. Er hat nur die deutsche Staatsbürgerschaft, die türkische hat er abgegeben. Vor allem in sozialen Netzwerken äußert er sich kritisch über die Situation in der Türkei. 2017 stand er auf einer Liste des türkischen Geheimdienstes mit vermeintlichen Anhängern der Gülen-Bewegung. Obwohl er nach eigenen Aussagen zwar deren Ziele befürworte, der Bewegung aber nie nahestand. Seitdem war er nicht mehr in der Türkei.
In sozialen Netzwerken kritisiert er immer wieder die Nähe der Diyanet-Gemeinde Schwerte zum türkischen Staatspräsidenten, den er einen Diktator nennt. Erst am vergangenen Dienstag (18.4.) hatte er in einem Facebook-Post beklagt, dass mal wieder ein Ramadan zu Ende gehe, an dem ihm kein Moschee-Besuch möglich war. Die Schwerter Politik sei auf Kuschelkurs mit der Gemeinde, die alles andere als unpolitisch sei.
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