Zu wenige Kindergärten für zu viele Kinder
Kindergarten-Notgruppe
Die Caritas wird Trägerin einer Kindergarten-Notgruppe im Soziokulturellen Zentrum. Ob sie auch Trägerin eines neuen Kindergartens wird, wurde heftig im Ausschuss diskutiert.
Für 21 Kinder fehlen Plätze im Kindergartenjahr 2019/20. Der Vorschlag der BfB, dass Tagesmütter diesen Mangel auffangen könnten, sei rechtlich nicht möglich, so Bürgermeister Mike Rexforth nach Rückfrage beim Kreisjugendamt. Denn nur bei „besonderem Bedarf“ sei diese Lösung gangbar. „Der besondere Bedarf darf sich nur allein auf das Kind beziehen.“ Fakt sei, dass Kinder ab dem dritten Lebensjahr Anspruch auf Förderung in einer Tageseinrichtung hätten.
Hubert Große-Ruiken (CDU) sagte, an der Notgruppe gehe kein Weg vorbei. Sonst würden Eltern ab August klagen. Dringend sei nun zu klären, wo und von wem eine neue Kita für drei Gruppen gebaut werde und wer diese betreiben soll. Bis Beginn der Sommerferien müsse das alles klar sein.
Viele Zuzüge
In Schermbeck gebe es eine besondere Situation, sagte Rexforth. Viele Zuzüge seien zu verzeichnen, „ohne dass wir großartig zusätzlichen Wohnraum auf den Markt gebracht haben“. Mögliche Träger seien derzeit besonders vorsichtig, da nicht auszuschließen sei, dass der Kinderboom wieder abebbe und auch die Konjunktur abflaue.
Er werde wahrscheinlich vorschlagen, dass die Gemeinde baut und das Objekt vermietet. Dass der Beschlussvorschlag beinhaltete, dass der Ausschuss begrüße, dass die Caritas den Betrieb eines zukünftig zu errichtenden Kindergartens übernehmen wolle, störte die Grünen und die BfB.
Kommunale Trägerschaft
Er erwarte, dass die Caritas zunächst ein pädagogisches Konzept vorstelle, sagte Alfons Düsterhus (BfB). Die Caritas betreibe zehn Kindertageseinrichtungen im Kreis Wesel. „Wenn Sie wollen, drucke ich Ihnen das gleich aus“, sagte Mike Rexforth. Britta Wegner (Grüne) fragte, warum man keinen Kindergarten in kommunaler Trägerschaft in Betracht ziehe. Die Vorfestlegung auf einen Träger empfänden die Grünen als etwas unglücklich.
„Ein Kindergarten in kommunaler Trägerschaft ist die schlechteste Variante“, sagte Große-Ruiken. Dafür gebe es die niedrigste Bezuschussung. „Wir haben kein Personal und kein Know-how“, sagte Rexforth. „Sie tragen das komplette Risiko für das Personal.“ Für die Notgruppe im Alten Rathaus/Soziokulturellen Zentrum ständen rechnerisch 77 Stunden zur Verfügung. Nicht mal zwei volle Stellen. „Wenn eine krank wird, wie wollen Sie die ersetzen? Soll ich eine Kollegin aus dem Sozialamt oder aus dem Bürgerbüro hinschicken?“
„Eltern hängen in der Luft“
Er könne nur zwingend von einer solchen Lösung abraten, so Rexforth. Man müsse auch sehen, dass die betroffenen Eltern derzeit „richtig in der Luft“ hingen. Man müsse ihnen verbindlich sagen, wer ihre Kinder in den nächsten Jahren betreue. Man werde demnächst eine Infoveranstaltung für diese Eltern zum Thema anbieten.
„Dies ist das Ergebnis unseres Bürgermeisters, der auf Zeit spielt und Druck ausübt“, kritisierte Düsterhus die Vorfestlegung auf die Caritas. Dass er diesen Bedarf hätte voraussehen können, bestritt Rexforth energisch. Mit normalen Parametern, die das Kreisjugendamt anwende, sei die Situation nicht absehbar gewesen. Im Gegenteil hätten er und Irmgard Schwenk von der Verwaltung beim Kreisjugendamt Mitte Februar auf Beschlüsse zu neuen Baugebieten hingewiesen und erst da die Auswertung der Anmeldezahlen gesehen.
Innerhalb von drei Wochen habe man Gespräche mit allen Schermbecker Kita-Trägern geführt, sei auf Trägersuche gegangen und habe das Ergebnis nun in den Ausschuss gebracht. Rexforth: „Hut ab vor allen Beteiligten.“
Die Verwaltung wurde vom Ausschuss beauftragt, für den Bau und Betrieb eines neuen Kindergartens in einer der nächsten Ausschuss-Sitzungen ein Konzept zu erarbeiten.