Am 2. Dezember 2022 war ein Tier auf der A31 in Richtung Dorsten überfahren worden. Sofort gingen die Experten davon aus, dass es sich um einen Wolf handeln könnte. Bevor sie allerdings endgültige Klarheit hatten, mussten sie erst die genetische Untersuchung abwarten. Jetzt wissen sie, wie das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) bestätigt: Es war nicht nur ein Wolf, der überfahren wurde, sondern es handelt sich um ein Tier aus dem Schermbecker Rudel.
Der auf der A31 am 2. Dezember um 7.10 Uhr überfahrene Wolf war der Welpe mit der Kennung GW3045. Er war ein Nachkomme des Wolfspaares mit den Kennungen GW954f und GW1587m. Also war der Welpe ein Nachkomme von Wölfin Gloria aus dem Wolfsgebiet in Schermbeck.
Genetisch tauchte der tote Welpe erst in der Zeit vom 21. bis 24. November 2022 auf. In Hünxe wurden insgesamt in diesem Zeitraum vier Kotproben von verschiedenen Wölfen gefunden. Alle stammen von Wölfin Gloria ab. Erstmals genetisch erfasst wurden zwei Weibchen mit den Kennungen GW3043f und GW3044f und zwei Männchen mit den Kennungen GW3042m und GW3045m, die eindeutig den Elterntieren zugeordnet werden konnten.
Somit hatte das Rudel im Jahr 2022 mindestens vier Welpen. Weibliche Wölfe sind - anders als Hündinnen - nur einmal im Jahr paarungsbereit. Die Welpen werden meist im Mai bis Anfang Juni geboren.
Vier Welpen 2021 nachgewiesen
Im Jahr 2021 wurden ebenfalls mindestens vier Welpen genetisch identifiziert, die dem Elternpaar GW954f und GW1587m zuzuordnen sind: Ein Weibchen mit der Kennung GW2307f wurde am 27. Juni 2021 als kleiner Welpe im Territorium aufgegriffen und wieder frei gelassen; bisher wurde dieses Tier nicht wiedergefunden.
Ein männlicher Welpe mit der Kennung GW2428m wurde zuletzt am 29. Dezember 2021 anhand von Kotproben festgestellt. Ein zweiter männlicher Welpe mit der Kennung GW2551m wurde zuletzt am 10. April 2022 ebenfalls anhand von Kotproben festgestellt. Über den Verbleib dieser drei Jungwölfe liegen keine Informationen vor.
Der vierte Welpe aus dem Jahr 2021, ein Männchen mit der Kennung GW2596m, konnte noch bis Anfang November 2022 im Elternterritorium nachgewiesen werden. Am 29. November 2022 wurde er dann an getöteten Schafen in Lüdinghausen (Kreis Coesfeld) gefunden; offenbar hat der Jährling jetzt das Territorium Schermbeck verlassen.
Rudel besteht aus vier Wölfen
Im Jahr 2020 hatte das Wolfspaar im Territorium Schermbeck nur einen Welpen erfolgreich aufgezogen. Der männliche Nachkomme mit der Kennung GW2089m war vor dem Ende seines ersten Lebensjahres nach Westen abgewandert. Er wurde zuletzt am 2. Mai 2021 im belgisch-niederländischen Grenzpark De Zoom - Kalmthoutse Heide genetisch nachgewiesen.
Ob der Vaterrüde der genannten Welpen mit der Kennung GW1587m noch lebt und sich im Territorium aufhält, ist zurzeit unklar. Der letzte Nachweis erfolgte am 30. Januar 2022 an getöteten Schafen. Offenbar war er zwar noch zur Paarungszeit 2022 im Territorium, ist seitdem aber verschollen. Aktuell besteht das Rudel im Territorium Schermbeck somit mindestens aus der Wolfsfähe GW954f und den drei verbliebenen Welpen GW3043f, GW3044f und GW3042m.
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