Wölfin Gloria BUND klagt gegen möglichen Abschuss

„Behördenwillkür“ oder „längst überfällig“? Reaktionen zu Gloria-Verfügung
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Insbesondere Naturschutzverbände kritisierten direkt nach Bekanntwerden der Allgemeinverfügung des Kreises Wesels, nach der der Abschuss von Wölfin Gloria ab dem 21. Dezember in einem bestimmten Gebiet erlaubt wird. Der BUND fordert flächendeckenden Herdenschutz anstelle eines „Bauernopfers“. Er hat vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf Klage eingereicht.

Der BUND bemängelt eine ungenügende Beteiligung der Naturschutzverbände. Der zeitlich-räumliche Zusammenhang zwischen Rissen sei unzureichend begründet. Auch sei nicht beachtet worden, dass Gloria „das einzige reproduzierende Tier in der betreffenden Region“ sei.

Rolf Fricke vom NABU Bottrop: „Soweit hätte es nicht kommen dürfen und müssen, wenn in den letzten sechs Jahren mehr Tierhaltende der Verantwortung zum Schutz ihrer Tiere durch empfohlene Herdenschutzmaßnahmen nachgekommen wären.“

Landrat „am Ziel seiner Träume“

Die Linke im Kreistag Wesel sieht „Landrat Brohl am Ziel seiner Träume“: „Landrat Brohl scheint offenkundig ein richtiger Wolfshasser zu sein, der schon, bevor entsprechende Expertisen dem Kreis vorlagen, gar nicht früh genug nach dem Abschuss des Tieres gerufen hat“, so Kreistagsmitglied Sascha H. Wagner. Die Allgemeinverfügung zum Abschuss kurz vor den Feiertagen ist für Wagner ein offenkundiges Kalkül des Landrates. Ingo Brohl erhoffe sich durch die Festtage wenig Aufmerksamkeit durch die Öffentlichkeit und entsprechend wenig Gegenwehr aus der Gesellschaft.

Der Verein „Wolfsschutz Deutschland“ spricht von „Behördenwillkür“ und ruft zu Spaziergängen im vom Kreis festgelegten Gebiet auf, wo Gloria geschossen werden dürfte. Damit sollen offenbar mögliche Jagdversuche gestört werden. Man werde zudem Ausführende und Entscheider Strafanzeigen stellen, falls Gloria oder ein anderer Wolf getötet würden.

„Längst überfällig“

Stefan Steinkühler vom Gahlener Bürgerforum, das die Aktivitäten der Wölfin Gloria in der Region um Schermbeck schon länger kritisch sieht, hält die Abschussgenehmigung für gerechtfertigt: „Die Entscheidung war längst überfällig.“ Was die rechtliche Lage betreffe, hätte man auch bei der Klage eines Hünxer Schäfers bereits 2021 zum selben Schluss kommen können.

Immerhin sei Gloria für einen Großteil der Nutztierrisse der vergangenen Jahre im Wolfsgebiet verantwortlich. Steinkühlers Hoffnung ist, dass sich durch eine Entnahme des Tieres die aufgeheizte Diskussion um die Rückkehr des Wolfes in der Region beruhigt, „wenn sie ihre Verhaltensweisen noch nicht an ihre Welpen weitergegeben hat“.

Steinkühler geht davon aus, dass die Akzeptanz gegenüber Wölfen ohne das als „Problemwölfin“ identifizierte Tier steigt. „So haben andere Wölfe eine Chance. Ob das Zusammenleben mit dem Wolf in einem Ballungsraum wie hier aber funktioniert, bezweifle ich.“

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