„Der Wolf in NRW: noch fremd oder schon heimisch?“ Diese Frage griff der WDR mit seinem Format „Stadtgespräch“ im Schützenhaus in Hünxe auf. Anlass war das Wolfsrudel in Schermbeck. Die Argumente der Wolfsgegner könne sie nicht verstehen, sagte nun Angelika Eckel von der Kreisgruppe Wesel des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
Sie kritisierte in einer Mitteilung der Kreisgruppe: „Mir scheint, in den letzten fünf Jahren sind wir kein Stück in unserem Umgang mit der Rückkehr des Wolfes weitergekommen.“ In der Diskussion ging es fast ausschließlich um die Koexistenz von Wolf und Weidetierhaltung.
Für Weidetierhalter bedeutet die Rückkehr der Wölfe mehr Arbeit, schreibt der BUND in der Mitteilung. Sie müssen ihre Tiere auf der Weide zusätzlich wolfsicher einzäunen. Bei dieser Aufgabe fühlen sie sich nach wie vor allein gelassen, da sie lediglich das Zaunmaterial erstattet bekommen, nicht aber den zusätzlichen Arbeitsaufwand.
Die Weidetierhalter empfänden zudem die Antragsstellung für Präventionsmaßnahmen als zu bürokratisch. „Leider stehen sich nach wie vor Weidetierhalte und Politik beziehungsweise Weidetierhalter und Naturschützer teils konfrontativ gegenüber anstatt gemeinsam das Problem anzugehen“, so Eckel.
Bei der Suche nach einer Lösung würden neue wissenschaftliche Erkenntnisse nicht mit einbezogen. „Außerdem wird stets gefordert, sich an Ländern, die eine Regulierung (Bejagung) des Wolfsbestandes zu lassen, zu orientieren. Dass diese Länder unbedingt das EU-Recht achten und deshalb unter genauer Beobachtung seitens der EU stehen, wird dabei nicht berücksichtigt.“
Biologische Vielfalt retten
Der Wolf helfe sogar dabei, den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen, so Angelika Eckel. „Im Stadtgespräch zu kurz gekommen sind leider die ökologischen Vorteile, die die Rückkehr des Wolfes mit sich bringt.“ Der Wolfs sei durchaus wichtig, „um langfristig biologische Vielfalt zu fördern“. Wie das möglich sei?
Wölfe jagen bevorzugt kranke und schwache Tiere, heißt es in der Mitteilung. So helfen sie, den Tierbestand gesund zu halten. Indem sie kranke Tiere erlegen, verhindern sie, dass infizierte Tiere weitere Artgenossen anstecken.
Ein weiterer positiver Aspekt: Der Wolf frisst meist nicht seine gesamte Beute auf einmal. Destruenten (Bakterien, Pilze, Würmer, Käfer und Fliegenmaden) zersetzen das restliche Aas. Mit ihrer Hilfe wird aus toten Tieren nährstoffreiche Erde – Grundlage für neues Pflanzenwachstum. So würden beispielsweise Fliegenmaden, die vom zurückgelassenen Aas profitieren, ihrerseits von Vögeln aufgepickt. Mit der Anwesenheit des Wolfes wird das Nahrungsnetz größer.
Regulierung kontraproduktiv
Der BUND geht man davon aus, dass mit der Rückkehr des Wolfes die Artenvielfalt auf Dauer zunehmen wird. Der Wolf helfe also bei der Umsetzung der Ziele, die die Weltnaturkonferenz vor Kurzem in Montreal formulierte. Eine Regulierung seines Bestandes zum jetzigen Zeitpunkt wäre auch aus dieser Sicht kontraproduktiv.
Die Naturschutzorganisation argumentiert weiter: „Bei einer Regulierung des Wolfsbestandes wird nur die Anzahl von Wölfen, die gejagt werden darf – nicht aber etwa bestimmte Individuen – festgelegt. Das heißt: Getötet werden nicht unbedingt die Wölfe, die in der Vergangenheit bereits mehrfach Nutztiere gerissen haben.“ Für einen Schäfer sei es egal, wie viele Wölfe in Deutschland leben, da Herdenschutz in jedem Fall notwendig sei.
Der BUND schränkt allerdings ein: „Eine aufwandsgerechte, unbürokratische Entschädigung der Weidetierhalter ist dringend geboten.“ Aufgrund geringer Bezahlung und niedriger Preise für Schafprodukte seien viele Weidetierhalter in „existenziellen Nöten“. Ein Vorschlag, um das zu ändern: die Einführung einer Weidetierprämie.
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