Anderthalb Jahre radelten sie ununterbrochen um den Globus. Permanent rieselten neue Eindrücke auf sie ein. Sie waren an einem Punkt angelangt, an dem sie sich nicht mehr ganz so „Unterwegs daheim“ fühlten: Marielle Oberkandler und Henning Vengels brauchten eine Verschnaufpause. „Es war an der Zeit, dass wir das alles einfach mal verarbeiten mussten“, so Marielle. Schließlich hatten sie keine Luxusreise gebucht. Sie sahen auch das Leid von Mensch und Tier.
Dann kamen noch persönliche Umstände hinzu. Zunächst kränkelte Marielle etwas und als sie wieder fit war, folgte Henning - was er sich eingefangen hatte, war hartnäckig. So packten sie kurzerhand die Räder und flogen zurück nach Schermbeck. Sie waren dankbar, sich zu Hause etwas regenerieren und erholen zu können. Das sei in der Heimat doch noch anders möglich als unterwegs.

Zu diesem Zeitpunkt stand das Projekt kurz auf der Kippe: „Wir wussten nicht, ob wir weiterreisen wollen“, erzählt Marielle. Drei Monate dauerte die Reisepause. Doch schnell spürten sie: „Wir sind noch nicht ganz fertig mit dem Reisen.“ Henning Vengels dachte über ein umgebautes Auto nach – das sei schon etwas anderes, als beispielsweise in einem Schafstall zwischen den Kötteln zu schlafen. Sie holten sich ein Auto und stellten dann fest: Die Fahrräder bleiben doch das Mittel der Wahl. Gerade in den südostasiatischen Ländern auf dem Weg in die Mongolei möchten sie alles mit dem Rad erleben und erfahren. Das Auto haben sie zu Hause gelassen. Hennings Eltern nutzen es nun für Campingausflüge.
Ziel ist die Mongolei
So sind sie jetzt wieder unterwegs. Auf Rädern. In Padang, einer Stadt auf Sumatra in Indonesien. Indonesien haben sie zu großen Teilen als laut, dreckig und anstrengend erlebt. Nun freuen sie sich auf die Mongolei, ein großer Sehnsuchtsort der zwei Schermbecker: „Die Landschaft ist fast nirgends wirklich unberührt.“ Überall wirke der Mensch ein. In der Mongolei versprechen sie sich wenig Menschen, viel Weite und unberührte Natur.
Sie hoffen auf Ruhe und die Begegnung mit Rentier-Hirten, die es hier geben soll. Um das Land rechtzeitig zu erreichen, treten sie in die Pedale, da sie nur ein Visum von 30 Tagen in der Mongolei bekommen und spätestens im kommenden Jahr Mitte August dort sein wollen. Später liegen die Temperaturen des Landes schon unter dem Gefrierpunkt. Eine Herausforderung für Menschen, die dort zelten wollen. Ihr nächstes Ziel ist Dumai, um dort die Fähre nach Singapur zu erreichen.

Heiligabend verbrachten sie zunächst noch in der Stadt Padang. In Weihnachtsstimmung waren sie nicht. Bei 30 Grad und einer hohen Luftfeuchtigkeit blieb das aus. Zudem feiern die Menschen hier kein Weihnachten. Aber so komme auch kein Heimweh auf, gesteht Marielle. Am 25. Dezember saßen sie schon wieder auf dem Rad. „Silvester sind wir vermutlich irgendwo in der Pampa unterwegs“, erklärt Marielle.

Viele Menschen, die in Indonesien leben, haben kein fließendes Wasser, keinen Strom und ein Müllproblem, weil der Westen den Müll dorthin verschifft. Daher wünschen sich die beiden Schermbecker ein bewussteres Konsumverhalten der Menschen hierzulande. Sie grüßen ihre Liebsten daheim in Schermbeck und wünschen sich für das kommende Jahr vor allem Gesundheit für ihre Liebsten und sich selbst. Weitere Informationen gibt es auf ihrem Instagram-Kanal und unter www.unterwegs-daheim.blog
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