
© Berthold Fehmer
Test-Lolli statt Lolli-Test: Happy End nach Diebstahl am Testzentrum
Coronavirus
Lolli-Tests gibt’s im Testzentrum von Birgit Tersek nicht - dafür nach Tests Lollis für tapfere Kinder. Bis jemand die Lollis klaute. Eine kuriose Geschichte mit Happy End und „Gänsehaut“.
Seit dem 19. November 2021 betreibt Birgit Tersek das Testzentrum am „El Capitan“ in Gahlen. „Drive-In“ steht zwar auf einem Transparent, aber es kommen auch einige Fußgänger vorbei. Viele duzen die 53-Jährige, die aus Maria Veen kommt, sich im Dorf aber „super aufgehoben“ fühlt. „Manche bringen sogar Kaffee und Brötchen.“
Am Wochenende vor dem Schulstart nutzten viele das Test-Angebot im Dorf, da die Schülerinnen und Schüler sich am Ende der Weihnachtsferien testen lassen sollten. Über 400 Tests habe sie am Wochenende durchgeführt, sagt Tersek, die am Freitag, Samstag und Sonntag jeweils elf Stunden arbeitet. Abends habe man dann „brennende Füße“.
Lolli-Ständer ist heiß begehrt
Für Kinder hat die 53-Jährige einen Lolli-Ständer auf dem Tisch im „Drive-In“ stehen, der heiß begehrt ist. „Das Testen ist nicht angenehm“, sagt Tersek, die das Erlebnis den Kindern gern ein bisschen versüßen will. Manche Kinder würden sich wegen der Lollis jetzt sogar drängeln, als erste dranzukommen, sagt sie lächelnd.
Wenn Tersek die Tests durchführt, muss sie die Ergebnisse anschließend in dem kleinen Anhänger elektronisch übermitteln, sodass die Getesteten das Ergebnis per App auf ihr Smartphone bekommen. Zwei bis drei Minuten drehte sie dazu am Sonntagnachmittag („Es dämmerte schon“) dem Tisch mit Lolli-Ständer den Rücken zu - Entfernung: etwa zwei Meter.
Beim nächsten Test fragte ein Kind nach einem Lolli, doch der Ständer war plötzlich weg. Erst dachte Tersek an eine streunende Katze, die regelmäßig rund um das El Capitan zu sehen sei, und dass diese den Lolli-Ständer runtergeworfen habe. Doch der Ständer war verschwunden.
Dieb bekam wohl Gewissensbisse
Nach dem ersten Ärger besorgte sich Tersek einen neuen Lolli-Ständer. Doch der Dieb schien in der Zwischenzeit Gewissensbisse bekommen zu haben, denn der geklaute Lolli-Ständer lag irgendwann wieder neben dem Tisch - allerdings kaputt und leer.
Am Donnerstagabend hatte Tersek erneut viel zu tun, als plötzlich ein Herr mit einem großen Karton vor ihrem Testzentrum stand. „Ich fragte ihn: Kann ich Ihnen weiterhelfen? Er sagte: Eigentlich wollte ich Ihnen gerne helfen.“ Der Mann entpuppte sich als Herbert Gülker vom Heimatverein Gahlen, der einen neuen Lolli-Ständer (mit Aufkleber vom Heimatverein) mitgebracht hatte.
„Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut“, sagt Tersek, während sie die Geschichte erzählt. „Eine super liebe Geste“ sei das gewesen, freut sich die 53-Jährige. Und die zweijährigen Zwillinge Thilo und Matthis freuten sich am Freitag beim Corona-Test ihrer Mutter, dass sie sich einen Lolli vom neuen Ständer aussuchen durften.
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
