
© Berthold Fehmer
Svenja Kiekenbeck-Wipping hilft kranken Pferden in der Sole-Box (mit Video)
Sole-Box
Kranke Pferde bringt Svenja Kiekenbeck-Wipping dazu, wieder frei durchzuatmen. Möglich macht das die Sole-Box der Schermbeckerin, die nach Behandlungen oft aussieht, „als hätte ich gekokst“.
Mit vier Jahren bekam Svenja Kiekenbeck-Wipping ihr erstes Pony. Seitdem ist die 41-Jährige begeisterte Reiterin. „Ich habe sogar wieder angefangen, Turniere zu reiten, was ich lange Zeit nicht mehr gemacht hatte.“
Als ihr eigenes Pferd Blondi, ein Quarter Horse, vor einigen Jahren hustete und leichte Atemgeräusche hatte, wollte Kiekenbeck-Wipping ihm helfen. „Ich habe vor 15 Jahren eine Tierheilpraktiker-Ausbildung gemacht und war schon immer auf alternative Heilmethoden aus, anstatt immer mit der Chemiekeule dranzugehen.“
Als eine Freundin ihr Pferd in eine Sole-Kammer brachte, „hat man sofort Ergebnisse gesehen“, sagt die Schermbeckerin. „Da kam sofort der Schnodder rausgelaufen.“ Man habe sofort gesehen, dass es dem Tier besser ging. Sie habe daraufhin recherchiert und den Plan gefasst, „dass ich das auch für andere anbieten will“.
Sole-Box selbst gebaut
Sie und ihr Mann, dem der Hof gehört, bauten daraufhin eine Hütte. „Sie musste leicht zu reinigen sein und das Material muss dem Salzgehalt standhalten können“, so Kiekenbeck-Wipping. Nach jeder Behandlung desinfiziert sie die Box, die viel Tageslicht bietet sowie Lamellenvorhänge. „Wenn ein Pferd zum ersten Mal da ist und es sich erschreckt, kann es schnell wieder raus“, so war ihr Gedanke dabei. Aber: „Wir hatten noch nie ein Pferd, dass nicht drin stehen geblieben ist.“

Solelösung aus Totem Meersalz wird von einem Gerät für die Sole-Box vernebelt. © Berthold Fehmer
Sie schaffte zwei Geräte an, die die Sole vernebeln können. Das kleinere von beiden kann etwas feineren Nebel produzieren und auch Medikamente, die vom Tierarzt verordnet wurden, verarbeiten.
Ausschließlich Totes Meersalz wird zur Inhalation vernebelt. Die Sole „wird im Labor abgefüllt“, sagt Svenja Kiekenbeck-Wipping. „Alles, was man selbst anmischt, birgt Gefahren. Etwa dass Staub oder Dreck hineingelangen oder ich nicht die richtige Prozentzahl treffe.“ Das Tote Meersalz sei reich an Kalium, Magnesium, Kalzium und Brom.
„Alle sind durchweg begeistert“
Die Besitzer der Tiere bleiben mit ihnen während der Zeit in der Box. „Alle sind durchweg total begeistert“, sagt Svenja Kiekenbeck-Wipping. Und: „Ich bin überrascht, wie viele Leute mit ihren Pferde hierhin kommen.“

Svenja Kiekenbeck-Wipping und ihr Pferd stehen in der Sole-Box. Die Tiere seien dort meistens entspannt, sagt die Schermbeckerin. © Berthold Fehmer
Aber warum haben so viele Pferde Probleme mit der Atmung? „Dass es so viele waren, hat mich auch überrascht“, sagt die Schermbeckerin. Viele Pferde seien Allergiker. Hinzu kämen die trockenen Sommer, staubiger Boden, mangelnde Bewegung vor allem im Winter, schlechte Heuqualität oder auch die Tatsache, dass nicht jeder Stall täglich ausgemistet werde. „Dann liegen die Pferde nachts im Ammoniak-Gestank.“
„Als hätte ich gekokst“
Wenn das Pferd richtig anfange zu husten, gebe es oft ein gravierenderes Problem, sagt Svenja Kiekenbeck-Wipping. Sie empfiehlt Pferdehaltern zwei, drei Aufenthalte in der Box. „Es braucht ein paar Tage, um alles in Bewegung zu bringen.“ Auch ihre eigenen Pferde lässt sie regelmäßig in die Sole-Box. „Gerade beim Fellwechsel ist das besonders gut, weil das Immunsystem ordentlich arbeiten muss.“ Die Haut der Tiere nehme das Salz ebenfalls auf, das entzündungshemmende Eigenschaften habe. Das Salz habe sie selbst nach Behandlungen teilweise selbst noch unter der Nase: „Dann sehe ich aus, als hätte ich gekokst“, sagt sie und lacht.
Etwa eine halbe bis eine dreiviertel Stunde sind die Pferde in der Box und anschließend sollen sie sich viel bewegen, „gerne galoppieren“. Dadurch atmen die Tiere tief ein und die vorher vollgeschleimten Flimmerhärchen in den Bronchien können den Schleim nach draußen transportieren.
Einige Tierärzte empfehlen die Sole-Box
Mittlerweile gebe es Tierärzte, die Pferdehaltern ihre Sole-Box empfehlen, sagt die 41-Jährige. „Das freut mich natürlich.“ Eigentlich war die Box auch für Hunde gedacht, „aber Hunde waren noch nicht so viele hier. Vielleicht haben Hunde nicht so viele Atemwegsprobleme wie Pferde“, vermutet Kiekenbeck-Wipping.
Es gibt auch Masken, über die Pferde inhalieren können. „Die meisten Pferde werden irgendwann madig, weil sie keinen Bock haben, den Trichter auf der Nase zu haben“, sagt die Schermbeckerin. Auch würden die Masken die Teilchen nicht so fein vernebeln, dass sie bis in die Bronchien gelangen können.

Wenn die Vernebelungsmaschinen ein paar Minuten gelaufen sind, kann man in der Sole-Box kaum noch etwas sehen. © Berthold Fehmer
In der Box seien die Tiere entspannt - wie auch die Besitzer. Sogar zwei Pferde finden in den Box Platz. Und was zahlen Pferdehalter dafür? „Bei einem Pferd 20 Euro, bei zwei Pferden 30 Euro.“ Es gebe aber auch Fünfer- oder Zehner-Karten, sagt Kiekenbeck-Wipping.
Akkupunktur und Allergiker-Ställe
Sie hat schon weitere Pläne: Vor einem Dreivierteljahr begann sie eine Ausbildung zur Akkupunktur für Pferde, mit der sie Ende April „hoffentlich fertig“ sein will. Atemwegserkrankungen könnten durch Beeinträchtigungen an Milz und Nieren entstehen, sagt die 41-Jährige, die „nicht nur die Symptome behandeln, sondern das ganze Pferd angucken“ will. Auch könnte sie sich vorstellen, Allergiker-Ställe auf dem Hof anzubieten, „mit bedampftem Heu und Stroh“.
Erreichbar ist Svenja Kiekenbeck-Wipping über Tel. (0172) 1360796. Im Internet gibt es mehr Informationen über die Sole-Box unter www.sole-box-schermbeck.de. Und auch auf Facebook und Instagram ist die Sole-Box Schermbeck zu finden.
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
