
© Helmut Scheffler
Streit um Zusammenlegung: Grundschulleiterin zieht die Reißleine
Grundschule Schermbeck
Die Leiterin der Grundschule Schermbeck, Jessica Steigerwald, wechselt am 14. Dezember auf eigenen Wunsch an die Gemeinschaftsgrundschule Lohberg. Das sind die Gründe.
Ihr sei 2014 bei der Versetzung als Lehrerin an die Gemeinschaftsgrundschule Schermbeck bewusst gewesen, so Steigerwald, „dass es nicht immer leicht werden würde, in der Gemeinde zu arbeiten, wo ich auch lebe“. Nicht einfacher geworden sei die Situation aber von Jahr zu Jahr, nachdem sie sich auf die Rektorenstelle an der Gemeinschaftsgrundschule beworben habe und vor allem mit der anschließenden kommissarischen Leitung der Maximilian-Kolbe-Schule und der daraus folgenden Zusammenlegung beider Grundschulen.
Die Auseinandersetzungen zur Zusammenlegung der Schulen sind nach wie vor nicht beendet - der Ausgang einer Klage gegen die Ablehnung eines beantragten Bürgerbegehrens steht noch aus. Von den Bürgern deutlich beantwortet wurde hingegen der Ratsbürgerentscheid, in dem ein Neubau an der Weseler Straße abgelehnt wurde.
Steigerwald war im Vorfeld selbst ins Kreuzfeuer geraten, als sie im Vorfeld des Ratsbürgerentscheids ein Plädoyer des Kollegiums für einen Neubau veröffentlicht hatte und für eine Teilnahme der Bürger an der Abstimmung geworben hatte. Dass Steigerwald in ihrem Schreiben die Situation mit dem Satz zusammenfasste „Nach dem Beschluss des Rates am 9. Oktober 2019 gab es wieder nicht mehr als Diskussionen“, brachte ihr eine zweiseitige Gegendarstellung des Rats sowie Vorwürfe ein, die Schulleiterin habe „eine Art Wahlbeeinflussung vorgenommen“. Eine Dienstaufsichtsbeschwerde wurde allerdings abgelehnt.
Sie sei dankbar „für die schweren Erfahrungen während der Zusammenlegung und in der politischen Gestaltung rund um die Grundschule“, so Steigerwald. „Ohne Zweifel war es vielfältig und anstrengend, doch es gab auch viele spannende Momente.“
„Muss an meine Familie denken“
Es sei „die Zeit gekommen, in der ich weiterhin nicht nur an die Schule, sondern vor allem an meine Familie denken muss“, so Steigerwald, die ihrem Kollegium für die Unterstützung dankt sowie Kindern und Eltern, „die ehrlichen Kontakt gesucht haben, die die Schule in meiner Schulleiterzeit in den Gremien aktiv unterstützt haben, die Gespräche gesucht haben, auch sachliche Kritik geäußert haben, um die Schule und das Schulleben voranzutreiben“. Auch dem Schulverwaltungsamt dankt sie für „die immer vertrauensvolle Zusammenarbeit“.
Steigerwald: „Ich werde jetzt an meine Wurzeln und meine Überzeugung zurückkehren, die mich einmal dazu bewegt haben, Lehrerin zu werden.“ Ab dem 14. Dezember wird sie an die Gemeinschaftsgrundschule Lohberg arbeiten, wo sie sich als Rektorin beworben habe. „Bis zu den Weihnachtsferien werde ich dann noch mit 10 Stunden rückabgeordnet, was bedeutet, dass ich weiterhin zwei Tage in Schermbeck zur Beratung für das Kollegium zur Verfügung stehen und die Verwaltungsaufgaben übernehmen werde.“
Schulleitungsstelle wird nun ausgeschrieben
Die Stelle der Schulleitung sowie der Vertretung „werden nun von der Bezirksregierung ausgeschrieben. Bis sich jemand auf diese Stelle bewirbt, wird ab Januar 2021 die kommissarische Schulleitung von Kollegen bzw. Kolleginnen durch Abordnung geregelt“, so Steigerwald. Bis zum Ende des Schuljahres 2020/21 werde Donald Grüter, Rektor der Ludgerischule in Dingden, mit ebenfalls 10 Stunden abgeordnet, um das Kollegium in Schermbeck zu unterstützen. „Er wird sich noch vor den Ferien bei der Gemeinde und der Steuergruppe in der Schule vorstellen und so erste Einblicke erhalten.“
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
