Schulneubau in Schermbeck beschlossen Doch es droht die nächste Warteschleife

Schulneubau beschlossen: Es droht die nächste Warteschleife
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Die beiden Standorte der Grundschule Schermbeck sollen an der Weseler Straße auch räumlich zusammengelegt werden. Über das Wie diskutierte der Rat am Dienstag (20.6.).

Florence Verspay (Hausmann Architektur) stellte die Ergebnisse des Schulbauberatungsprozesses vor, der in drei Varianten mündete. Die beiden, die eine Verwendung von Bestandsbauten an der Weseler Straße beinhalten, würden laut Grobkostenschätzung 26,2 oder 28,3 Millionen Euro kosten. Ein Neubau hingegen 32 Millionen Euro.

Stefan Steinkühler (Grüne) sagte, er sei „stutzig“ geworden: 2019 habe der Rat gegen einen Schulneubau gestimmt. Warum sei dieser nun doch geprüft worden? Thomas Nübel von der Verwaltung widersprach: „Ein Bildungszentrum mit Dreifachsporthalle wurde ausgeschlossen.“ Florence Verspay sagte, dass „wir immer empfehlen, den Neubau daneben zu legen“.

Legitimierung durch die Bürger

Die Grünen seien für die kostengünstigste Lösung, so Steinkühler, der für einen Ratsbürgerentscheid warb: „Die Legitimierung durch die Bürger hätten wir gerne. Bevor es einen Bürgerentscheid gibt, der noch mal länger dauert.“

Rainer Gardemann (CDU) sagte: „Die Rahmenbedingungen haben sich seit 2019 massiv geändert.“ Damals sei man nicht von fünf Zügen ausgegangen, man müsse Gebäude „ganz anders beheizen“, es gebe einen OGS-Rechtsanspruch ab 2026. Bei Nutzung der Bestandsgebäude könnten nicht alle Räume barrierefrei gestaltet werden. Und: „Wir haben dort eine Wundertüte.“ Die Bestandsgebäude seien nicht komplett untersucht worden - man wisse nicht, welche Stoffe dort verbaut wurden.

Nicht drei Jahre auf Baustelle

Der größte Vorteil für Gardemann beim Neubau sei aber, dass die Kinder nicht drei Jahre auf einer Baustelle lebten. Deshalb werde man für einen Schulneubau stimmen. Ein Neubau biete „planungstechnisch mehr Sicherheit“, so Timo Gätzschmann (Die PARTEI). Auch Dieter Michallek (SPD) sprach sich für einen Neubau aus.

Thomas Heiske (Zukunft Schermbeck) fragte nach der Baupreisentwicklung. Womöglich koste der Schulneubau am Ende „vielleicht 50 Millionen Euro?“ Wie die Situation sich am Markt verändere, „wissen wir nicht“, entgegnete Bürgermeister Mike Rexforth.

Die Verwaltung werde nach Fördermöglichkeiten suchen und über die konkrete Planung mit der Politik sprechen. Man sei bereits mit dem Land im Gespräch. Bei den Kosten müsse man auch den Wert der attraktiven Grundstücke berücksichtigen, die bei einem Schulneubau zur Refinanzierung beitragen könnten, sagte Johannes Brilo (CDU).

„Nur in Ihrem komischen Kopf“

Scharfe Kritik musste sich Heiske von Rainer Gardemann anhören, der an die Klage unter anderem von Heiske gegen einen Ratsbeschluss erinnerte: „Sie tun so, als wenn wir das vergessen hätten, dass Sie uns zwei Jahre haben schmoren lassen. In der Zeit sind die Kosten deutlich nach oben gegangen. Der Rat hat das nicht vergessen.“ Die von Heiske genannten 50 Millionen Euro seien eine „Nebelkerze“. „Die gibt es in keiner einzigen vernünftig nachvollziehbaren Folie - nur in Ihrem komischen Kopf.“

Rexforth sagte, dass hinter dem Schulneubau komplexe Fragestellungen stünden. „Wenn wir zukunftsfähig sein wollen, müssen wir uns abheben.“ Gegen den Trend der Überalterung wolle man interessant werden und bleiben für junge Familien. Die Investitionssumme sei hoch, aber man müsse diese „auf 50, 60 Jahre denken“. Gegen die Stimmen der Grünen, Thomas Heiskes, Thomas Pieniaks und Simon Bremers (FDP) wurde der Neubau beschlossen.

Zeitplan

Dafür muss aber noch Planungsrecht geschaffen werden und auch die Architektur des Neubaus ist noch nicht klar. Das ursprüngliche Ziel, den Neubau für das Schuljahr 2026/27 bezugsfertig zu haben, dürfte laut Nübel „sportlich“ werden. Es sei realistisch, dass das Planungsrecht dies verzögere.

Und noch eine Warteschleife droht: Zukunft Schermbeck hatte bereits vor der Ratssitzung in den Sozialen Medien angekündigt, dass man die Initiative „Zwei Grundschulen für Schermbeck“ unterstützen wolle, die Unterschriften für ein Bürgerbegehren gegen einen möglichen Neubau sammeln wolle.

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