
Ein Ratsbürgerentscheid ist, wenn formal korrekt, eine feine Sache. Und ganz schön demokratisch. Da dürfen „ganz normale Bürger“ mal über ein Thema abstimmen, das für die meisten Schermbecker von großer Bedeutung ist. Und die Politiker sagen dann: „Super, so machen wir‘s.“
„Sollte man das nicht öfter machen?“, mag manch einer denken. Nein, sollte man nicht.
Erstens, weil es in Schermbeck nun wahrlich nicht so viele Themen gibt, die ein vergleichbares Echo in der Bevölkerung hervorrufen und die Menschen derart umtreiben wie die Verkehrssituation in der Ortsmitte. Zweitens, weil der organisatorische und personelle Aufwand für die Gemeindeverwaltung hoch - und durchaus kostspielig - ist. Und drittens, weil sich auch gute Dinge abnutzen, wenn man sie zu oft wiederholt.
Der Ratsbürgerentscheid über die Verkehrsführung in der Ortsmitte wäre, wenn er denn tatsächlich kommt, auch eine Art Notwehr. Bevor die Sache eskaliert, bevor die Kritik in Dauerschleife im Rathaus und bei den Volksvertretern ankommt, lässt man die entscheiden, die es angeblich sowieso besser zu wissen glauben. Und kann anschließend mit halbwegs gutem Gewissen sagen: „Ihr habt es doch so gewollt!“
Ist das geschickt - oder feige? Drückt sich die Politik vor einer unangenehmen Entscheidung?
Ja, irgendwie schon, aber viel wichtiger ist doch: Ein jahrzehntelanger Streitpunkt könnte irgendwann mal zu den Akten gelegt werden. Und alle hätten daran mitgewirkt.
Noch ein Verkehrsversuch in Schermbeck: Die Bürger haben das letzte Wort
Ein Ratsbürgerentscheid - oder sogar drei?: Zweifel an Verkehrsvotum in Schermbeck
Demo wegen Verkehrsversuch : „Wir wollen erreichen, dass dieser Wahnsinn beendet wird“