"Quadianer" lassen Kinder kostenlos mitfahren

Verein gegründet

"Wenn man da einmal drauf gesessen hat, ist das wie ein Virus.“ So beschreibt der Schermbecker Patrick Immer, der seit zwei Jahren Quad fährt, sein Hobby. Er und Gleichgesinnte haben zum Jahreswechsel den Verein „Die Quadianer“ gegründet, der unter dem Motto „Quadianer-Kids“ auch Kindern kostenlose Fahrten ermöglichen will.

Schermbeck/Raesfeld

, 10.02.2016, 17:45 Uhr / Lesedauer: 2 min
Wo auch immer die Quadianer vorfahren, wie hier am Rosenmontag in Holsterhausen, ist ihnen die Aufmerksamkeit des Publikums gewiss.

Wo auch immer die Quadianer vorfahren, wie hier am Rosenmontag in Holsterhausen, ist ihnen die Aufmerksamkeit des Publikums gewiss.

Als „Quad-Verein aus dem schönen Niederrhein und Umgebung“ bezeichnet sich der Verein, der derzeit die Gemeinnützigkeit anstrebt. Die zehn Fahrer und Fahrerinnen, darunter Vorsitzender Immer und der Raesfelder Stefan Christ, hatten sich bei Quadfahrer-Treffen kennengelernt. „Wir haben gemerkt, dass gerade Kinder bei den Treffen immer heiß auf die Quads waren“, so der 38-Jährige. Als Privatperson ein fremdes Kind auf dem Quad mitzunehmen, sei aber aufgrund des Versicherungsschutzes schwierig gewesen.

Sponsoren

Durch Gründung des Vereins, strenge Auflagen an die Fahrer sowie mit Hilfe von Sponsoren, darunter Quad-Firmen, Red Bull, Werbezone Dorsten oder der Dorstener Frank Bojert (Internetseite), könne man Kindern diesen Spaß nun kostenlos bieten, so Immer. „Die Leute können uns kontaktieren für Firmen-Events, Sommerfeste, Kindergeburtstage oder Schulveranstaltungen. Die Eltern können spenden, müssen es aber nicht.“ Er weiß, dass viele sich sonst das Leihen eines Quads (rund 80-90 Euro pro Stunde plus 500 Euro Kaution) nicht leisten könnten. Frühestens ab fünf Jahren können Kinder mitfahren. „Sie müssen so groß sein, dass sie mit den Füßen auf die Fußrasten kommen“, so Immer. Von Sponsoren habe man auch kleine Kinder-Quads bekommen, sei aber noch auf der Suche nach weiteren Helmen oder Schutzkleidung für Kinder. „Auch da sind wir an Firmen dran, die uns unterstützen könnten“, sagt Immer, würde sich aber auch über Spenden von Privatpersonen freuen.

Hoher Schwerpunkt

Gesichert werden die Kinder mit Gurten, wobei die Fahrer klare Anweisungen haben, nie schneller als 50 km/h zu fahren. Dass ein Quad aufgrund seines hohen Schwerpunkts in Kurven zum Kippen neigt, wissen Immer und die anderen Fahrer natürlich und fahren vorsichtig. „Beim Motorrad legt man sich mit in die Kurven, beim Quad macht man das Gegenteil.“ Auf zwei Rädern Quad zu fahren, sei für Geübte kein Problem – mit Kindern an Bord mache man das selbstverständlich nicht, so Immer. „Manche Kinder schreien auch, wenn man losfährt. Die haben dann Angst. Wir halten natürlich sofort an, weil wir den Kinder ja ein schönes Erlebnis bieten wollen“, sagt Immer. „Aktiv für glückliche Kinderherzen“, so lautet das Motto der Fahrer. Dazu gehöre auch, so Immer, dass man nach Möglichkeit auch mit den Kindern durch den Matsch fahre. „Das ist genau das, was Kinder wollen.“

Als Weihnachtsmann vorgefahren

Wie das in der Praxis aussehen kann, erfuhr ein Junge an Heiligabend. „Die Mutter hatte mich einen Tag vorher angerufen und erzählt, dass er einige familiäre Tiefschläge in dem Jahr erlitten hatte. Eigentlich wollte sie mit mir einen Termin fürs neue Jahr ausmachen. Ich habe gesagt: ‚Warum so lange warten?‘“ Gesagt, getan: an Heiligabend kam Immer als Weihnachtsmann verkleidet mit seinem Quad bei der Familie vorgefahren. Und machte so dem Jungen ein riesiges Weihnachtsgeschenk. Auch bei der Kindersitzung des Holsterhausener Carnevals Clubs (Dorsten), wo Stefan Christs Tochter Enya in der Garde tanzt, waren die Quadianer am Rosenmontag vertreten. Weitere Termine kann man der Vereins-Homepage entnehmen.

Ursprünglich als Arbeitsgeräte konzipiert

Ursprünglich, erzählt Immer, seien Quads als Arbeitsgeräte entwickelt worden. „Toll, mit dem Ding kann man auch durch die Matsche fahren“, sei einer seiner ersten Gedanken gewesen, als er „Blut geleckt“ hatte. Seitdem trifft er sich regelmäßig mit Gleichgesinnten sonntags um 11 Uhr am Flugplatz Schwarze Heide von wo man Touren in die nähere Umgebung plane. Gerne auch durchs Gelände – natürlich nach Absprache mit den Besitzern. Immer: „Wenn ich dann nach Hause komme, muss ich mich auf Wunsch meiner Verlobten in der Garage umziehen. Dann habe ich auch locker zwei Zentimeter Schlamm auf der Hose.“