Mike Rexforths „Ziehvater“ wird „Freizeit-Millionär“ „Die Gemeinde ist meine Braut“

Mike Rexforths „Ziehvater“ wird „Freizeit-Millionär“
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Winfried Thomann (65) ist „ein bisschen wie mein Ziehvater“, sagt Schermbecks Bürgermeister Mike Rexforth. Der in Dorsten geborene 65-Jährige nickt. Nach 41 Jahren im Öffentlichen Dienst, seit 38 Jahren in Schermbeck, geht Thomann zum 1. März in den Ruhestand. Oder wie er so schön sagt: „Ich werde Freizeit-Millionär.“

An die Probeklausur, die Thomann ihm gestellt habe, erinnert sich der Schermbecker Bürgermeister noch immer. Seine Note dort: eine zwei. Thomann lachend: „Ich habe immer gesagt, wer bei mir besteht, besteht überall.“

„Winfried hätte auch Dozent werden können“, sagt Rexforth. Als Prüfer an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung hat Thomann auch eine Aufgabe, die in diese Richtung geht. Denn wer Fragen rund um kommunale Verwaltung und ihre Bereiche hat, ist gut beraten, Winfried Thomann zu fragen. Nur wundern sollte sich der- oder diejenige nicht, wenn er oder sie aus dem Gespräch mit fünf weiteren Fragen geht.

Der 65-Jährige hat im Rathaus in Schermbeck schon viele Ämter geleitet. Zum Schluss war er für Vertragswesen, Rechtsberatung und Erschließungsangelegenheiten zuständig. Thomanns Spezialgebiet: das Recht. „Im Rathaus sagen wir immer lachend: Winfried schläft mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) unter seinem Kopfkissen ein.“ Thomann selbst über diese Vermutung: „Ich bin nicht allwissend, aber vieles ist mir davon bewusst.“

Neben dem Recht war sein weiteres Steckenpferd, die Jugend zu fördern. Neben dem jetzigen Bürgermeister der Gemeinde gingen beispielsweise auch dessen Allgemeiner Vertreter Gerd Abelt oder der ehemalige Kämmerer Frank Hindricksen durch Thomanns Schule.

„Vertrag kommt von vertragen“

Was sie von ihm neben einer Menge Wissen gelernt haben? „Wir sind für den Bürger da“, sagt Thomann. Wir, das sei die Verwaltung. Es gehe darum, den Menschen in einer Kommune auf Augenhöhe zu begegnen. Und manchmal sei es auch nicht anders gegangen, als schwierige Entscheidungen zu treffen.

„Aber dann muss man sie vernünftig erklären.“ Und wenn aus diesen Gesprächen hervorging, dass sich eine Situation doch anders darstellte, sei sich Thomann auch nicht zu schade gewesen, neu zu denken, lobt Rexforth.

„Es ging ihm immer darum, dass wir als Verwaltung nicht gegen Bürger vor Gericht müssen“, erklärt Rexforth. Konfrontationen hat Thomann immer versucht zu vermeiden. Lieber waren ihm Vereinbarungen im beiderseitigen Interesse. Sein Motto: „Vertrag kommt von vertragen. Man sieht sich immer zweimal im Leben.“

Bürgermeister Mike Rexforth und mehrere Mitarbeiter der Gemeinde Schermbeck verabschiedeten Winfried Thomann in den Ruhestand.
Bürgermeister Mike Rexforth (v.l.) und mehrere Mitarbeiter der Gemeinde Schermbeck verabschiedeten Winfried Thomann in den Ruhestand. © Niklas Berkel

Im Rathaus in Schermbeck konnten sich immer alle Abteilungen auf Thomanns Einschätzungen verlassen – vor allem bei kniffligen Fällen. „Das waren immer die spannendsten“, sagt er. Einer der Fälle ging ihm trotzdem nahe. „Als das erste und einzige Enteignungsverfahren der Gemeinde lief, habe ich schlecht geschlafen“, gesteht er. Jemandem etwas wegnehmen zu müssen, sei hart gewesen.

Sein oberstes Ziel sei aber immer gewesen, Schaden von der Gemeinde abzuhalten. „Die Gemeinde ist meine Braut“, sagt er mit einem Augenzwinkern.

Immer ein Ziel

Dass Thomann nun „Freizeit-Millionär“ wird, freut Rexforth. „Ich hoffe, er bleibt gesund und kann seinen wohlverdienten Ruhestand genießen.“ Thomann selber weiß noch gar nicht, wie das für ihn werden wird. „Es fühlt sich ein bisschen an, wie vor dem ersten Flug.“

Der 65-Jährige brauchte im Leben immer ein Ziel, sagt er. Mal nahm er sich vor, drei Marathons zu laufen. Dann so viele Kilometer mit dem Pedelec zu fahren, die es braucht, um einmal die Welt zu umrunden. Hat er beides geschafft.

Demnächst könnte er ein Buch schreiben, überlegt er. Kein Lehr- sondern ein Lesebuch. Ein Buch, um Nachwuchskräften in der Verwaltung den Einstieg zu erleichtern. Sein oberstes Ziel aber: „Mein Wunsch wäre es mitzuerleben, wenn meine zwei Enkelkinder erwachsen sind.“

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